34° Ost
überwachte.
»Ausgefahren und eingerastet«, sagte Dayton.
»Melden Sie Palm Springs, dass wir auf Anflugendphase sind«, wies Wingate Campbell an. Es war dies seine erste Landung mit dem Präsidenten an Bord. Er war ein bisschen nervös und wollte sich nicht durch lästiges Funkergeschwätz ablenken lassen.
Campbell sprach in sein Mikrofon: »Air Force One auf Anflugendphase, Palm Springs.«
»Air Force One, Sie haben Landeerlaubnis. Windgeschwindigkeit vierzig Knoten, etwas Staubwirbel.«
»Air Force One. Verstanden.«
Daytons Brustschmerzen wurden plötzlich schlimmer. Bei jedem Atemholen fühlte er einen Stich. Seine Beunruhigung steigerte sich fast zur Angst. Was zum Teufel ging mit ihm vor? Die Anstrengung, die es kostete, die Maschine mit Handsteuerung zu fliegen, belastete Rücken und Schultern, konnte doch aber unmöglich etwas mit den unerklärlichen, erschreckenden, quälenden Stichen in seiner Brust zu tun haben. Er zwang sich dazu, seine Aufmerksamkeit auf den Landevorgang zu konzentrieren.
»Landeklappen voll ausfahren, Colonel«, ersuchte Wingate.
»Landeklappen … fahren … aus …«, sagte Dayton. Das Sprechen fiel ihm schwer.
Wingate reduzierte die Sinkgeschwindigkeit auf dreißig Minutenmeter. Durch das linke Fenster sah er die Straße, die das San-Jacinto-Tal teilte, und das Durcheinander von Hotels und Sportplätzen, die sich an die Hänge der San-Bernardino-Berge schmiegten. Grün leuchteten die Golfplätze und Wiesen in der klaren Luft, die türkisfarbenen Flecken dazwischen waren Swimming-pools.
Colonel Dayton hätte jetzt, bei fortdauerndem Sinkflug, die Geschwindigkeit drosseln sollen, aber er tat es nicht. Wingate warf einen Blick auf seinen Kommandanten und stellte bestürzt fest, dass er reglos dasaß, eine Hand gegen die Brust gepresst, die Augen hinter der Sonnenbrille weit geöffnet.
»Colonel, fehlt Ihnen etwas?« Seine erschrockene Stimme alarmierte Campbell und Craigie. Der Major beugte sich über Daytons Schulter, um in sein Gesicht zu sehen.
Air Force One sank unter dreißig Meter, und als die Maschine jetzt den Rand des Flugfeldes erreichte, begann Wingate automatisch in Gleitflug zu gehen. Vor ihm lag das von Reifenspuren bedeckte Betonband der Rollbahn eins neun.
Dayton litt jetzt bereits unter starken Schmerzen. Die Intima des Aortabogens begann zu reißen. In dem Maße, wie sich der Riß in der Arterie öffnete, starben die Zellen des Blutgefäßes entlang des Risses ab. Er verspürte einen unerträglichen Druck unter dem Brustbein und riß mit zitternden Händen die Gurten von den Schultern. Campbell schrie ihm etwas ins Ohr. Er wollte ihnen sagen, dass er irgendeinen Anfall habe und dass sie den Anflug abbrechen und eine Schleife ziehen sollten. Auf diese Weise würden sie die Zeit gewinnen, die nötig war, um ihn aus dem Pilotensitz zu holen, wo sein Zustand ihn jetzt zu einer wirklichen Gefahr für die Sicherheit des Flugzeugs machte. Aber er konnte gar nichts sagen, denn der Schmerz wurde plötzlich so stark, dass er alles verdunkelte, seine Bewegungen krampfzuckend werden ließ und Lunge und Kehle lähmte, so dass er nur noch imstande war, unverständliche, hohle, fast tierische Laute von sich zu geben.
Der Riß in der Intima erreichte die Abzweigung zum Herzbeutel und stieß hier sekundenlang auf Widerstand. Dann war es die durch das Ansteigen des arteriellen Druckes hervorgerufene Belastung, die dazu führte, dass auch diese zähe Membrane zerriss und sich frisches Blut aus der Herzkammer in den Raum zwischen dem Pericardium und dem Herz selbst ergoss. Die Folge war eine Herztamponade – im gleichen Augenblick steigerte sich der Druck im Raum zwischen Herzmuskel und Herzbeutel. Das wiederum stoppte die Herztätigkeit und riß Tausende kleiner Adern, Venen und Ligamente von der Herzoberfläche weg. Ira Dayton war praktisch tot. Aber im Sterben bäumte er sich hoch, ein keuchender Laut kam aus seiner krampfhaft zuckenden Kehle; dann stürzte er mit steif ausgebreiteten Armen nach vor, und seine empfindungslosen, tastenden Hände schlugen mit erstaunlicher Kraft gegen die Steuersäule. Wingate war darauf in keiner Weise gefaßt; seine eigenen Hände wurden durch den Anprall von der Steuerung weggerissen.
Unter den Leuten, die sich auf der Rampe versammelt hatten, um den Präsidenten willkommen zu heißen, befanden sich persönliche Freunde, einige Beamte aus dem Weißen Haus in Palm Springs, der Gouverneur von Kalifornien und einige
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