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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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diesem Augenblick der Steuermann ihn von hinten umfaßte und ihm die beiden Arme an den Leib drückte.
    „Da haben wir ihn im Schraubstock“, lachte der gute Hans Larsen. „Welche Wonne, wenn ich ihn so umarmen dürfte, wie ich es wünsche!“
    Der Sendador wollte schreien, aber seine Stimme erstickte; der Steuermann preßte ihm fast den Brustkasten ein. Er wollte sich wehren, aber die Umschlingung war eine so gewaltige, daß es nur zu einem ohnmächtigen Zucken seiner Beine kam.
    „Was nun?“ fragte Larsen.
    „Wir binden ihn und schaffen ihn dann zu den anderen.“
    „Warum erst binden? Das können wir nachher auch tun. Wen ich einmal zwischen meinen Händen habe, der entläuft mir nicht. Nehmen Sie ihm nur die Waffen ab!“
    Ich folgte dieser Aufforderung. Der Sendador hatte außer dem Messer noch ein Gewehr und einen Revolver bei sich. Larsen ließ ihn für einen Augenblick los, legte ihm aber schnell die Hand um das Genick und sagte in spanischer Sprache zu ihm:
    „Jetzt vorwärts, Señor! Und wenn Sie nicht gehorchen, drücke ich Ihnen einige Halswirbel ein!“
    Der Griff des Steuermanns war so energisch, daß der Sendador fast die Besinnung verlor. Er wurde, ohne zu einem Widerstand zu kommen, von Larsen vorwärts geschoben. Als wir bei den Gefährten anlangten, standen die an der Erde Sitzenden auf und umringten uns.
    „Bringen Sie den Halunken?“ fragte Harrico, der Vertreter des Bankiers.
    „Ja, hier ist er“, antwortete der Steuermann. „Gebt Riemen her! Wollen ihm Hände und Füße binden, daß er nicht an das Fortlaufen denken kann.“
    „Ja, aber fest genug! Und ein Feuer wollen wir anbrennen, damit er sehen kann, wen er vor sich hat.“
    Während die einen den Gefangenen fesselten, suchten die andern brennbares Material für das Feuer zusammen. Als dieses letztere aufflackerte, konnte ich die Züge des berühmten Führers erkennen. Sein Gesicht war hager, scharf gezeichnet und von der Sonne dunkel gebrannt. Er gab nicht zu erkennen, daß er sich schäme. Sein finsterer Blick ging von einem zum anderen im Kreis umher; in seinen Zügen gab sich nichts als nur das größte Erstaunen zu erkennen. Er schüttelte den Kopf und sagte:
    „Aber, Señores, was fällt Ihnen denn eigentlich ein? Was bringt Sie auf den mir unbegreiflichen Gedanken, mich mit einer solchen Feindseligkeit zu behandeln?“
    Er suchte sich nun mit allerlei Lügen aus der Schlinge zu ziehen und berief sich endlich auf Monteso, daß er es ehrlich meine. Der Yerbatero hatte freilich nicht an die Verruchtheit dieses Menschen glauben wollen; aber die vorhandenen Beweise sprachen so laut gegen den Sendador, daß der Genannte, indem er eine abwehrende Handbewegung machte, sagte:
    „Verlassen Sie sich nicht auf mich, Señor! Ich kann Ihnen mit meiner Empfehlung leider gar nicht dienen, weil ich überzeugt bin, daß Sie schlecht gehandelt haben.“
    „Wie? Auch Sie? So hat sich also alles gegen mich verschworen!“
    „Verschworen? Davon ist keine Rede. Wir kennen Ihr Vorhaben. Wir besitzen Beweise. Es tut mir leid, einen Mann, den ich meinen Freund nannte, jetzt für einen Mörder halten zu müssen; aber ich kann leider nicht anders. Sie sind in Ihrem Gespräch mit Gomez belauscht worden.“
    Der Kerl war wirklich ein außerordentlich hartgesottener Sünder. Er leugnete trotzdem mit einer geradezu beispiellosen Frechheit. Es zuckte mir in den Händen. So mochte es auch den andern ergehen. Sie ließen Ausrufe des Zornes hören und Bewegungen der Ungeduld sehen. Pena ergriff für Monteso das Wort und rief dem Sendador drohend zu:
    „Mensch, ich bin es, der euch belauscht hat. Wenn du von Lügen sprichst, so beleidigst du mich, und dies von dir zu dulden, habe ich keine Lust!“
    „Wer sind Sie, daß Sie es wagen, den Sendador Du zu nennen?“
    „Ich bin Kummer, der Cascarillero, verstanden?“
    Als der Sendador diesen Namen hörte, ging es doch wie Schreck über sein scharfes Gesicht.
    „Caramba!“ sagte er. „Der deutsche Cascarillero!“
    „Ja. Meine überhaupt ja nicht, daß du Leute vor dir habest, welche du zu täuschen vermagst. Hier sitzt ein ehrwürdiger Herr. Kannst du raten, wer es ist?“ Der Sendador musterte den Bruder. Kannte er ihn oder erriet er es aus dem Äußern desselben, er antwortete:
    „Der Frater Jaguar!“
    „Richtig! Er ist nicht der Mann, sich ein X für ein U machen zu lassen. Und da neben ihm sitzt der Señor, vor welchem dich Gomez gewarnt hat.“
    Jetzt schenkte der Gefesselte mir mehr

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