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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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seit mehreren Stunden in ›CC Beta‹ und verfolgte die verwirrenden, ans Irreale grenzenden Vorgänge, die sich rund um ihn abspielten. Manche der Funktionen der Offiziere in der ›Pit‹ kannte er schon von früher, da er als Ehrengast des Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs zu Alarmübungen und praktischen Demonstrationen der elektronisch gesteuerten Militärmaschinerie eingeladen worden war. Doch nun erschien das alles ganz anders. Das Verhalten des Personals an den Schaltpulten und der höheren Offiziere im Raum verhieß nichts Gutes. Und was hatte es zu bedeuten, dass sie ohne ein Wort Doris einfach in den Catoctin-Berg evakuierten? Er konnte sich lebhaft ausmalen, wie ungnädig seine Frau auf diese Zumutung reagiert hatte.
    Leise und etwas missbilligend fragte Admiral Ainsworth: »Haben Sie besondere Wünsche, was die Unterbringung der -Bewohnerin des Apartments in Rockville betrifft?« Er zeigte seine strengste kalvinistische Miene, aber seine Besorgnis war ehrlich. »Natürlich würden wir Miß McLean nicht nach Catoctin einweisen, doch wir könnten ihr zumindest dabei behilflich sein, die Stadt zu verlassen.«
    »Stuart, Sie sprechen ja, als wären Sie tatsächlich auf das Schlimmste gefaßt.« Für Beal war das Undenkbare wirklich undenkbar, und so würde es immer sein.
    »Vorsichtsmaßnahmen, Mr. President«, erwiderte Ainsworth kurz.
    »Ich muß sagen, ich verstehe das alles nicht ganz. Wir können auf Drohungen der anderen Seite doch mit massiver Abschreckung antworten, oder? So war es doch auch früher …«
    »Das stimmt wohl, Mr. President. Aber eine Situation wie die gegenwärtige hat es noch nie zuvor gegeben.«
    »Was geht draußen vor, Stuart? Ich fühle mich hier so isoliert.« Zum ersten Mal schwang in dieser Bemerkung Beals eine leise Kritik mit.
    Ainsworth wies auf die Computerinformationen, die an eine Wand der ›Pit‹ projiziert wurden: Tabellen und graphische Darstellungen, rätselhafte Rubriken, die aus noch geheimnisvolleren Symbolen bestanden, und großformatige Landkarten erschienen in wechselnder Folge auf der Bildfläche, blieben einige Zeit, verschwanden wieder und wurden durch andere ersetzt.
    »Mit diesem Zeug kann ich nichts anfangen«, sagte Beal nervös.
    Der Admiral rief über die Gegensprechanlage einen der Techniker in der ›Pit‹. »Lieutenant, zeigen Sie die Aufzeichnungen der feindlichen Kräfteverteilung.«
    Sofort erschien an der Wand eine große Karte der asiatischen Landmasse. Während Beal sich zu orientieren versuchte, bemerkte er, dass in verschiedenen Phasen und Kombinationen Chiffren und Zahlen eingeblendet wurden. »So erklären Sie mir das«, sagte er bittend.
    »Natürlich, Mr. President. Die Übersicht ist ziemlich lückenlos – zumindest hoffen wir es. Wie Sie sehen, reagierten die strategischen Verbände der Sowjets auf unsere Alarmstufe Gelb mit einem Gegenalarm. Das war schon mehrmals der Fall und wurde von unseren Computern prognostiziert. Aber nun sind einige Begleiterscheinungen zu beobachten, die wir nicht vorausberechnet hatten. 60 Bär-Langstreckenbomber sind gestartet. Noch nie wurde bei Alarm ein so starker Verband in Marsch gesetzt. Diese Tatsache weist darauf hin, dass die Sowjets die Möglichkeit eines amerikanischen Erstschlags ernst nehmen.«
    »Stuart, ich zweifle nicht an Ihren Schlüssen. Aber die Sowjets werden doch nicht wirklich damit rechnen, dass wir sie angreifen?«
    »Darf ich Sie nochmals an den ›Fall Leerlauf‹ erinnern, Mr. President? Wir können die Möglichkeit nicht außer acht lassen, dass der Gegner seinerseits einen Erstschlag vorbereitet. Die Bären überfliegen nun Sibirien.« Er wandte sich an General Rivera. »Was meldet Cheyenne!«
    »Die Bären-Geschwader sind erfasst, Admiral. Wenn sie über die Sicherungszone einfliegen, werden ihnen von der Elmendorf Air Force Base Abfangjäger entgegengeschickt.«
    »Es wäre natürlich denkbar, dass die Sowjets nur sondieren, um unsere Reaktion zu testen. Vielleicht glauben sie, ohne den Präsidenten oder Talcott Bailey sind wir wirklich kopflos.« Ainsworth betrachtete interessiert die Computerprojektionen. »Die Abschussbasen der sowjetischen SS-11-Interkontinentalraketen sind bereits alarmiert. Das kann eine bloße Drohgeste sein – oder sie meinen es ernst. Unsere Minuteman-Einheiten sind auf die SS-11-Raketen als Ziele eingestellt. Wir intensivieren auch unsere Erkundung der gegnerischen Frühwarnsatelliten. Wenn die Sowjets ihre SS-9-Raketen einsatzbereit

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