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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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zur Lage äußerten.
    Fowler Litton Beal, Speaker des Repräsentantenhauses, schlief fest, den Kopf auf die prallen Brüste seiner Freundin Terri MacLean gebettet. Er hörte nichts von diesen Morgennachrichten.
    In der Zentralen Zone machte sich der sowjetische Stellvertretende Ministerpräsident Anatolij Igorewitsch Rostow Sorgen, weil die Amerikaner nicht pünktlich zum vereinbarten Termin eingetroffen waren. Ihm selbst hatte General Gunderssen samt seinen Schweden einen formellen Empfang streng nach Protokoll bereitet. Rostow überlegte, ob Baileys Verspätung eine absichtliche Verletzung diplomatischer Etikette war: vielleicht ein subtiles Zeichen, dass der Vizepräsident einige lästige Forderungen stellen oder die Schuld am ›Allende‹-Zwischenfall den Sowjets zuschieben werde.
    Aber das würde Bailey nicht gelingen. Rostow dachte darüber nach, wie er selbst durch Verzögerungstaktiken und unerwartete Schachzüge den Akt der Unterzeichnung etwas komplizieren könne, um nicht den Eindruck allzu großer Bereitwilligkeit zu erwecken.
    General Suweif war er glücklich losgeworden; er hatte ihn ersucht, festzustellen, ob der verletzte Mönch vernehmungsfähig sei.
    Weder Washington noch Moskau hatten sich bisher entschlossen, die UNO – und somit auch die Kräfte in der Zentralen Zone – zu informieren, dass es auf der anderen Seite des Erdballs zu einem folgenschweren Flugzeugunglück gekommen war.
    Das erste Opfer in der Gruppe des Vizepräsidenten war Air Force Lieutenant Islin. Dicht aufgeschlossen hatte die Kolonne knapp vor dem Hinterhalt gestoppt, in dem Enver Leč mit den Abu Mussa lauerte. Die Fahrzeuge beleuchteten sich gegenseitig mit ihren voll aufgeblendeten Scheinwerfern, so dass die Guerillas ihre Ziele nicht verfehlen konnten.
    Sofort geriet die mobile Funkstelle unter Beschuss. Eine Salve der Kalaschnikow-Karabiner machte aus dem Wagen Schrott. Lieutenant Islin und seine beiden Techniker waren sofort tot, den Fahrer erwischte es gleich darauf. Die rund zweihundert Schüsse vernichteten auch die Funkgeräte, den Computer und die Geheimausrüstung, die Thermitladungen für die Selbstzerstörung der Spezialgeräte im Notfall entzündeten sich, und binnen Sekunden war das Wrack eine Riesenfackel aus brennendem Benzin und Magnesium, die hoch aufloderte und das ganze Gelände in apokalyptisches Licht tauchte.
    Hätte der Abendwind die dünne Wolkendecke, die während der meisten Zeit des Tages über der Halbinsel lagerte, nicht aufgelockert, dann wäre der Feuerschein für die Posten in der Zentralen Zone sichtbar gewesen. Aber nun war es Abend, der Himmel war klar und bestirnt. Es gab keinen Widerschein, außerdem wehte der Wind von Süden nach Norden, und das Knattern der Waffen verhallte im menschenleeren Ödland des Zentralsinai.
    Den Karabiner in der Armbeuge, stand Enver Leč knapp hinter den wild schießenden Arabern auf der Höhe eines der niederen Hügel. Von seinem Punkt aus sah er, wie Leila Jamil die am weitesten zur Straße vorgeschobene Gruppe einsetzte. Sie hatte vier Mann bei sich und eröffnete heftiges Flankenfeuer auf ein Transportfahrzeug, das offenbar mit Soldaten besetzt war. Nur aus diesem Wagen wurde zurückgeschossen, und Leč bemerkte mit Genugtuung, dass dieser Widerstand wirkungslos blieb. Soweit er feststellen konnte, war keiner der Guerillas getroffen worden.
    Er rief den Abu Mussa über der Straße einen Befehl zu, gegen die kompakt aufgereihte Kolonne vorzugehen. Er hatte den Stabswagen ausgemacht, der durch die Fahne der Friedenstruppe kenntlich war: Die Waffe quer vor der Brust, begann er in die Richtung zu laufen. Da sprühten auch schon im Sand vor ihm Geschoßeinschläge auf. Instinktiv ließ er sich fallen, rollte auf den Bauch, feuerbereit, und suchte nach dem Schützen, der so gut zielte. Im Feuerschein sah er einen hochgewachsenen Mann mit glänzendem schwarzem Gesicht. Er bestrich das Gelände mit seiner M-16, auf Dauerfeuer, aber in kurzen, gutdosierten Serien. Leč empfand eine hasserfüllte Bewunderung für diesen Neger. Es gehörte mehr als bloß Mut dazu, mitten zwischen den Fahrzeugen offen im Kugelhagel der Leuchtspurgeschosse zu stehen und ein schattenhaftes Ziel auf der Anhöhe zu beschießen. Der Albaner hob seine Kalaschnikow, aber selbst diese kleine Bewegung bewirkte prompt eine Garbe der M-16, so dass er sich flach auf den trockenen, staubig riechenden Boden pressen mußte.
    Er kroch bis hinter die Deckung eines niedrigen Wüstendornbusches

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