Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Sie – – –“
    Ich befand mich unter dem Tor und band mein Pferd los. Er hatte die unterste Stufe erreicht und schrie:
    „Und Sie bis Austrags der Sache hier festzuhalten. Darum muß ich Ihnen – – –“
    Ich saß im Sattel, und er erreichte das Tor. Beide Arme nach meinem Pferd ausstreckend, wetterte er:
    „Muß ich Ihnen allen Ernstes befehlen, hier zu bleiben, sonst werden Sie arretiert und so lange eingesperrt, bis –“
    Weiter vernahm ich nichts, denn ich jagte fort, nach der Markthalle zu, neben welcher mein Weg aus der Altstadt hinausführte. Es fiel mir gar nicht ein, meine schöne Zeit an einen uruguayischen Kriminalprozeß zu verschwenden. Wollte er mich wirklich dazu zwingen, so konnte er ja versuchen, mich zu arretieren. Ich hatte nichts dagegen.
    Es ging zur Bai hinab und dann wieder zu der Straße hinauf, an deren Ende die Yerbateros auf mich warteten.
    „Nun“, rief Monteso mir entgegen, „da sind Sie endlich! Schon glaubte ich, Sie hätten aus Versehen eine andere Richtung eingeschlagen. Haben Sie das Geld gefunden?“
    „Ich habe es. Und wo befindet sich der Gefährte, welchen wir erwarten? Ich sehe ihn nicht. Er hat doch vor der Stadt zu uns stoßen wollen!“
    „Er wird noch etwas weiter vorangeritten sein. Darf ich vielleicht annehmen, daß Sie sich nicht unfreundlich zu ihm verhalten?“
    „Mein Betragen wird sich ganz genau nach dem seinigen richten.“
    „So bin ich beruhigt, denn er ist ein außerordentlich höflicher Mann, ein Caballero durch und durch.“
    „Was sich bei einem Comisario criminal von selbst versteht!“
    Vielleicht hatte ich das in einem etwas ironischen Ton gesagt, denn Monteso fragte:
    „Glauben Sie es immer noch nicht, daß er es ist?“
    „Ich will Ihnen den Gefallen tun, keinen Zweifel mehr hören zu lassen.“
    „Schön! Sie werden sich überzeugen, daß er wirklich ein Kriminalist ist. Er hat uns so viele interessante Fälle erzählt, in denen es ihm durch großen Scharfsinn und wahrhaft bewundernswerte Gewandtheit gelungen ist, die Schuldigen zu entdecken. Er hat oft sogar sein Leben riskiert.“
    Wir hatten die Stadt bald so weit hinter uns, daß wir sie nicht mehr sehen konnten. Hier und da gab es noch ein vereinzeltes Feld, welches zum Schutz gegen die Herden von mächtigen Kaktus- und Agavehecken eingeschlossen war; sonst aber befanden wir uns im offenen Land, dessen Charakter fast durch ganz Uruguay derselbe bleibt: eine hügelige Fläche, welche von dem feinen, selten über einen Fuß hohen Camposgras bewachsen ist, und in den Vertiefungen lichtes Buschwerk, auf welches der Name Gebüsch eigentlich nicht angewendet werden konnte. Weidende Tiere sah man überall, Pferde, seltener Schafe, zumeist aber Rinder.
    Ein vor uns reitender Mann hatte sich umgeblickt und uns gesehen. Er hielt sein Pferd an, um auf uns zu warten. Als wir ihm so nahe gekommen waren, daß ich sein Gesicht deutlich erblickte, erkannte ich den jungen Menschen, dem ich gestern abend meinen Stuhl überlassen hatte.
    „Da haben wir Sie ja!“ redete Monteso ihn an. „Guten Tag, Señor! Hier sehen Sie den deutschen Caballero, von dem ich Ihnen erzählt habe.“
    Der Mann war in weite, blaue Hosen und eine ebensolche Jacke gekleidet. Seine Weste war weiß, ebenso die Schärpe, welche er sich um die Taille geschlungen hatte und in welcher ein Messer und eine Pistole steckten. Ein Gewehr hing an seinem Sattelknopf. Er zog den Hut vom Kopf, erhob sich in den Bügeln und grüßte:
    „Mei-ne Em-pfeh-lung, Herr!“
    Das klang gebrochen und in einem Ton, wie wenn ein Papagei die ihm eingelehrten Worte ausspricht.
    „Sie sprechen meine Muttersprache?“ fragte ich spanisch.
    „Nein“, antwortete er in derselben Sprache. „Ich kenne nur diesen Gruß, welchen ich mir in Buenos Aires gemerkt habe, wo ich mit Deutschen verkehrte. Ich wollte Sie durch die Klänge Ihres Vaterlandes erfreuen. Darf ich hoffen, daß Sie meinem Anschluß an Ihre kleine Gesellschaft Ihre Zustimmung erteilen?“
    „Jeder ehrliche Mann ist mir willkommen.“
    „So nehmen Sie mir eine Sorge vom Herzen. Ich danke Ihnen sehr!“
    Er reichte mir die Hand, und ich gab ihm die meinige. Der angebliche Kriminalist war höchstens dreißig Jahre alt. Sein Gesicht sah nicht so aus wie dasjenige eines mutigen, sogar verwegenen Menschen. Weit eher hielt ich ihn für einen verschlagenen Feigling, welcher seine Absichten am liebsten durch Hinterlist auszuführen sucht.
    Wir ritten weiter. Die Yerbateros hielten

Weitere Kostenlose Bücher