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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Beschädigung der Niere – und Fleischwunden im Gesicht und am Oberkörper erlitten hatte. Der rechte Arm und das rechte Bein waren gebrochen, der Brustkorb eingedrückt. Die von den Ärzten in Palm Springs noch vor dem Eintreffen von General Raymond R. Marty, dem Leibarzt des Präsidenten, erstellte Prognose war übermäßig optimistisch. Der Präsident der Vereinigten Staaten befand sich in komatösem Zustand und war dem Tode nahe. Diese – vorübergehend als Geheimsache behandelte – Information wurde bereits zwanzig Minuten nach dem Absturz der Air Force One dem Pentagon und den Vereinigten Stabschefs übermittelt.
    Eine Meldung über die Katastrophe wurde um 18.05 Uhr Sinai-Zeit über den heißen Draht im Hauptquartier des amerikanischen Kontingents der Friedensstreitmacht in Es Schu'uts empfangen. General William Tates Kampfhubschrauber hatte soeben auf dem Landeplatz aufgesetzt. In der zunehmenden Dämmerung näherte sich die Autokolonne des Stellvertretenden Ministerpräsidenten Anatolij Rostow dem UN-Hauptquartier in der Zentralen Zone, das im hellen Lichter- und Fahnenglanz erstrahlte. Und der kleine Konvoi des Vizepräsidenten Talcott Bailey kam in die Nähe zweier runder Hügel, die, vor dem Hintergrund eines rötlich gefärbten Himmels, den Brüsten einer liegenden Frau glichen.

 
2. TEIL
     
     
     
    Im Falle der Absetzung des Präsidenten, im Falle seines Todes, seines Rücktritts oder seiner Unfähigkeit, den Verpflichtungen besagten Amtes nachzukommen, soll dasselbe auf den Vizepräsidenten übertragen werden; der Kongress kann für den Fall der Absetzung, des Todes, des Rücktritts oder der Amtsunfähigkeit sowohl des Präsidenten als auch des Vizepräsidenten gesetzliche Vorsorge dafür treffen, welcher Amtsträger danach das Amt des Präsidenten übernehmen soll; dieser Amtsträger soll diesen Weisungen nachkommen, bis die Rechtslage wiederhergestellt oder ein neuer Präsident gewählt ist.
    Aus der Konstitution der Vereinigten Staaten,
    Artikel II, Teil 1, Absatz 6
    Senat und Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten, versammelt im Kongress, verfügen: (a) (I), sollten durch Tod, Rücktritt, Absetzung vom Amt, Amtsunfähigkeit oder mangelnde Eignung die Ämter sowohl des Präsidenten als auch des Vizepräsidenten unbesetzt sein, so soll der Speaker des Repräsentantenhauses seine Ämter zurücklegen und die Geschäfte des Präsidenten übernehmen.
    18. Juli 1947, Public Law 199

 
15
    Als es in der Wüste zu dämmern begann, wurde Sergeant Robinson immer unruhiger. Ihm schien es, dass sich das Tempo verlangsamte, seit die Kolonne die entmilitarisierte Zone erreicht hatte, es gab plötzliche Pausen und Verzögerungen, weil Zivilisten hastig von einem Wagen in den anderen wechselten. Offenbar hatten die Presse- und TV-Leute die lange öde Fahrt bereits ebenso satt wie die Begleitung des Vizepräsidenten.
    Diese ganze Aktion beleidigte Robinsons Sinn für militärische Ordnung und Disziplin, doch er hatte keine Befugnis, die motorisierte Karawane auch nur einigermaßen nach soldatischen Begriffen auszurichten. Der General hatte ihn vor dieser Situation gewarnt, die zwangsläufig eintreten werde, und hatte unumwunden erklärt, der Vizepräsident habe eigens zur Bedingung gemacht, dass die Fahrt in die Zentrale Zone rein zivilen Charakter tragen müsse und dass er ein Minimum an militärischer Bedeckung nur deshalb toleriere, weil nach den Bestimmungen ein solcher symbolischer Selbstschutz erforderlich sei.
    Robinson schätzte die Offenheit des Generals und begriff auch, dass Tate einfach in einer heiklen Lage das Menschenmögliche tat. Aus langer Erfahrung bei der Truppe wußte der Sergeant, dass gerade er als Eskortenführer abkommandiert wurde, weil er einerseits der beste verfügbare Soldat war und anderseits einen so niedrigen Dienstgrad bekleidete, dass der Vizepräsident mit seinen fragwürdigen antimilitaristischen Vorurteilen an dieser Regelung keinen Anstoß nehmen konnte.
    Es machte Sergeant Robinson weiter nichts aus, dass ausgerechnet ihm diese undankbare Aufgabe zugefallen war. Schließlich war er Soldat und nahm die Dinge, wie sie kamen. Seine Wut sparte er sich für den Gegner auf – wo und wann er auf ihn traf. Dennoch wurde ihm bei dem sorglosen Verhalten der Zivilisten etwas mulmig zumute. Weiß Gott, diese Kerle gondelten durch unwegsames und vielleicht gefährliches Territorium, als wäre das ein Wochenendausflug!
    Sie hatten schon Verspätung – nach seiner

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