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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Veranlassung, den Alten zu fragen:
    „Haben Sie einen bestimmten Entschluß betreffs der gefangenen Mbocovis gefaßt?“
    „Nein“, antwortete er. „Was ich tue, das werde ich erst wissen, wenn ich von der Laguna de Bambú zurückkehre. Mein Entschluß hängt von dem Erfolg unseres jetzigen Rittes ab. Befindet sich Horn wohl und gelingt es mir ihn zu befreien, soll keinem Mbocovi etwas geschehen; in diesem Fall gebe ich ihnen die Freiheit, nachdem ich sie gezwungen habe, auf ein Bündnis mit den Tobas einzugehen.“
    „Und wenn Horn tot ist oder wir ihn überhaupt nicht finden?“
    „So werden im ersteren Fall die Schuldigen mit dem Tod bestraft und im letzteren suche ich so lange, bis ich ihn entdecke oder auf meine vorige Überzeugung zurückkomme, daß er für uns verloren ist. Aber auch Sie müssen doch in Beziehung der Mbocovis gewisse Wünsche haben. Ihre Gefährten sind von ihnen überfallen und fortgeschleppt worden. Wollen Sie das ungestraft hingehen lassen?“
    „Es wird sich von selbst bestrafen. Der Sendador ist der Haupt-, ja allein der Schuldige. Mit ihm rechnen wir ab. Wollte ich die Mbocovis dafür verantwortlich machen, so hätte ich das gestern tun müssen. Heute wäre es zu spät.“
    Von dem erwähnten Lagerplatz an ging unser Ritt genau nach Norden. Wir kamen durch freie Camps und lichte Wälder, mit denen offene Prärien wechselten, zuweilen auch durch dichtes Buschwerk, welches nur schwer zu passieren war, oder über weite, sandige Strecken, auf denen kein Grashalm wuchs, obgleich es da mit Wasser gefüllte Lagunen gab; dieses Wasser war stark salzhaltig. Ich sah, daß der Alte, wie er vorhergesagt hatte, den Weg fast schnurgerade ‚durch dick und dünn‘ nahm. Er hatte es sehr eilig und gönnte den Pferden nur am Mittag, als die Sonne am höchsten stand, eine Stunde Ruhe.
    Als die Nacht hereinbrach, lagerten wir uns am Rand eines Waldes und aßen von den mitgenommenen Vorräten. Beim Grauen des Tages wurde wieder aufgebrochen. Der zweite Tag verlief wie der erste, nur daß wir mehr durch Wüste als durch Wald und Savanne kamen. Am frühen Vormittag des dritten Tages änderte der Desierto die bisherige Richtung, indem er westlich auswich. Er deutete nach Osten, wo ein dunkler Strich am Horizont lag, und sagte:
    „Dort gibt es undurchdringlichen Wald, durch welchen man sich nur mit Messer und Beil hauen kann. Tiefe Sümpfe liegen im Inneren desselben, bedeckt mit Wolken von Stechfliegen, welche die Pferde toll machen. Wir müssen einen Bogen reiten.“
    „Und wann erreichen wir die Laguna de Bambú?“
    „Am Nachmittag. Ich hatte gerechnet am Abend, aber wir sind sehr schnell geritten.“
    „So gilt es nun, vorsichtig zu sein, damit wir nicht vorzeitig bemerkt werden.“
    „Das ist jetzt noch nicht nötig. Die einzige Arbeit der zurückgebliebenen vierzig Mbocovis besteht darin, Fleisch für die Weiber und Kinder zu erjagen. Ihr Jagdgebiet aber liegt nach Norden, nicht uns entgegen, wo es nur Wüste und unpassierbaren Sumpfwald gibt. Verlassen Sie sich auf mich. Ich werde Ihnen schon sagen, wann es Zeit ist, auf der Hut zu sein.“
    Pena war zwar auch schon an der Laguna de Bambú gewesen, unseren jetzigen Weg aber noch nicht geritten. Er behauptete, weiter ostwärts vorübergekommen zu sein.
    „Dann hätten wir, wenn wir Ihren Weg geritten wären, zwei Tage verloren“, meinte der Alte. „Der ‚Undurchdringliche‘ zieht sich weit über eine Tagesreise von West nach Ost. In einigen Stunden werden Sie aber die Gegend, durch welche Sie kamen, wiedererkennen.“
    Gerade um die Mittagszeit bog er wieder nach Norden ein, und dann sahen wir ostwärts Gebüsch zu unserer rechten Hand. Wir kamen durch eine Sandwüste, welche zu passieren wir eine volle Stunde brauchten. Mitten in derselben lag eine schmale, aber langgestreckte und vielfach gewundene Lagune, in deren Nähe keine Spur animalischen und vegetabilischen Lebens zu bemerken war. Ihre Ufer erglänzten weiß von dem Salz, welches sich da abgelagert hatte.
    „Ah! Ist das nicht die Laguna de Serpiente?“ fragte Pena.
    „Ja“, antwortete Desierto. „Man hat sie wegen ihrer schlangenartigen Windungen so genannt.“
    „Nun kenne ich mich aus. Wir kommen über eine kurze Savanne, dann durch einen großen Wald, hinter welchem ein Camp beginnt, an dessen Rand die Laguna de Bambú liegt. Das Dorf der Mbocovis befindet sich zwischen dem Wald und der Laguna, mehr in der Nähe des ersteren.“
    „Das ist richtig. Können Sie sich

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