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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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den sie für einen Moment von seinem Posten weglocken konnten. Da die wenigen, die konkrete Informationen hätten geben können, eisern schwiegen und andere, die doch sprachen, praktisch gar nichts wußten, war der wahre Wert solcher ›Interviews‹ gleich Null.
    Einem findigen Journalisten gelang es immerhin, im Auto wie der Teufel aus dem amerikanischen Sektor bis nach Gaza zu rasen. Von dort rief er den leitenden Redakteur im Zypern-Büro seiner Agentur an. Fazit: Noch in derselben Stunde kamen auch im Hochkommissariat Gerüchte auf.
    Zu jenem Zeitpunkt wurde allgemein angenommen, dass auch der Vizepräsident verständigt sei und nun so rasch als möglich nach Es Schu'uts zurückkehre. Aber das war nicht der Fall. General Tate, den man auf dem Landeplatz mit der Meldung über die Katastrophe von Palm Springs empfing, ordnete sofort Bereitschaft für eine Hubschrauberstaffel an, um Bailey und dessen Begleitung aus der Zentralen Zone zu holen. Doch da dieser Schritt eine klare Verletzung des Abkommens zur Folge gehabt hätte, wollte er ohne Baileys Genehmigung keinen Startbefehl erteilen.
    In seinem Hauptquartier nahm sich Tate erst gar nicht die Zeit, die Fliegermontur auszuziehen. Er setzte sich sofort mit dem Pentagon in Verbindung, um Weisungen von den Vereinigten Stabschefs zu erbitten. Man gab ihm Bescheid, Admiral Ainsworth befinde sich an Bord einer Kommandomaschine des ›Strike Force‹, der aus Bomber- und Raketenverbänden bestehenden Einsatztruppe, unterwegs nach Palm Springs. Die Funkleitgruppe im Pentagon würde aber sofort eine Nachrichtenverbindung mit der Maschine herstellen. Aus Erfahrung befürchtete der General, dass ›sofort‹ eine Verzögerung von mindestens zwanzig Minuten bedeuten würde, da man es nie für erforderlich erachtet hatte, eine sichere direkte Funkverbindung zwischen den Amerikanern am 34. östlichen Längengrad und dem ›Strategie Air Command‹ einzurichten.
    Um nähere Informationen über den Zustand des Präsidenten zu bekommen, entsandte Tate seinen Piloten Jimmy Beaufort zu Sam Donaldson, der sein eigenes CIA-Kommunikationsnetz zur Verfügung hatte. Dann verhängte der General eine Sperre der Kontrollpunkte zwischen dem amerikanischen und dem israelischen Sektor. (Leider kam dieser Befehl zu spät, um noch den Journalisten abzufangen, der beim Durchsickern des ersten Gerüchtes bereits nach Gaza entwischt war.) Schließlich ersuchte Tate die israelische Verbindungsgruppe, dem Kommando des israelischen Kontingents mitzuteilen, dass bei den Amerikanern nun höchste Alarmbereitschaft herrsche, wobei er es auf sich nahm, die offiziellen Informationen aus Washington, die er bisher erhalten hatte, an die Verbindungsgruppe weiterzugeben.
    Liz Adams arbeitete fast in Trance. Zu genau erinnerte sie sich an jenen schrecklichen Tag im November 1963, als eine ähnliche Hiobsbotschaft aus Dallas kam, bei der die Welt den Atem anhielt. Auf Tates in rascher Folge gegebene Befehle reagierte sie wie ein programmierter Automat.
    »Verbinden Sie mich mit Guiberson von Echo Sierra.« Die Stimme des Generals klang fest und gebieterisch.
    Tate und die versammelten Kommandeure seiner Einheiten blickten gespannt auf die Monitore an der Wand vor dem Schreibtisch. Auf einem der Bildschirme tauchte das verstörte Gesicht des rangältesten Funkleitoffiziers auf, im Hintergrund herrschte Hochbetrieb in jener Zentrale, deren Kostenaufwand Jape Reisman mit Colonel Seidel erörtert hatte.
    »Was ist mit der Gruppe des Vizepräsidenten los, Major? Haben Sie Nachricht?« fragte Tate ungeduldig.
    »Nur die Empfangsbestätigung der Olympus-Meldung. Aber noch keine Antwort«, erwiderte Guiberson.
    Tate unterdrückte einen Fluch. Der Zweck des Olympus-Netzes war die Durchgabe streng geheimer Mitteilungen an den Vizepräsidenten. Der Funkverkehr erforderte langwieriges Vorentschlüsseln und Dechiffrieren, das, nach Meinung des Generals, nur zeitraubend war. Besonders bei Blitzinformationen, die, ebenfalls nach Tates Ansicht, überhaupt nicht unter die Geheimhaltung zu fallen brauchten. Er hatte keine konkreten Beweise, hegte aber kaum Zweifel, dass die Meldung vom Absturz in Palm Springs von niemand anders als Admiral Ainsworth selbst als Top Secret klassifiziert worden war. Tate hatte gute Lust, die Schweigepflicht einfach zu brechen und Sergeant Robinson im Klartext zu befehlen, sofort mit der Kolonne in den amerikanischen Sektor zurückzukehren. Die Lichter im ›Glashaus‹ und der Trubel und die Hektik

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