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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eigentlichen Zweckes als Dolmetscher von großem Nutzen sein werden.“
    „Meinen Sie, daß wir es mit fremden oder fremd redenden Völkern zu tun bekommen werden?“
    „Ganz gewiß. Sie müssen wissen, daß es zwei rote Völkerschaften sind, deren Besitzungen Sie berühren werden, nämlich die Tobas und die ihnen feindlichen Chiriguanos.“
    „Sind dieselben so verbreitet?“
    „Außerordentlich. Sie leben nicht bloß hier im Gran Chaco, sondern ziehen sich bis in die Kordilleren hinauf und nach Bolivia hinein. Es ist sehr leicht möglich, daß Sie gerade an der Pampa de Salinas Abteilungen von ihnen treffen, welche Wollmäuse jagen, deren Pelzwerk jetzt sehr gesucht wird und deren feine Wolle auch von den Roten selbst vielfach verarbeitet wird.“
    „Hm! Das klingt nicht allzusehr beruhigend. Zwei rote Völkerschaften, welche sich feindlich gesinnt sind. Das ist ja ganz dasselbe, wie wenn man oben in Nordamerika zwischen Sioux und Schwarzfüße oder zwischen Apachen und Comanchen geriete.“
    „So ähnlich ist es freilich.“
    „Der Sendador macht so ziemlich denselben Weg; also wird auch er auf sie treffen.“
    „Er wird den Tobas ausweichen, da er gewiß ist, von ihnen feindlich behandelt zu werden. Aber desto sicherer wird er die Chiriguanos aufsuchen. Vielleicht wirbt er sich sogar bei denselben kriegerische Begleiter an, um sich wehren zu können, falls Sie ihn angreifen. Darum ist es geraten, Ihnen einige meiner Krieger mitzugeben, durch deren Hilfe Sie sich vorkommenden Falles mit den dortigen Tobas vereinigen können.“
    „Wenn es so ist, kann es mir gar nicht einfallen, Ihr Anerbieten zurückzuweisen, sondern ich nehme es mit großem Dank an.“
    „Recht so! Übrigens sind nicht Sie es, der zu danken hat, sondern wir. Was wäre aus uns geworden, wenn Sie uns nicht aufgesucht hätten und wir von den Mbocovis unerwartet überfallen worden wären! Außerdem beabsichtige ich doch, Sie später in Tucuman zu treffen und mich Ihnen anzuschließen. Was ich zu Ihrer Sicherheit und Bequemlichkeit tue, das tue ich also für mich selbst. Sie wollen den Sendador unschädlich machen. Gelingt Ihnen das, so säubern Sie das hiesige Gebiet von einem Menschen, welcher die meiste Schuld an den Feindseligkeiten zwischen uns und den benachbarten Völkern trägt. Darum liegt es in unserem eigenen Interesse, Sie möglichst zu unterstützen und zum Gelingen Ihres Vorhabens beizutragen. Also sprechen Sie ja nicht von schuldiger Dankbarkeit Ihrerseits! Und nun sind wir mit dieser Angelegenheit fertig und wollen uns ganz und ausschließlich mit der Gegenwart beschäftigen. Wir sind einer großen Gefahr glücklich entronnen und haben dabei große Vorteile davongetragen, Vorteile, welche uns die Übermacht über unsere Feinde für lange Zeit sichern. Des dürfen wir froh sein, und so wollen wir jetzt allen Ernst beiseite werfen und an der rundum herrschenden frohen Stimmung teilnehmen.“
    Das war sehr vernünftig gesprochen, und ich weigerte mich gar nicht, diesem Vorschlag zu folgen. Eine ausführliche Beschreibung des Festes zu liefern, ist nicht geboten. Es wurde ungeheuer gegessen und getrunken. Ich sah Kinder an der Erde sitzen, welche mit der einen Hand den Bauch hielten, weil er ihnen von dem vielen Essen weh tat, und doch mit der anderen Bissen in den Mund stopften, aus deren einen ich zwei oder drei für mich geschnitten hätte. Der Indianer erträgt den Hunger mit Leichtigkeit, aber wenn er einmal ins Essen kommt, so leistet er auch mehr, als man für menschenmöglich hält.

Ohne Musik ging es nicht ab. Mein Liebling tat das seinige, um meine Bewunderung über sein Pusten in die Riesenpfeife wo möglich noch zu steigern. Um ihm zu zeigen, daß diese Bemühung nicht vergeblich sei, schnitt ich während der Tafelmusik ein handgroßes Stück Fleisch von dem Braten und trat gerade in einem Augenblick zu ihm, an welchem er mit aller Macht in das Instrument blies. Er setzte für einen Moment ab, um Atem zu holen, und da stopfte er sich den riesigen Bissen in den Mund und schob so lange nach, bis er in demselben verschwunden war. Ich wäre gewiß daran erstickt; der rote Virtuos aber wälzte den Bissen in die eine Backe und blies sofort wieder darauf los, als ob es gelte, das Leben sämtlicher Stammesangehörigen dadurch zu retten. Der Beweis meiner Anerkennung wurde mit dem höchsten Stolz entgegengenommen; wenigstens glaubte ich das den Blicken entnehmen zu dürfen, welche er mir mit vor Anstrengung weit

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