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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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loskaufen. Was werdet ihr da mit uns machen?“
    „Ihr müßt sterben.“
    „Dann wird Señor Horno auch ermordet.“
    „Das wird nicht gelingen, denn wir holen ihn uns. Wir wissen, wo er sich befindet. An der Laguna de Bambú.“
    Ich hielt ihn scharf im Auge und sah deutlich, daß er zusammenzuckte. Da er nichts sagte, so fragte ich:
    „Nicht wahr, ich habe es getroffen?“
    „Nein.“
    „Es bewachen ihn nur vierzig Männer, mit denen wir schnell fertig werden!“
    „Und wenn ihr sie tötet“, entfuhr es ihm im Zorn, „so würdet –“
    Er hielt inne, denn er sah ein, daß er zuviel gesagt hatte, daß seine Worte ein Eingeständnis gewesen waren.
    „Warum redest du nicht weiter?“
    „Weil du nicht zu wissen brauchst, was ich sagen wollte.“
    „Ich weiß es bereits. Du meinst, selbst wenn wir diese vierzig besiegten, würden wir den Señor nicht finden. Ist es so?“
    „Ja“, gab er zu.
    „Aber du irrst. Wir finden ihn sicher. Er ist bei dem Kaufmann Pardunna und dessen Sohn aus Goya!“
    Er stieß einige Worte aus, von denen Pena mir sagte, daß es kräftige Flüche seien, und fragte dann:
    „Was weißt du von diesem Vater und seinem Sohn?“
    „Daß sie sich mit Señor Horno auf der Isleta del Circulo befinden.“
    „Herr, du bist allwissend!“ schrie er auf, da er sein ganzes Geheimnis verraten sah.
    „Der Yerno hat mir alles gesagt“, antwortete ich, da es uns nur lieb sein konnte, wenn zwischen diesen beiden Zwist und Feindseligkeit entstanden.
    „Der? Das kann nicht möglich sein!“
    „Ich ließ ihn zu mir kommen, um ihn auszufragen, und er hat alles eingestanden.“
    „So ist er ein Dummkopf und ein Schurke zu gleicher Zeit!“ rief der Rote wütend, indem er die Fäuste ballte. „Hätte ich ihn da, so erwürgte ich ihn.“
    „Er hat vorher große Qualen erleiden müssen, was er dir ja erzählen kann, wenn er jetzt wieder hereingebracht worden ist. Ganz dieselben Schmerzen erwarten euch alle, falls ihr euch nicht so verhaltet, daß wir mit euch zufrieden sind. Nun wissen wir, woran wir sind. Pena, binden Sie ihn wieder.“
    Als Pena ihm auch diese letzten Worte übersetzte, rief er aus:
    „Ich lasse mich nicht wieder binden!“
    Und während er sprach, tat er einen Sprung, um an mir vorüber zu kommen und die Tür zu erreichen. Eine Flucht war bei der vorhandenen Örtlichkeit vollständig unmöglich; dennoch hatte ich ihn seit dem Augenblick, an welchem er fessellos geworden war, auch in dieser Beziehung scharf im Auge behalten. Ich streckte schnell das Bein vor; er stolperte über dasselbe und fiel nieder. Zwar raffte er sich augenblicklich wieder auf, aber ich faßte ihn mit der Linken im Nacken, drückte ihn wieder nieder und kniete ihm auf dem Rücken, so daß Pena ihn leicht fesseln konnte.
    „Das war recht!“ rief jemand hinter uns an der Tür. „Lassen Sie den Kerl nicht aus diesem Gewölbe! Er darf keine Ahnung haben, wo er sich befindet.“
    Der Mann sprach deutsch. Es war die Stimme des viejo Desierto, und doch schien er es nicht zu sein. Aber als wir mit dem Licht zu ihm kamen und sein Gesicht erkennen konnten, sahen wir, daß es doch der Alte sei.
    Er hatte seinen Talar abgelegt und einen Anzug dafür um seine lange, hagere Gestalt gehängt, welcher dem eines Cascarillero glich. Sogar der breitrandige Hut fehlte nicht. Im Gürtel steckten Pistolen und ein Messer.
    „Sie erkannten mich wohl nicht gleich?“ lachte er. „Ja, ich bin plötzlich ein ganz anderer Mensch geworden, innerlich sowohl wie auch äußerlich. Doch kommen Sie in den Garten, wo es heller ist!“
    Er verriegelte die Tür, und wir folgten ihm hinaus ins Freie. Dort blieb er stehen und sagte:
    „Señor Pena, soll ich Ihnen eine lange Rede halten? Ich denke, das ist nicht nötig, obgleich mein Herz vor Wonne überquillt. Meine Dankbarkeit werde ich Ihnen aber sicher zeigen. Zunächst nur dieses.“
    Er zog Pena an sein Herz und küßte ihm auf die Wange. Mir drückte er herzlich beide Hände, und dann sagte er zu Unica, welche sich dieses heitere Wesen des Alten nicht erklären konnte:
    „Freue dich mit mir, denn all mein Leid ist dahin. Ich darf wieder ohne Sorge und Qual atmen und glücklich sein, und das habe ich diesen beiden Männern zu verdanken. Ich werde es dir später erzählen; jetzt haben wir keine Zeit dazu. Ich bin unendlich glücklich, und so sollen auch andere erlöst sein. Binden wir den Yerno los! Er soll wieder in das Gewölbe geschafft werden, wo ich ihm den Rücken verbinden

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