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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorher zu fragen, jemanden die Erlaubnis erteilt, sich uns anzuschließen?“
    „Ja, denn ich war Ihrer Zustimmung sicher, wenn es überhaupt einer solchen bedarf.“
    Er sagte das in etwas wichtigem Ton. Darum antwortete ich:
    „Gewiß bedarf es meiner Einwilligung. Ich pflege nur mit Leuten zu reisen, welche mir angenehm sind. Darum hätte es sich ganz von selbst verstanden, daß Sie mich vorher fragen mußten.“
    „Ich bitte aber, zu bedenken, daß eigentlich ich der Anführer unserer kleinen Reisegesellschaft bin!“
    „Einen Anführer gibt es nicht. Meiner Ansicht nach hat jeder gleiche Rechte. Sie mögen die Direktion haben, wenn Sie mit Ihren Kameraden in den Urwald reiten, um Yerba zu sammeln. Da ich aber kein unter Ihnen stehender Yerbatero bin, so kann ich Sie nicht als meinen Anführer anerkennen. Soll ich von den Anordnungen eines andern abhängig sein, so reise ich lieber allein.“
    Hatte ich vorhin seine allzu große Vertraulichkeit zurückgewiesen, so mußte ich ihn jetzt von dem Gedanken abbringen, daß ich in irgendwelche Abhängigkeit zu bringen sei. Er war ganz gewiß ein sehr braver Mann; aber er durfte nicht glauben, auch nur den geringsten Vorrang vor mir zu haben. Leute seines Bildungsgrades greifen dann leicht weiter, als sie eigentlich sollen. Meine Worte versetzten ihn in Bestürzung.
    „So ist es nicht gemeint, Señor!“ sagte er schnell. „Ich habe Ihnen nicht zu gebieten; das weiß ich ja. Es fällt mir gar nicht ein, Ihnen gegenüber den Anführer spielen zu wollen. Wenn ich ja ein kleines Vorrecht beanspruche, so ist es nur dasjenige, Sie beschützen zu dürfen.“
    „Dagegen habe ich freilich gar nichts.“
    „Und darüber, daß ich diesem Caballero erlaubt habe, mit uns zu reiten, dürfen Sie nicht zürnen. Sie haben keine Veranlassung dazu.“
    „Also ein Caballero ist er, kein gewöhnlicher Mann?“
    „Er ist ein fein gebildeter Herr, ein höherer Polizeibeamter.“
    „So habe ich nichts gegen seine Begleitung einzuwenden, vorausgesetzt, daß er das auch wirklich ist, wofür er sich ausgibt.“
    „Natürlich ist er es. Warum sollte er es nicht sein und mich belogen haben?“
    „Hm! Aus Ihren Worten ist zu vermuten, daß Sie ihn eigentlich nicht genau kennen?“
    „Ich kenne ihn, und zwar sehr gut.“
    „Seit wann?“
    Er wurde ein wenig verlegen.
    „Nun“, antwortete er, „eigentlich erst seit – gestern.“
    „Ah! Das nennen Sie eine gute Bekanntschaft?“
    „Unter diesen Umständen, ja. Sie selbst kennen ihn ja auch. Erinnern Sie sich nur des Herrn, welcher sich gestern abend in unsere Nähe setzte und um die Erlaubnis bat, mit uns spielen zu dürfen.“
    „Dieser ist es? Hm!“
    Ich brummte nachdenklich vor mich hin. Dies veranlaßte ihn zu der Frage:
    „Haben Sie etwa ein Bedenken?“
    „Ja. Für ein so wichtiges Amt, welches große Erfahrungen und eine ziemlich bedeutende Karriere voraussetzt, scheint der Mann doch wohl zu jung zu sein.“
    „Denken Sie das nicht! Hier macht man schneller Karriere als anderwärts. Es gibt noch höhere Beamte, welche nicht viel älter sind. Sie werden ihn als einen hochgebildeten und sehr unterrichteten Mann kennenlernen. Als ich ihm mitteilte, daß ein vielgereister Deutscher mit uns reite, war er ungemein erfreut davon.“
    „Wo befindet er sich jetzt? Holen wir ihn an seiner Wohnung ab?“
    „Nein. Wir verabredeten, daß wir draußen vor der Stadt mit ihm zusammentreffen würden.“
    „Das ist mir nicht lieb. Ein Beamter von solcher Stellung gesellt sich nicht draußen vor der Stadt wie ein Wegelagerer zu seinen Reisegenossen. Warum kam er nicht in das Hotel, sich mir vorzustellen? Warum läßt er sich nicht an seiner Wohnung abholen? Kennen Sie überhaupt dieselbe?“
    „Nein.“
    „Aber wenigstens ist Ihnen sein Name bekannt?“
    „Ja. Er heißt Señor Carrera.“
    „Der Name klingt gut. Wollen hoffen, daß er zu dem Mann stimmt! Wären wir nach seiner Wohnung geritten, um ihn abzuholen, so hätten wir den Beweis gehabt, daß er wirklich derjenige ist, für den er sich – ah, Señor, welch eine Nachlässigkeit!“
    Ich hatte während der letzten Worte an meine Tasche gegriffen, als ob ich etwas suche. Jetzt hielt ich mein Pferd an und ließ ein möglichst beunruhigtes Gesicht sehen.
    „Was ist's? Was fehlt Ihnen?“ fragte er.
    „Soeben bemerke ich, daß ich meinen Geldbeutel im Hotel auf dem Zimmer liegen gelassen habe.“
    „Das ist kein Unglück, denn er liegt jedenfalls noch dort. Ich werde einen

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