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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Parteifunktionäre. Die Presseleute warteten im Flughafengebäude, wo sie von Geheimdienstmännern bis zu dem Zeitpunkt festgehalten werden sollten, da der Präsident bekannt geben würde, ob er zu dem Thema, das den Journalisten mehr als alles andere auf dem Herzen lag – der ›Allende‹-Zwischenfall – eine Erklärung abzugeben wünschte. Doch schon eine halbe Sekunde später hatte der ›Allende‹-Zwischenfall jeden Neuigkeitswert verloren.
    Die VIP und die Reporter, sie alle hatten gesehen, wie sich die Maschine des Präsidenten, von Süden kommend, dem Flughafen näherte. Sie hatten gesehen, wie sie das Gelände des Flughafens erreichte und offensichtlich eine Routinelandung hinlegte. Erschrocken beobachteten sie jetzt, wie sich das riesige Flugzeug in einer Höhe von nicht mehr als fünfzehn bis fünfundzwanzig Meter nach vorn neigte. Der Fallwinkel erhöhte sich auf etwa vierzig Grad, und das Flugzeug schlug, Nase voran, mit einer Geschwindigkeit von hundertfünfundsiebzig Knoten auf die Landebahn auf. Die Zeugen gaben später widersprüchliche Erklärungen über den Absturz der Air Force One ab. Was tatsächlich geschehen war, verlor sich in einer Fülle wohlmeinender, aber hoffnungslos unzutreffender Berichte der entsetzten Beobachter.
    Das Flugzeug schlug auf die Rollbahn auf, und das Bugfahrwerk zersplitterte wie Holz. Der Rumpf zerbarst hinter dem Cockpit, und die Verkleidung des rechten Flügels wurde aufgerissen, wodurch sich eine große Menge Düsentreibstoff über eine weite Fläche ergoss. Der Rumpf brach auch hinter den Tragflächen, das Heck flog nach rechts, und Trümmer wurden in die Luft geschleudert. Das Feuer brach erst aus, nachdem sich der rechte Motor in seine Bestandteile aufgelöst hatte, doch da bereits alles reichlich von Treibstoff durchtränkt war, breitete es sich sehr weit und mit großer Heftigkeit aus.
    Der erste Aufprall fand sechzig Meter vom Ende der Rollbahn eins neun statt. Das letzte größere Stück der Maschine – das Leitwerk und die Privatkabine des Präsidenten – blieb fünfzehnhundert Meter weiter, nahe dem Nordrand des Flughafens, liegen. Dieser Teil des Flugzeugs entging dem Feuer.
    Die Besatzung im Cockpit starb sofort durch die Wucht des Anpralls oder durch andere Ursachen. Dayton und der Bordmechaniker wurden aus dem berstenden Wrack auf die Piste geschleudert, Campbell und Wingate gegen die Stirnwand der Kanzel gequetscht. Der Verteidigungsminister, zwei Beamte des Weißen Hauses, die Stewards und der Offiziersdiensttuende mit dem Atomkode fanden im Hauptabteil den Tod. Ein Geheimdienstmann starb im Feuer, das gleich darauf im Hauptabteil ausbrach. Ein zweiter Geheimdienstler, der erst vor kurzem in die Wachmannschaft des Präsidenten aufgenommen worden war, wurde fünfzehn Minuten nach dem Absturz fünfundsiebzig Meter von der brennenden Maschine entfernt aufgefunden. Er starb eine Stunde später an den schweren Verletzungen und Verbrennungen, die er erlitten hatte. Nach Angaben des Flughafensanitätspersonals sagte er, unmittelbar vor dem Absturz habe es eine ›Explosion‹ an Bord der Air Force One gegeben. Dieser Bericht wurde später von einem Sprecher des Krankenhauses von Palm Springs mit dem Hinweis dementiert, diese Erklärung sei von Reportern ausgegangen, die bei den Rettungsarbeiten anwesend gewesen wären. Dennoch erfuhr die ›Explosionstheorie‹ starke Verbreitung, als die Nachrichtenagenturen mit den ersten Berichten die Nation und die ganze Welt in tiefe Bestürzung versetzten.
    Helen Risor überlebte den Absturz, erlitt jedoch, nach Aussagen der Spitalsärzte, lebensgefährliche Verletzungen. Sie wurde in den Trümmern des Hecks gefunden.
    Auch der Präsident wurde im zerschmetterten hinteren Abteil gefunden. In den ersten Berichten hieß es, er wäre sofort tot gewesen. Diese Meldungen wurden jedoch sehr bald wieder von Reportern berichtigt, die weniger auf gut fundierte als auf schnelle Berichterstattung gedrillt waren. Gute zwei Stunden nach der Katastrophe brachten die Radio- und Fernsehstationen der Vereinigten Staaten Augen- und Ohrenzeugenberichte, wonach der Präsident zwar leicht verletzt sei, den Absturz jedoch überlebt habe.
    Diese Berichte waren falsch. Der Präsident hatte tatsächlich überlebt. Doch die Untersuchung im Städtischen Krankenhaus, wohin man ihn und Helen Risor auf schnellstem Wege geschafft hatte, zeigte, dass der Schädel eingedrückt war und er schwere innere Verletzungen – Milzruptur und

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