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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie als Soldat aus dem Sattel steigen und später für eine Partei kämpfen müssen, für welche Sie nicht das mindeste Interesse haben.“
    „Das wollte ich mir verbitten! Ich bin ein Fremder, ein Deutscher, und niemand darf sich an mir vergreifen. Ich würde mich sofort an den Vertreter meiner Regierung wenden.“
    „Sofort? Man würde das sehr leicht verhindern; ein Fluchtversuch würde Ihnen die Strafe der Desertion einbringen, den Tod. Und ehe Sie Gelegenheit finden könnten, sich an Ihren Vertreter zu wenden, würden Ihre Gebeine auf der Pampa bleichen. Gewalt hilft da nicht, sondern nur Vorsicht allein. Übrigens stehen Sie unter unserm Schutz, und können sich denken, daß wir Sie in keine Gefahr führen werden, da wir uns dabei ja selbst derselben aussetzen würden. Lassen wir also diesen Gegenstand fallen. Wir haben ihn bis zur Erschöpfung erörtert. Das Mädchen mag den Tisch frei machen, damit wir Platz zu einem Spielchen bekommen.“
    Dieses Wort wirkte wie elektrisierend auf die andern. Sie sprangen auf, um selbst zu helfen, das Speisegeschirr fortzuräumen. Monteso holte eine Karte herbei. Dann wurde Geld aus den Taschen gezogen, und zwar so viel, daß ich unwillkürlich mit meinem Stuhl vom Tisch rückte.
    „Bleiben Sie, Señor!“ sagte der Yerbatero. „Natürlich sind Sie eingeladen, sich zu beteiligen.“
    „Danke, Señor! Ich spiele nicht. Ich möchte aufbrechen.“
    Er sah mich ganz und gar ungläubig an. Dort zulande spielt eben jedermann, und zwar sehr leidenschaftlich und sehr hoch. Eine Weigerung, mitzuspielen, kommt gar nicht vor und würde die andern beleidigen.
    „Aber, Señor, was fällt Ihnen ein! Sind Sie krank?“ fragte er.
    „Nein, aber sehr müde“, lautete meine Ausrede.
    „Das ist für Sie freilich eine Entschuldigung, zumal Sie morgen den ersten und anstrengenden Ritt vor sich haben.“
    Glücklicherweise trat jetzt der zuletzt angekommene Gast herbei und erklärte, daß er gern bereit sein werde, meine Stelle einzunehmen, wenn man ihm die Erlaubnis dazu erteile. Er erhielt sie sofort, und ich stand auf, um ihm Platz zu machen und zu gehen. Meinen neuen Kameraden die Hand reichend, verabschiedete ich mich von ihnen. Um Bezahlung der Zeche hatte ich mich nicht zu bekümmern, wie Monteso schnell erklärte, als ich mit der Hand in die Tasche griff und mich zum Mädchen wendete.
    „Lassen Sie das, Señor!“ sagte er. „Sie würden uns beleidigen. Früh neun Uhr bin ich mit dem gesattelten Pferd vor Ihrem Hotel. Aber wäre es nicht besser, daß ich Sie jetzt begleite? Sie wissen ja – – –!“
    „Danke, Señor! Von hier bis zum Hotel wird mir nichts geschehen. Ich nehme mich in acht. Buenas noches!“
    „Gute Nacht, Señor! Träumen Sie von dem See und dem vermauerten Schacht! Vielleicht zeigt Ihnen der Traum den richtigen Weg.“ – – –

ZWEITES KAPITEL
    Bei den Bolamännern
    Am andern Morgen war ich sehr zeitig wach, und lange vor der Zeit, in welcher der Yerbatero kommen wollte, hatte ich meine kleinen Angelegenheiten in Ordnung gebracht. Dazu bedurfte es keiner großen Mühe und Arbeit. Ich war echt amerikanisch gereist. Ein kleiner Koffer hatte all mein Eigentum enthalten, und diesen Inhalt trug ich jetzt auf dem Leibe. Den leeren Koffer hatte ich dem Kellner und den gestern getragenen Anzug dem Hausknecht geschenkt. Einige Hemden, Taschentücher und sonstige Notwendigkeiten lagen in Leder geschnallt auf dem Tisch. Ich war zur Abreise bereit.
    Die Hotelrechnung war berichtigt, und der Kellner hatte nebst dem Koffer noch ein Trinkgeld erhalten. Er war ein Schweizer und schien sehr schweigsam zu sein. Das Geschenk aber hatte ihn redselig gemacht. Als er erfuhr, daß ich die Reise zu Pferd und in gleicher Gesellschaft machen werde, beglückwünschte er mich, daß ich so klug gewesen sei, diese Art des Fortkommens zu wählen. Er entwarf mir eine entsetzliche Schilderung der Reise in der Diligence, und ich fand diese Beschreibung später vollständig bestätigt.
    Diese sogenannte Staatskutsche ist ein mehr als solid gebauter Wagen von riesigen Verhältnissen. Sie besteht aus Coupé, Cabriolet und Rotunde und bietet zehn bis zwölf Personen Platz. Sie wird gezogen von sieben gewöhnlich ausgehungerten ‚Rössern‘, davon vier nebeneinander unmittelbar vor dem Wagen, vor denselben nur zwei, und vor diesen letzteren eins, auf welchem der Vorreiter sitzt. Ein anderer Peon sitzt auf dem hinteren Sattelpferd. Auf einem achten Tier galoppiert ein dritter

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