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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kutsche saßen, befanden sich in der größten Gefahr. Darum rief ich meinen Gefährten zu, abzulassen. Doch das war vergebens. Sie bearbeiteten mit ihren Sporen die Pferde, daß diese vor Schmerz wie unsinnig vorwärts rannten.
    Das Terrain war hier ziemlich eben. Sobald aber die Kutsche an irgendein Hindernis stieß, war hundert gegen eins zu wetten, daß sie umstürzen werde. Und da, da sah ich es von weitem, dieses Hindernis! Ein zwar nicht breiter, aber tief eingeschnittener Bach kam von der Seite her und floß quer über unsere Richtung. Alle diese Wasserläufe zeichnen sich durch solche schroff in den Lehm eingefressene Ufer aus.
    Die Peons sahen die Gefahr natürlich auch; aber sie waren gewöhnt, gerade an solchen Stellen die größte Eile zu entfalten, und wollten sich nicht von uns einholen lassen. Rosse und Wagen flogen auf den Bach zu. Ein Sprung in das Wasser – die Diligence neigte sich nach rechts. Die drei Passagiere, welche auf dem Verdeck saßen, streckten vor Angst brüllend die Hände empor. Die Pferde kamen durch das Wasser. Sie rangen sich in gleicher Eile und mit der größten Anstrengung jenseits desselben empor, und der Wagen neigte sich nun nach links. Die Pferde waren auf der Höhe des Ufers angelangt und zogen, von den Peons gepeitscht, nun doppelt stark an. Das gab dem Wagen einen gewaltigen Ruck – er neigte sich wieder nach rechts – ein zweiter Ruck – die Diligence machte einen Sprung und fiel auf die zuletzt angegebene Seite. Sie wurde von den Pferden noch eine kurze Strecke weit fortgerissen. Die drei waren herabgeschleudert worden. Sie lagen an der Erde und streckten Arme und Beine von sich. Sie befanden sich in der Gefahr, von den Pferden meiner Yerbateros verletzt zu werden, denn wir hatten uns hart hinter der Diligence befunden.
    Diese lag nun an der Erde, daneben der Mayoral mit zwei Passagieren, welche hinter ihm gesessen hatten. Das Pferd des Vorreiters war gestürzt, ebenso eins der beiden Tiere, welche sich hinter demselben befanden. Mehrere Lassos waren gerissen. Das Zuggeschirr ist nämlich in jenen Gegenden ein sehr mangelhaftes. Es besteht nur aus einem Riemen, welcher um den Leib des Pferdes läuft. An diesen Riemen wird ein Lasso befestigt und mit dem andern Ende an den Wagen gebunden. Auf diese Weise müssen die Pferde den letzteren ziehen. Stürzt eins der Tiere, und muß es liegen bleiben, nun, so nimmt man ihm einfach den Riemen und den Lasso ab, und man ist mit ihm fertig.
    Wir hielten neben dem verunglückten Vehikel an. Es herrschte da ein Skandal, welcher gar nicht zu beschreiben ist, Pferde und Peons wälzten sich am Boden. Die von ihren Sitzen Geschleuderten jammerten oder fluchten aus Leibeskräften. Noch weit schlimmer als sie waren diejenigen daran, welche im Innern der ‚Staatskutsche‘ steckten. Diese lag jetzt auf der Seite, und die Passagiere befanden sich infolgedessen in jedenfalls nicht sehr bequemen Stellungen. Sie zeterten, so laut es ihre Lungen erlaubten. Ganz besonders kräftig ließ sich eine weibliche Stimme vernehmen.
    „Mein Hut, mein Hut!“ schrie sie unausgesetzt.
    „Zum Teufel mit Ihrem Hut!“ brüllte eine männliche Stimme. „Treten Sie mir nicht im Gesicht herum!“
    „Ich bin verwundet! Hinaus, hinaus!“ schrie ein anderer.
    Ich sprang vom Pferd und öffnete den Schlag, welcher sich jetzt obenauf befand. Das Glasfenster desselben war zerbrochen, und jedenfalls waren die Trümmer desselben in das Innere des Wagens geflogen.
    Zuerst erschien ein Mann, welcher am Arm verletzt sein mochte, denn er versuchte vergeblich, sich oben heraus zu arbeiten. Ich half ihm, dem engen und gefährlichen Gefängnis zu entkommen. Dann schwang sich ein kleiner, schmächtiger Kerl heraus; nach ihm kam ein dritter, welcher so dick war, daß Monteso mir helfen mußte, ihn an das Tageslicht zu zerren.
    „Mein Gott, mein Hut, mein Hut!“ schrie es noch immer im Innern. „Treten Sie nicht, treten Sie nicht, Señor! Sie verletzen mich und verderben mir meinen schönen Hut!“
    „Was geht mich Ihr Hut an! Lassen Sie mich hinaus!“
    Der Passagier, welcher diese zornigen Worte ausgestoßen hatte, kam langsam herausgekrochen. Dann erschienen zwei lange Frauenarme, denen der Kopf der jammernden Dame folgte. Sie hatte ganz zusammengekauert im Wagen gesteckt. Jetzt ragte ihre Gestalt lang und dürr aus dem Schlag hervor.
    „Mein Hut, mein Hut!“ jammerte sie noch immer, als ob es sich um den Verlust eines geliebten Familienmitglieds handle,

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