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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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dem Boden. Das Kriegermädchen stand in den schwarzen Stiefeln entschlossen vor den drei Toten.
    Zim und Genodras, die Zwillingssonnen, schickten ihr vermengtes Licht über die tödliche Szene draußen auf der Straße und funkelten hier drinnen in seltsamem jadegrünem und rubinrotem Widerschein. Lon stand wie versteinert an der Tür.
    Er spürte, daß seine beiden Hände leer waren. Wenn er nur den langen spitzen Stock behalten hätte ... Aber schon der Gedanke, dem Chavonth diesen Stab entgegenzurecken, verursachte ihm ein unangenehmes Gefühl der Übelkeit.
    Schon seit dem Augenblick, da die Zwillingssonnen über den Horizont stiegen, hatte Lon vage geahnt, daß dieser Tag noch Schlimmes bringen würde. So hatte er sich auch gegenüber Nath dem Treiber geäußert, der schon zu normalen Zeiten ein unduldsamer, mürrischer Bursche war. Nath, der für die wilden Tiere verantwortlich war und sich wegen dieser unerwünschten Pflichten große Sorgen machte, hatte nur etwas in seinen Bart gemurmelt und Lon mit einer Fliege im Ohr weitergeschickt – oder, wie es auf Kregen heißt, mit einem Zorcahuf in der Kehrseite. Lons Vorahnungen hatten sich nun als wahr herausgestellt – vor allem in Gestalt dieses wilden Chavonths und der Toten und des vielen Bluts und des Durcheinanders draußen ...
    Der starre Blick des Mädchens ließ den Chavonth nicht los.
    Wenn das Wesen sich schließlich zu seinem tödlichen Sprung entschloß, würde sie bereit sein – das wußte Lon. Dies war an jeder Linie, jedem bebenden Zentimeter ihres Körpers abzulesen, der – wie ihm plötzlich auch aufging – von außergewöhnlicher Schönheit war.
    Ihr Schwert schwankte nicht.
    Den linken Arm hielt sie auf dem Rücken verborgen.
    Sie war eine Jikai-Vuvushi, ein Kampfmädchen, und war mit der Kavallerie an der Spitze der Prozession geritten. Zweifellos hatten die armen Toten, ausnahmslos Männer, und das Mädchen am Eingang ebenfalls zur Vorhut gehört. Sie waren zurückgeritten, um herauszufinden, was das Lärmen sollte, und waren auf entsetzliche Gegner gestoßen.
    So stand nun dieses Mädchen, diese Jikai-Vuvushi, dem Schrecknis allein gegenüber.
    Wieder mußte Lon schlucken und senkte langsam die rechte Hand zu dem ungewohnten Griff der Main Gauche, die er sich in den Gürtel gesteckt hatte. Das Mädchen übte einen Zauber auf ihn aus, dem er vernünftigerweise widerstand. Sie war nicht für ihn geschaffen. Er gab sich normalerweise mit Tavernenmädchen ab, wenn sich die Gelegenheit bot, und hatte großen Spaß daran. Dieses Mädchen aber besaß eine besondere Aura, von ihr ging ein Lodern der Macht und der Beherrschtheit aus, sie war zäh. Kein Zweifel. Sie war kampferprobt.
    Ein Beweis war das Blut an der Flanke des Chavonths, das dem Blut an ihrer Klinge entsprach.
    Der Chavonth griff an.
    Das Mädchen sprang mit einer solchen Anmut, mit einer derart schönen Bewegung zur Seite, daß Lon der Atem stockte.
    Aus ihrer Bewegung heraus, mit der sie dem Hieb der vorderen Pranken auswich, stach sie zu. Die Klinge traf den Oberkörper des Ungeheuers. Die Schwarzgekleidete wirbelte herum, riß das Schwert zu einem neuen Streich hoch, und der Chavonth wich fauchend zurück.
    »Bei Vox!« sagte sie und war offenkundig enttäuscht. Und noch immer war ihre linke Hand nicht zu sehen, die sie auf dem Rücken hielt.
    Die Jagdkatze bekundete an den drei Toten, die auf dem Boden lagen, kein Interesse. Vielmehr starrte sie aus haßsprühenden Schlitzaugen auf die lebendige Gestalt des Mädchens. Und wieder hob sie eine Vorderpfote mit ausgefahrenen scharfen Krallen.
    Ein Kratzen machte sich an der Tür bemerkbar, dahinter ertönte ein schreckliches Jaulen. Der andere Chavonth, Partner des hier eingeschlossenen Tiers, wollte herein. Lon hatte das Gefühl, daß ihm die Knie weich wurden; aber noch immer bewegte sich seine rechte Hand behutsam dem Griff des linkshändigen Dolchs entgegen.
    Und plötzlich trat eine Wende des Geschicks ein, wie sie in solcher Häufigkeit jeden Menschen treffen kann, der auf Kregen lebt – das Lärmen vor der Tür veränderte sich. Das Kratzen hörte auf. Das Jaulen steigerte sich zu einem fauchenden Schnauben. Daneben waren nun andere Laute zu hören, ein langes unheilverkündendes Zischen.
    Dieses leise, angsteinflößende Zischen kam von dem Churmod – von Lons Churmod, für den er dem hohen Herrn verantwortlich war. Einen Herzschlag später war alles vorbei. Das fauchende Toben endete mit einem langgedehnten qualvollen

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