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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Aufmerksamkeit als bisher.
    „Der Deutsche?“ fragte er.
    „Ja. Dieser schaut dir bis in das tiefste Herz. Selbst wenn es dir gelänge, uns an dich glauben zu machen, ihn würdest du nicht täuschen. Dein Urteil ist bei ihm gesprochen. Aber es sind noch andere da. Du wirst dich freilich wohl nicht darüber freuen, sie wiederzusehen. Kennst du diesen?“
    Er deutete auf Gomarra. Der Sendador betrachtete nun auch diesen. Er schien sich seiner Züge zu erinnern, wußte aber nicht genau, wen er vor sich hatte. Er sagte:
    „Ich kenne ihn nicht –“
    „Halt!“ unterbrach ihn Gomarra. „Jetzt bin ich es, der mit ihm reden will!“
    „Nein, schweigen Sie noch!“ bat ich ihn.
    „Warum? Soll er nicht wissen, wen er vor sich hat?“
    „Jetzt noch nicht. Sie schaden sich selbst und unserm Vorha –“
    „Schaden?“ unterbrach er mich. „Wenn auch! Nichts soll mich hindern, diesem Ungeheuer mitzuteilen, was er zu erwarten hat.“
    Und sich wieder an den Sendador wendend, fuhr er, ohne meiner Winke zu achten, fort:
    „Also Sie erinnern sich, mich gesehen zu haben?“
    „Es ist möglich“, antwortete der Gefragte.
    „Es war oben in den Bergen, in der Pampa de Salinas.“
    Der Sendador schien, als er dies hörte, unter seiner dunklen Haut zu erbleichen.
    Er antwortete nicht.
    „Sie kennen doch diese Pampa?“ fragte Gomarra. „Und wissen, daß dort ein Mord geschehen ist?“
    „Möglich, geht michaber doch nichts an.“
    „Den Mörder soll das nichts angehen?“
    „Señor, Sie nennen mich einen Mörder?“
    „Ja, denn Sie sind es. Sie haben meinen Bruder getötet.“
    „Ich? Ihren Bruder? Es scheint, man spielt hier Theater mit mir! Ich kenne weder Sie noch Ihren Bruder!“
    „So besinnen Sie sich! Sie sind mir einmal oberhalb der Salina begegnet.“
    „Wer kann sich auf so etwas, was oft geschieht, besinnen?“
    „Sie sollen gleich nähere Details hören. Sie ritten weiter und trafen weiter unten auf meinen Bruder.“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Er kam dazu, als Sie die Kipus eingraben wollten.“
    „Kipus?“ rief der Sendador, jetzt freilich in erschrockenem Ton.
    „Ja, Kipus, welche in einer Flasche steckten.“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Weil ich seit jenem Tag oft da oben gewesen bin und nachgegraben habe, um zu sehen, ob sich die Flasche noch dort befindet.“
    „Válgame Dios!“
    „Ja, nun erschrecken Sie!“
    „Nein, ich erschrecke nicht“, behauptete der Führer. „Ich weiß gar nichts davon!“
    „So? Gar nichts? Sie wissen auch nicht, daß Sie meinen Bruder erschossen haben, damit er Ihr Geheimnis nicht verraten könne?“
    „Kein Wort!“
    „Daß Sie ihn für tot liegen ließen und dann weiter ritten, um die Flasche unten am Felsen der Salina abermals zu vergraben?“
    „Señor, Sie dichten da wohl gar einen Roman?“
    „Nein, ich dichte nicht, sondern ich rede die reine Wahrheit. Ich habe Sie ja mit diesen meinen eigenen Augen beobachtet. Ich bin dann oft hingekommen und habe nachgegraben. Ich wollte wissen, ob Sie wieder dort gewesen seien. Ich habe vergebens gestrebt, Ihnen wieder zu begegnen. Nun ich Sie hier habe, sollen Sie Ihren Lohn finden! Ich lasse Sie sicher nicht entkommen; darauf können Sie sich verlassen!“
    Es schien dem Sendador nicht behaglich zu Mute zu sein. Er schüttelte den Kopf, zeigte die Miene gekränkter Unschuld und sagte:
    „Señor, Sie verkennen mich und haben mich verkannt. Es ist ein anderer gewesen, welcher wohl eine kleine Ähnlichkeit mit mir gehabt hat.“
    „Wir glauben Ihnen doch nicht. Machen Sie sich auf den Tod gefaßt! Der Bruder Jaguar kann noch mit Ihnen beten; dann sterben Sie. Ich habe mir fest vorgenommen, daß Sie bei unserer ersten Begegnung meine Kugel erhalten sollen. Heute treffen wir uns zum erstenmal, und ich halte mein Wort.“
    Er wendete sich ab. Seine Art und Weise behagte mir keineswegs. Durch seine Ausplauderei hatte er mir einen ganz bedeutenden Strich durch meine Rechnung gemacht. Der Sendador sollte doch gar nicht ahnen, daß sich so ein Bluträcher, ein Zeuge seiner Taten unter uns befinde. War es ihm einmal gesagt worden, so mußten wir auf unser Unternehmen, auf den Ritt nach der Pampa de Salinas, verzichten. Ich aber war fast begierig, die Zeichnungen und Kipus zu sehen. Da Gomarra den Fehler begangen hatte, brauchte ich über das übrige nicht mehr zu schweigen. Vielleicht wurde er durch die Wucht unserer Anschuldigungen mürbe gemacht. Darum ergriff ich jetzt das Wort, indem ich zu ihm

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