Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Schwiegersohn bringen sie. Oder unsere Krieger ziehen mit beiden fort, um Weiße zu fangen.“
    „Sind auch jetzt welche da?“
    „Ja.“
    „Wie viele?“
    „Ich kann nicht mehr zählen, seit mich der Giftpfeil traf; ich werde irre.“
    „Ist einer dabei, der Pardunna heißt?“
    „Zwei sogar, Vater und Sohn aus der Stadt Goya.“
    „Heißt ein anderer vielleicht Horno?“
    „Ja, Adolfo Horno. Der berühmte Desierto soll entweder ausgeraubt werden oder für ihn bezahlen, aber Señor Adolfo wird trotzdem nicht freigegeben.“
    „Sind auch noch andere da?“
    „Mehrere; sie sind erst gekommen. Bruder Jaguar ist dabei.“
    „Wo befinden sie sich?“
    „Auf der Isleta del Circulo.“
    „Dort werden sie bewacht?“
    „Ja.“
    „Von vielen Wächtern?“
    „Nein, denn sie haben keine Waffen. Drei Krieger von uns sind genug, denn die Weißen haben große Angst vor unseren Giftpfeilen.“
    „Diese drei Wächter sind stets auf dem Inselchen?“
    „Bei Tag und bei Nacht. Sie werden täglich abgelöst.“
    „Wie kommt ihr denn aus dem Dorf auf das Inselchen?“
    „Mit dem Boot, welches am Ufer versteckt liegt.“
    „Würdest du mir die Stelle zeigen?“
    „Ja, weil Sie mir mein Messer wiedergegeben haben.“
    „Wie viele Krieger sind da?“
    „Ich habe sie nicht gezählt, denn ich kann nicht mehr zählen, seit mich der Giftpfeil traf; aber ich habe gehört, daß zwanzig hierblieben, und zwanzig brachten die Gefangenen.“
    „Also zusammen vierzig?“
    „Wenn Sie es sagen, muß es richtig sein; ich kann nicht mehr rechnen, denn ich werde irre.“
    „Wo befinden sich gegenwärtig diese Krieger?“
    „In der Nähe des Dorfes, auf dem Camp.“
    „Was tun sie dort?“
    „Sie üben sich im Pfeilschießen, denn heute ist der Tag, an welchem geschossen wird.“
    „Wann hört die Übung auf?“*
    „Wenn es dunkel geworden ist. Dann wird gegessen und geschlafen.“
    „Wo schlafen die Krieger?“
    „In den Hütten, weil es jetzt im Freien so viele Stechfliegen gibt.“
    „Wann wird die Wache drüben auf dem Inselchen abgelöst?“
    „Täglich um die Mittagszeit.“
    „Was tun die Wächter des Nachts?“
    „Sie sitzen am Feuer und wachen. Zuweilen geht einer von ihnen um die Insel, um sich zu überzeugen, daß die Gefangenen kein Bambusfloß bauen.“
    „Also man wird nicht nach dir suchen, wenn du heute, wenn es dunkel geworden ist, nicht in das Dorf kommst.“
    „Nach mir zu suchen, fällt niemand ein. Man wäre froh, wenn ich tot wäre.“
    „Das ist schlecht von ihnen! Möchtest du nicht lieber bei Leuten wohnen, welche dich lieb haben und dir alles geben, was du nötig hast?“
    „Das möchte ich wohl; aber es gibt keine solchen.“
    „Es gibt welche. Ich werde dir nachher davon sagen. Vorher möchte ich gern wissen, ob es hier im Wald, und zwar nicht zu weit von dieser Stelle, einen Ort gibt, wo sich hundert Männer und hundert Pferde verstecken können.“
    „Einen solchen gibt es nicht. Die Bäume stehen überall zu weit auseinander. Vor wem möchtest du dich denn verstecken?“
    „Vor deinen Kriegern. Sie könnten mich für einen Feind halten und auf mich schießen.“
    Er sah mich verständnislos an, schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Fürchte dich nicht; sie bleiben im Dorf, denn heute ist Übungstag, und niemand kommt in den Wald, denn die Hongos (eßbare Schwämme), die es in demselben gibt, sind erst gestern und vorgestern gesammelt worden. Ich sage dir, daß niemand kommt. Und wenn sie alle kämen, so würde ich dich verteidigen und mich lieber töten als dich beleidigen lassen, denn du hast mir mein Messer wiedergegeben.“
    Er sagte das im Ton herzlichster Aufrichtigkeit. Wie mußte man dem armen Mann mitgespielt und ihn vernachlässigt haben, wenn ihn eine so kleine Freundlichkeit zu solcher Dankbarkeit begeisterte! Ich antwortete ihm, nachdem ich mich durch wenige deutsche Worte mit dem alten Desierto verständigt hatte: „Nun, eigentlich brauche ich mich nicht zu fürchten. Ich kann dich viel eher in Schutz nehmen als du mich, denn wir drei sind nicht allein; wir haben Krieger bei uns. Soll ich sie dir zeigen? Soll ich sie herbeirufen?“
    „Nein, denn sie werden mich vielleicht mit einem Giftpfeil schießen!“
    Er schauderte vor Angst zusammen.
    „Das werden sie nicht tun“, versicherte ich ihm. „Sie werden dir vielmehr zu essen geben, Sachen, welche du seit langer Zeit nicht mehr genossen hast.“
    „So laß sie kommen; laß sie kommen, denn ich habe großen

Weitere Kostenlose Bücher