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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Schätzung etwa eine halbe Stunde über den angesetzten Termin. Nun sollten sie bereits die Zentrale Zone in Sicht haben, aber sie waren noch immer mindestens zwanzig Kilometer von dem betreffenden Punkt entfernt. Es wurde bereits dunkel, außerdem hatte die Kolonne kein Bodenradar, keine schweren Infanteriewaffen und nur einen einzigen Trupp des Special-Forces-Detachments, der aber auch von der Sonntagsstimmung angesteckt wurde, sobald sie General Tates unmittelbaren Kommandobereich verlassen und die entmilitarisierte Zone erreicht hatten.
    Dem Sergeant war alles Unmilitärische nicht geheuer. Zu lebhaft erinnerte er sich an die Umwelt seiner Kindheit, das Elend eines Negerviertels, die Lethargie und Aussichtslosigkeit, das Demütigende einer Existenz auf Kosten der Sozialfürsorge. Bei der Armee hatte sich für Crispus Robinson alles geändert. Nicht dass er bei der Truppe keinen Rassismus angetroffen hätte; das war zu erwarten gewesen. Doch er hatte nie Schwierigkeiten, die sich nicht dadurch bewältigen ließen, dass er sich einfach als der bessere Soldat erwies – besser als irgendein Schnösel, der ihm das Leben schwermachen wollte. Seit Vietnam lief alles glatt: die ›Medal of Honor‹ und ein Kommandeur, dem seine Leute so viel galten, wie sie wert waren. Bei ihm mußte man sich nur bewähren und zeigen, dass man der beste GI des Kontingents war; wenn sich ein Mann in seinem Beruf bewährte, brauchte er vor keinem anderen zurückstehen, ob weiß oder schwarz. Sergeant Robinson würde vielleicht die Weißen nie lieben, vielleicht sogar nie verstehen lernen, aber er war ihnen dankbar dafür, dass sie diese Armee geschaffen hatten, denn beim Militär konnte jeder Mann vorwärts kommen, sofern er ein guter Soldat war.
    Und wenn er das alles überdachte, dann störte ihn manches an der Situation, mit der er nun fertigwerden mußte. Er war doch gewiß ein erfahrener Unteroffizier, dem man nichts vormachen konnte, aber jetzt hatte er den Eindruck, dass der Vizepräsident und dessen Umgebung Soldaten rundweg ablehnten. Das fand Robinson nicht richtig, und während er an der Spitze der Kolonne im dahinholpernden Jeep neben dem Fahrer saß, fragte er sich, ob auch General Tate diese Haltung bewußt war und wenn ja, was er sich bei einem solchen Einsatz von einem hochdekorierten schwarzen Sergeant erwartete.
    Das Signallämpchen des Funkgeräts am Armaturenbrett begann zu blinken. Robinson nahm den Hörer. »Hier Truppkommandant.«
    »Sergeant, hier Lieutenant Islin im Funkwagen. Wir kriegen soeben eine Olympus-Meldung von Echo Sierra Control. Stoppen wir lieber, bis ich sie entschlüsselt habe.«
    Olympus-Meldungen waren für den Vizepräsidenten persönlich bestimmte Nachrichten. Lieutenant Islin, der Air-Force-Funkoffizier, mußte sie zunächst zwecks Vorentschlüsselung durch einen im Fahrzeug eingebauten Computer laufen lassen, ehe er sie an den Empfänger weitergeben konnte. Dann hatte sie Colonel Crowell, der militärische Adjutant des Vizepräsidenten, in Klartext zu übersetzen.
    Robinson schaltete auf die Frequenz der Limousine. »Colonel Crowell, hier spricht der Truppkommandant.«
    »Ja, was ist los, Sergeant?«
    »Wir haben eine Olympus-Meldung aus Es Schu'uts. Ich lasse die Kolonne halten, bis der Text vorentschlüsselt ist.« Rasch überblickte Robinson das Terrain im letzten Zwielicht und sagte zum Fahrer: »Bleib dort drüben stehen, zwischen den beiden Hügeln.«
    Colonel Crowells Stimme zirpte durch das Gerät: »Wie lange wird das dauern, Sergeant? Wir sind bereits verspätet.«
    Robinson unterdrückte eine ärgerliche Entgegnung. Niemand in der Gruppe des Vizepräsidenten brauchte ihn darauf aufmerksam zu machen. »Ich weiß, Sir. Wir arbeiten so rasch als möglich.«
    Die Reihe von Fahrzeugen, nun mit eingeschalteten Lichtern, schob sich in die Senke zwischen den flachen Böschungen der beiden kahlen Erhebungen und stoppte.
    Fast im selben Moment eröffneten die Abu Mussa das Feuer. In Es Schu'uts hatte die Blitzmeldung vom Unfall der Präsidentenmaschine Bestürzung ausgelöst. Obwohl sie streng geheim war, hielten die entsetzten Funker von Echo Sierra Control nicht dicht. Obwohl die Nachricht knapp vor Dienstschluss eintraf, machten binnen weniger Minuten wilde Gerüchte die Runde bei den Soldaten und dem Zivilpersonal des amerikanischen Kontingents.
    Jene Pressevertreter, die nicht an der Fahrt des Vizepräsidenten in die Zentrale Zone teilnahmen, begannen sofort jeden zu ›interviewen‹,

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