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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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zu haben. Fraipur aber wußte, daß er mit überlegenen okkulten Kräften in den Kampf ging, mit sehr überlegenen Kräften. Lons Messer zuckte durch die Luft.
    Alloran fuhr verblüfft herum und griff nach dem Schwert. Die Mantissae rührten sich nicht. Sie waren es gewöhnt, Befehle auszuführen, so daß sie in jenen ersten wichtigen Momenten nicht reagierten, Augenblicke, in denen Arachnas Herz zu schlagen aufhörte.
    Alle Anwesenden wurden gefangengenommen. Man starrte auf das Bett. Das Messer ragte aus dem Brustkorb. Der Körper schrumpfte zu einem grauschwarzen ledrigen Gebilde zusammen. Das wunderschöne, leuchtende Apimgesicht zerströmte und schmolz zusammen und wandelte sich zum wirren Ausdruck eines weiblichen Kataki-Gesichts mit schiefen Zähnen, niedriger Stirn und weit auseinanderstehenden Augen, die verkniffen, kalt und feindselig geblickt hatten. Und doch – und doch verströmte dieses Gesicht den nicht festzuhaltenden Eindruck von etwas anderem. Die graue Haut schimmerte gewissermaßen von einem goldenen Pigment, das nicht richtig angepaßt worden war, in seiner Knochenstruktur mochte das Gesicht Elemente einer Vornehmheit in sich bergen, wie sie jedem Kataki, ob Mann oder Frau, fremd war.
    Der lange biegsame Schwanz zitterte und streckte sich voll über das Bett. Die Hand, die linke Hand am Ende des Schwanzes, öffnete und schloß sich, fiel zurück und rührte sich nicht mehr.
    Silda mußte an Korero den Schildträger denken, den Schildträger des Herrschers, einen goldenen Kildoi mit einer ähnlich kräftigen Schwanzhand – und plötzlich erriet sie die Wahrheit. Arachna war die Frucht einer Bindung zwischen Kataki und Kildoi. Ein schnell aufwallender Hauch des Mitleids für dieses Wesen wurde sofort unterdrückt und erzeugte in Silda das hohle Gefühl, daß das Schicksal offenbar alle ungerecht behandelte.
    Dennoch – Arachna hätte ihre Kunst nicht in den Dienst der bösen Sache stellen müssen, wie sie es getan hatte. Mitleid war möglich. Das war alles. Größere Sympathie hätte allenfalls Arachnas Mutter gelten müssen.
    Mit lauten Schreien der Verzweiflung traten die Mantissae in Aktion. Ihre klingenbewehrten Peitschenschwänze zuckten empor. Dolche funkelten. Kandos Horde wich zurück, bequemte sich dann aber doch zum Kämpfen – ob im Banne der Zauberei oder weil sie einsahen, daß es wirklich keine andere Möglichkeit gab, blieb dahingestellt.
    Silda lief zu Drak. Betäubt und zitternd drehte er sich um, und an seinem ganzen Körper leuchtete der Schweiß, Alloran verfolgte die Szene von seinem Stuhl, das Schwert in der Hand, und tat nichts.
    »Silda ...«
    »Drak. Hier ...« Energisch riß Silda den blauen Seidenmantel von Arachnas geschrumpftem Körper und hüllte ihn um Drak. Sie richtete ihn an der Bettkante in eine sitzende Stellung auf. Er schaute zu ihr auf.
    »Du wirst mir sicher gleich sagen, was los ist. Aber zuerst gibt es bestimmt Dringendes zu tun ...«
    »Jede Menge. Zunächst müssen wir uns um Alloran kümmern.«
    »Alloran?«
    Drak wußte nicht, was passiert war; aber er mußte kein Genie sein, um sich das meiste schnell zusammenzureimen. Die verdammte Zauberei! Er fuhr herum und richtete den Blick auf König Vodun Alloran.
    Der Mann saß noch immer vor ihm, das Schwert in den Händen. Auf seiner Stirn schimmerte dick der Schweiß, ein Schweiß von anderer Art als der, der Drak zu schaffen machte. Er bebte. Das Schwert warf Lichtblitze in die überhitzte Luft des Raumes, in dem Kandos Horde gegen die Mantissae kämpfte. Silda war es zufrieden, diese körperliche Arbeit ganz den Männern zu überlassen. Schließlich hatte sie sich deswegen die Mühe gemacht, sie mitzubringen, nicht wahr?
    Drak stand auf. Mit der linken Hand hielt er den Seidenmantel zusammen. Die rechte Hand hob sich.
    »Silda. Leih mir dein Schwert.«
    Silda gab ihm den Drexer.
    Mit dem Schwert trat Drak auf und baute sich vor Alloran auf.
    »Ehe du stirbst, Alloran, sollst du wissen ...«
    Alloran unterbrach ihn: »Majister! Ich weiß es ja schon! Ich weiß es! Töte mich, damit alles vorüber ist. Ich habe einen schändlichen Tod verdient.« Er warf seine Waffe auf den Teppich.
    Plötzlich fühlte Drak sich seltsam unsicher und starrte den Mann an, den Verräter, der so viele Tote auf dem Gewissen hatte. Hier waren Dinge im Spiel, die auf den ersten Blick und an der Oberfläche klar zu sein schienen, deren verborgene Wahrheit aber verdreht werden mochte, so daß die Gerechtigkeit nur noch ein Scherz

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