Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
meiner Leute zurücksenden, ihn zu holen.“
    „Danke! Ich hole ihn selbst. Mein Pferd ist wohl schneller als die Ihrigen. Wenn Sie langsam reiten, werde ich Sie bald einholen.“
    Ohne seine Gegenrede abzuwarten, wendete ich mein Pferd und galoppierte zurück, aber nicht nach dem Hotel, denn ich hatte den Geldbeutel in der Tasche, vielmehr nach dem Polizeigebäude, welches in der Nähe des Doms lag. Dort angekommen, band ich das Pferd an und ließ mich dann zu dem obersten der anwesenden Beamten führen. Der Mann machte große Augen, als er mich in dem hier so fremdartigen Trapperanzug eintreten sah. Ich stellte mich ihm vor und fragte, ob es einen Comisario criminal Carrera gebe.
    „Nein, den gibt es nicht, Señor“, lautete die Antwort. „Wahrscheinlich haben Sie als Fremder den Namen verhört?“
    „O nein. Der Mann hat sich selbst als einen Polizeibeamten dieses Ranges bezeichnet.“
    „Gewiß war es ein Scherz.“
    „Dann scheint aber Grund vorhanden zu sein, dem Scherz ein wenig zu Leibe zu gehen, weil ich vermute, daß der angebliche Kriminalist Böses im Schilde führt, und zwar gegen meine Person.“
    „Dann muß ich mich freilich eingehender mit der Angelegenheit befassen. Bitte, setzen Sie sich!“
    Er deutete auf einen Stuhl, auf welchem ich mich niederließ und nahm an seinem Tisch Platz. Dort legte er einige Bogen weißen Papiers vor sich hin, tauchte die Feder in die Tinte und begann:
    „Zunächst muß ich mir Ihren Namen, Ihr Alter, Ihre Nationalität, den Geburtsort, den Stand, die Vermögensverhältnisse, den Grund Ihrer Anwesenheit und anderes notieren. Sie werden die Güte haben, mir meine Fragen zu beantworten.“
    „Um Himmels willen!“ rief ich, gleich wieder aufstehend. „Soll das ein wirkliches, ausführliches Legitimationsverhör werden?“
    „Allerdings. Es ist unumgänglich nötig!“
    „Ich kam nur, um Anzeige zu erstatten und Sie zu ersuchen, mir einen Beamten mitzugeben, welcher sich des Betreffenden bemächtigen soll.“
    „Das ist sehr viel verlangt. Haben Sie denn ganz besondere Gründe, anzunehmen, daß der Mann Böses gegen Sie im Schilde führe?“
    „Allerdings. Man hat gestern zwei Mordanfälle auf mich gemacht. Jetzt stehe ich im Begriff, nach Mercedes zu reiten. Ich befand mich bereits unterwegs; da erfuhr ich, daß ein junger Mensch mit uns will, welcher sich Carrera nennt und als Kriminalkommissar bezeichnet. Ich habe den Mann im Verdacht, sich in böser Absicht an meine Person machen zu wollen.“
    „Was Sie da erzählen! Zwei Mordanfälle? Und davon wissen wir nichts! Señor, Sie werden nicht nach Mercedes reisen. Wir müssen diesen Fall in die Hand nehmen und untersuchen. Sie werden als Zeuge hier bleiben.“
    „Wie lange?“
    „Das kann ich jetzt nicht wissen. Es kann einen oder auch mehrere Monate dauern.“
    „Dann danke ich! So lange Zeit habe ich nicht. Mein Wunsch läuft nur darauf hinaus, von der Person befreit zu werden, welche sich einen falschen Stand beigelegt hat.“
    „So müssen Sie auch in aller Form Anzeige erstatten.“
    „Das tue ich ja hiermit!“
    „Ja, aber der nötigen Form zu genügen, scheinen Sie eben nicht Lust zu haben. Ich muß auf jeden Fall die erwähnten Fragen aussprechen.“
    „Und sie mit meinen Antworten zu Protokoll nehmen?“
    „Ja. Dann werde ich Ihnen zwei Offiziere mitgeben, welche den Mann arretieren und ihn mit Ihnen zu mir bringen.“
    „Und dann?“
    „Dann werde ich sofort die Vorarbeiten fertigen und die Sache dem Kriminalrichter übergeben.!“
    „Es wird also eine förmliche Kriminaluntersuchung anhängig gemacht werden?“
    „Ganz selbstverständlich.“
    „Und wie lange ist da meine Gegenwart notwendig?“
    „Bis zum Urteilsspruch, also einige Wochen.“
    „Das ist ganz und gar nicht nach meinem Geschmack, Señor. Ich muß nach Mercedes. Soll ich des Kerls wegen hier bleiben, so bedaure ich, Sie belästigt zu haben, und verzichte auf alles. Empfehle mich Ihnen!“
    Ich setzte meinen Hut auf und eilte nach der Tür.
    „Halt, halt!“ rief er mir nach. „Sie können verzichten, wir aber nicht. Da wir nun einmal wissen, daß –“
    Mehr hörte ich nicht, denn nun war ich draußen. Aber hinter mir riß er die Tür wieder auf und fuhr fort:
    „Daß zwei Mordanschläge auf Sie gemacht worden sind –“
    Jetzt war ich unten an der Treppe. Er stand oben und fügte hinzu, indem er mir nachkam:
    „Gemacht worden sind, so sehe ich mich gezwungen, die Sache zu untersuchen und

Weitere Kostenlose Bücher