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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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und senkte stirnrunzelnd den Blick.
    Vor ihm lag eine junge Frau, eine gut gewachsene, stolze junge Frau, von Riesenklauen so schwer getroffen, daß sie sofort tot gewesen sein mußte. Sie trug enge schwarze Lederkleidung, die ihre Figur gut zur Geltung brachte. Ihr Helm mit den kühnen Federn war hinter die Tür gerollt.
    Lon erkannte, daß er ein Kriegermädchen vor sich hatte. Rapier und linkshändiger Dolch hatten ihr nichts genützt, auch wenn die schwarzbehandschuhte rechte Faust das Schwert noch immer umklammerte.
    Nachdenklich bückte er sich und nahm ihren Dolch.
    Als einfacher Tierwächter konnte er nicht hoffen, ein Rapier tragen zu dürfen. Der Dolch, der sich in seiner Rechten schon ungewohnt genug anfühlte, war in Balance und Metall von weitaus größerer Qualität, als er es sich in der Sukh der Waffenschmiede je selbst hätte leisten können.
    Die Straße draußen sah aus, als hätte eine Schlacht darin stattgefunden. Überall lagen Tote. Blut verunstaltete vornehme Kleidung und kunstvoll gestylte Frisuren. Einige geflohene Ungeheuer trieben sich noch herum und suchten frische Beute. Andere Ausbrecher, die noch ihrer Gier frönten, verbreiteten schmatzende Geräusche.
    Lon stieg über das tote Mädchen hinweg und wagte sich ins Innere des Hauses vor, begierig, die Schrecknisse der Straße durch eine stabile Tür auszuschließen.
    Vorsichtig tapste er durch den kurzen Gang, der vom Haupteingang zum Innenhof führte. Links und rechts führte je eine Tür ab, die rechte war geschlossen, die linke stand weit offen. Er schaute nach hinten, ehe er sich der offenen Tür näherte, und erblickte einen Chavonth, der neugierig einen Kopf durch den Eingang steckte. Lon schluckte trocken herunter. Der Chavonth, dessen Fell die gewohnten blauen, grauen und schwarzen Sechsecke aufwies, fauchte bedrohlich und zog die sechs Beine unter sich, um einen guten Absprung zu haben. Chavonths sind hinterlistig, und Lon wußte, daß dieses Exemplar sofort angreifen würde.
    Mit einem Entsetzensschrei stürmte er durch die offene Tür und warf das kompakte hölzerne Hindernis hinter sich ins Schloß.
    Dann verharrte er schaudernd, den Kopf gegen die Tür gepreßt. Er war ein einfacher Tierpfleger, deshalb hatte der Kov ihm und einigen Kollegen Befehl gegeben, diese Menagerie zu übernehmen. Die wilden Tiere stammten aus Ländern jenseits der Ozeane. Lon war den Umgang mit normalen, vernünftigen Tieren gewöhnt, die Karren und Pflüge zogen oder sich reiten ließen – Tiere, die ganz normale, vernünftige Aufgaben verrichteten, wie sie von normalen, vernünftigen Menschen gefordert wurden.
    Solche reichhaltigen Ansammlungen scharfer Klauen und Reißzähne war er nicht gewöhnt. Nein, bei Beng Debrant, dem Schutzheiligen der Tierpfleger!
    Ein fürchterliches Knurren, leise, fauchend, ließ ihn zusammenfahren, als hätte ein Pfeil ihn getroffen.
    Er wand sich behutsam herum – langsam, langsam! – und schaute voller Entsetzen auf die Szene in dem Erdgeschoßzimmer eines unbekannten Hauses.
    Das Mädchen, das wie ihre arme tote Kollegin vom Eingang schwarze Lederkleidung trug, forderte energisch: »Keine Bewegung, Dom!«
    Lon die Knie hatte wahrlich nicht die Absicht, sich zu rühren. Noch ehe er die Tür ein Stückchen hätte öffnen können, wäre der Chavonth, der sich in diesem Raum aufhielt, über ihn hergefallen. Und selbst wenn er es geschafft hätte, draußen im Flur wartete ja schon ein Artgenosse des Ungeheuers!
    Der Schweiß lief ihm über die Nase und in die Augen, und er wagte keinen Mucks zu machen. Die blauen und schwarzen und grauen Sechsecke auf dem Fell des Ungeheuers schienen zu pulsieren. Der Chavonth hob die vordere linke Tatze, an der Blut klebte. Hier und dort schimmerte weiteres Blut am Körper des Monstrums und störte das sechseckige Muster.
    Aber auch das Schwert des Mädchens war blutig ...
    Lon wußte nicht, wie das Schwert wohl genannt wurde – es erinnerte ein wenig an den gemeinen Clanxer, die in Vallia verbreitete Hieb- und Stichwaffe; doch gab es Unterschiede, die sogar er feststellen konnte. Sein Bruder Nol hätte vermutlich sofort Bescheid gewußt. Lon stand wie festgewurzelt und schwitzte und war beruhigt, daß wegen seiner krummen Beine die Knie nicht zusammenschlagen und das schreckliche Monstrum etwa aufregen konnten.
    Von der Einrichtung des Raumes nahm Lon absolut nichts wahr – ein vager Eindruck von einem schweren Tisch vor einem Fenster, von einigen Stühlen und drei Leichen auf

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