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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genannt, und der Uruguayense bezeichnet sich infolgedessen gerne als ‚Orientale‘. Das Land stößt im Norden an Brasilien, im Westen an den Uruguayfluß, von welchem es den Namen hat, im Süden an den La Plata und im Osten an den atlantischen Ozean. Es ist durchweg welliges Hügelland, durch welches von Nordost nach Südwest, also in der Diagonale, der Rio Negro fließt, ein Fluß ungefähr von der Größe unserer Oder. Er läuft parallel einem Höhenzug, welcher der Cuchillo grande genannt wird. Cuchillo heißt im Spanischen das Messer, und dieses Wort ist eine sehr treffende Bezeichnung für diesen schmalen, sich gleich einer Messerklinge erhebenden Gebirgszug. Die von Flüßchen und Bächen zerrissene, wellenförmige Fläche des Landes ist meist mit Gras bewachsene Pampa. Höchstens in den Furchen der genannten Wasserläufe findet man niedriges Buschwerk, welches nach Norden in Wald übergeht, ohne aber den eigentlichen Charakter eines geschlossenen Waldes anzunehmen.
    Dörfer nach unserm Sinn gibt es in diesem Land nicht, sondern nur größere Landgüter und einzelne Gehöfte. Unter diesen ersteren muß man eine Unterscheidung zwischen Estanzias, das sind Viehgüter, und Haziendas, das sind Ackerbaugüter, treffen. So ein Gehöft besteht meist aus weiß getünchten Gebäuden und nimmt sich aus der Ferne recht stattlich aus, zeigt sich aber in der Nähe als ein höchst einfaches und aus mangelhaftem Material hergestelltes Bauwerk.
    Ranchos sind kleinere Güter, in welchen die weniger wohlhabenden Leute wohnen. Die mit Stroh oder Schilf gedeckten Mauern eines solchen bestehen meist aus festgestampftem Rasen.
    Der Viehstand des Landes ist sehr bedeutend. Wenn man durch dasselbe reitet oder fährt, so kann man nach jeder halben Stunde eine große Herde von Hornvieh, Pferden oder Schafen zu sehen bekommen. Ein ausgewachsener, vollwichtiger Schlachtochse kostet kaum fünfzig Mark, eine Pferdestute, wie bereits erwähnt, höchstens sechzehn Mark. Bei diesen Preisen achtet der Besitzer das einzelne Stück gering; es ist ihm gleichgültig, ob es hungert und dürstet oder von den Peons totgequält wird. Ein ‚Orientale‘ würde die teilnehmende Fürsorge, welche ein armer deutscher Landmann seinem Pferd, seiner Kuh, ja seiner Ziege und sogar seinem Schwein, widmet, laut verlachen.
    Es war nahe an neun Uhr, als lautes Pferdegetrappel mich veranlaßte, an das Fenster zu treten. Da unten hielten die sechs Yerbateros. Der Anblick, welchen sie boten, war köstlich.
    Die Reiter habe ich schon beschrieben. Sie waren heute nicht anders und besser gekleidet als gestern. Ihre Pferde paßten zu ihnen. Es waren magere, ruppige, struppige Gäule. Aber wie waren sie gesattelt und aufgezäumt! Das Lederzeug war mit Silber geschmückt. Federn und Quasten wankten auf den Köpfen und von denselben herab. Die Sattelponchos waren mit klingenden Schellen versehen, und in die Schwänze hatte man bunte Seidenbänder eingeflochten. Auch die Steigbügel waren von Silber, aber eben nur groß genug für eine Zehe. Die Reiter hatten an ihre nackten Füße Sporen geschnallt, deren Räder wohl vier Zoll im Durchmesser hatten. Wie sehr man sich dieser Sporen bediente, das bewiesen die blutrünstigen und eiternden Stellen rechts und links in den Weichen der Pferde.
    So einen Aufputz liebt der Südamerikaner, und der Yerbatero also auch. Kehrt der Teesammler nach harter Arbeit aus den Wäldern zurück, so ist es gewöhnlich seine erste Sorge, sich so ein glänzendes Reitzeug zu verschaffen, für welches er gern sein sauer verdientes Geld hingibt.
    Es ist gar nichts Seltenes, einem Reiter zu begegnen, dessen Pferd in so glänzender Weise herausgeputzt ist; er selbst aber hat weder Stiefel oder Schuhe noch Strümpfe, und seine Hose, seine Jacke sind so zerlumpt, daß ein europäischer Bettler sich sehr bedenken würde, ob die Polizei ihm erlauben werde, sich in einem solchen Habitus auf der Straße sehen zu lassen.
    Dann vertrinkt und verspielt der Yerbatero das Geld, welches ihm übrig geblieben ist, verspielt schließlich sogar das Pferd mitsamt dem Flitterkram und kehrt in den Urwald zurück, um von neuem sechs oder neun Monate lang als Sklave seines Auftraggebers zu arbeiten. Da denkt er mit Wonne an die Tage zurück, in denen er als angestaunter Stutzer durch die Straßen von Montevideo, Asunción oder Corrientes ritt.
    Daß meine neuen Freunde, heute, wo sie Montevideo verließen, sich noch im Besitz all dieses Putzes befanden, war ein sicherer

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