35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
ich gleich mit Ihnen reiten; aber das ist eben auch nicht möglich. Dennoch gebe ich den Plan, mit Ihnen zu reisen, nicht auf. Wohin werden Sie von der Salinas aus gehen?“
„Das werden erst die späteren Umstände ergeben. Welchen Weg habe ich einzuschlagen, um das Ziel am schnellsten zu erreichen? Komme ich da vielleicht über Tucuman?“
„Nein; das wäre ein Umweg. Sie müssen immer am Rio Salado hinauf und über Salta nach der Sierra de Cachi nach Bolivia hinein. Von da aus haben Sie nur noch einige Tagereisen immer gerade nördlich nach dem Salzsee.“
„Aber nach Tucuman will ich unbedingt“, fiel Pena ein, indem er sich an mich wandte. „Ich hatte Sie dorthin bestellt. Dort befindet sich mein gegenwärtiges Absteigquartier, und ich habe da Gelder zu heben und vieles zu ordnen.“
„Wohin wollen Sie dann?“
„Nach Deutschland. Ich habe diese Strapazen satt, und meine Ersparnisse reichen aus, drüben ohne Sorge zu leben.“
„So klappt ja alles auf das Beste. Erwischen wir den Sendador und die Kipus, so müssen wir schon aus dem Grund nach Tucuman, daß die letzteren Eigentum des dortigen Klosters werden sollen. Wir können also in Tucuman aufeinander warten.“
„Das soll ein Wort sein!“ rief der alte Desierto aus. „Aber wann? Wann werden Sie dort sein?“
„Das kann ich noch nicht sagen. In vierzig Tagen wird der Sendador auf der Salinas sein.“
„Nun, vielleicht berührt er bald eine Stadt und kauft sich ein Pferd. Dann geht es schneller.“
„Dann werden wir uns doppelt sputen. Sie aber wissen, was wir vorhaben und welche Zeit wir ungefähr dazu brauchen. Danach können Sie sich richten. Wer zuerst ankommt, der wartet auf die anderen. Morgen früh wird hier zeitig aufgebrochen. Wieviele Leute nehmen Sie mit?“
„Es sind nur vierzig Mbocovis dort; da genügen sechzig Mann. Nicht?“
„Vollständig, zumal Ihre Leute alle Pferde haben und auch durch ihre Feuerwaffen den dortigen Roten überlegen sind. Sorgen Sie nur dafür, daß diese sechzig heute bei dem Triumpfschmaus des Guten nicht allzuviel tun, sonst sind sie morgen nicht mit fortzubringen!“
„Darüber brauchen Sie nicht bang zu sein. Bestimmen Sie die früheste Stunde, und die Leute werden bereitstehen. Auch für andere Pferde will ich sorgen. Wie ich sehe, sind die Ihrigen nicht die allerbesten. Außer dem Braunen, welcher sich trotz aller Anstrengung vortrefflich gehalten hat, sind sie alle mehr oder weniger abgetrieben. Werden Sie mir gestatten, sie gegen bessere und schnellere umzutauschen?“
„Das darf ich doch wohl nicht zugeben.“
„Sie müssen es. Ich habe sonst gar keine Gelegenheit, Ihnen für alles, was wir Ihnen zu danken haben, erkenntlich zu sein, als in dieser Weise. Darum müssen Sie es mir erlauben, Ihnen für jeden Ihrer Genossen ein Handpferd mitzugeben. Man weiß nie, wie lange ein Pferd aushält, und so ist es auf alle Fälle besser, stets ein Reservetier bei sich zu haben. Außerdem erfordert die Pampa de Salinas, nach welcher Sie wollen, eine ganz andere Ausrüstung als Ihre jetzige. Da können Sie die Handpferde gleich als Packpferde benützen, denn ich werde mir erlauben, Sie mit allem zu versehen, was Sie dort brauchen.“
„Was wird das sein?“
„Vor allen Dingen warme Decken. Sie haben keine Ahnung, wie kalt da oben die Nächte sind und welche durchdringende Winde da wehen. Sodann auch Proviant.“
„Aber wir können doch unmöglich auf so lange Zeit Fleisch mit herumschleppen, welches verderben würde!“
„Wer sagt das? Sie bekommen Mehl, welches sich in dichten Ledersäcken monatelang hält. Außerdem darf es Sie nicht überraschen, wenn ich Ihnen die schönste Wurst anbiete. Ich habe meinen Roten das regelrechte Schlachten, Wurstmachen, Pökeln und Räuchern gelernt. Einen gut verpackten geräucherten Schinken lege ich Ihnen auch bei, und ebenso können Sie einige Steinkrüge voll der besten Butter haben. Sie sehen, daß wir hier in leidlich zivilisierten Umständen leben. Und wenn Sie sich mit all diesen Sachen nicht selbst schleppen wollen, so kann ich Ihnen die Last abnehmen, indem ich einige meiner Leute zu Ihrer Begleitung bestimme.“
„Das ist zuviel!“
„Nein. Es ist sogar notwendig. Sie dürfen sich nicht darüber sorgen, daß es unbrauchbare Leute sein werden. Ich suche Ihnen die gewandtesten heraus, welche so viel Spanisch verstehen, daß Sie sich mit ihnen verständigen können. Sie werden später erfahren, daß diese Leute Ihnen auch außerhalb ihres
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