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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hätte sie wohl nicht mitgenommen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil sie zur Verräterin an dir werden kann.“
    „Möchte wissen, wie!“
    „Eben durch ihre Seltenheit. Hast du etwa schon viele Personen gesehen, welche ihr Haar in dieser Weise tragen? Und nun noch dazu eine solche Fülle schönen, langen, grauen Haares! Dieser Indianer hat Verwandte und Bekannte, welche ihn vermißt und nach ihm geforscht haben. Wenn nun einer derselben erfährt, daß du dich im Besitz dieses Skalps befindest? Vielleicht gibt es Mitwisser des Geheimnisses von dem Schatz. Ich würde zu keinem Menschen von der Kopfhaut sprechen und sie noch viel weniger jemand zeigen.“
    „Pah! Es sind seit jenem Ereignis Jahre vergangen; ich habe nichts mehr zu befürchten.“
    „Dennoch fordere ich dich zur Vorsicht auf. Ich denke da an einen alten Indianer, welcher sein Haar ganz ähnlich trägt und einsam droben in den Bergen haust. Diese Ähnlichkeit der Haartracht läßt ganz wohl den Gedanken aufkommen, daß er zu jenem Toten in irgendwelcher Beziehung gestanden hat. Dieser Mann zum Beispiel dürfte durch Zufall von deinem Skalp hören, und dann wäre es, falls er den Toten gekannt hat, um dich geschehen.“
    „Wie heißt der Mann?“
    „Er ist über hundert Jahre alt und wird darum allgemein der alte Anciano genannt. Er ist trotz dieses Alters noch so rüstig und gewandt wie ein Vierziger und hat sich durch seine Kühnheit und Verschlagenheit berühmt gemacht.“
    „Ich kenne ihn nicht, und er geht mich nichts an. Ist er arm oder reich?“
    „Arm.“
    „So weiß er von dem Schatz nichts, und deine Warnung ist überflüssig.“
    „Mag sein. Es war eben nur so ein Gedanke von mir. Erzähle jetzt weiter! Ich bin begierig zu erfahren, wie dein Abenteuer sich weiterentwickelt hat.“
    „Es kam leider ganz anders, als ich erwartet hatte. Ich wollte an der Salina mein Maultier tränken, selbst auch trinken und dann nach der Barranca zurückkehren. Aber als ich bei der Salina anlangte und um die Ecke bog, sah ich einen Menschen dasitzen, welcher mich verwundert anstarrte. Jedenfalls war er von unten gekommen und wollte hinauf in die Berge; dies machte mein ganzes Vorhaben zunichte. Zurück durfte ich nicht, denn er wäre mir gewiß gefolgt und hätte den Toten gesehen. Mich zu ihm setzen fiel mir noch viel weniger ein, da er mich nicht genau sehen durfte, um mich später nicht verraten zu können. Ich ritt also an ihm vorüber.“
    „Dumme Sache! Warum hast du ihn nicht niedergeschossen?“
    „Dieser Gedanke kam mir auch; aber er hatte, als er mich sah, schnell zum Gewehr gegriffen, und seine Kugel wäre jedenfalls schneller als die meinige gewesen.“
    „Hat er dich deutlich sehen können?“
    „Nein; wenigstens denke ich das. Ich stutzte nur einen Augenblick und wandte mein Gesicht dann schnell von ihm ab. Im Galopp durch die Salina jagend, kam ich eine halbe Stunde später unterhalb derselben auf einem Platz an, wo es auch ein Wasser gibt. Da hielt ich für kurze Zeit an und ritt dann weiter. Eine Ahnung sagte mir, daß der Mann mich verfolgen werde.“
    „Woher diese Ahnung? Du hattest ja gar nicht mit ihm gesprochen.“
    „Eben das mußte ihm auffallen. Wenn er dann die Leiche fand, mußte er mich für den Mörder halten.“
    „Wie sah er aus? Du hast ihn natürlich scharf betrachtet?“
    „Nein, denn da hätte ich ihm mein Gesicht länger zukehren müssen, was ich aus gutem Grund vermeiden wollte. Seine Züge konnte ich nicht erkennen, doch sah ich so viel, daß er nicht mehr jung war, denn sein Haar war grau.“
    „Und seine Gestalt?“
    „Er saß an der Erde; darum konnte ich mir kein Urteil über seine Figur bilden; er schien mir aber nicht klein zu sein.“
    „Ha! Du bist unvorsichtig gewesen. Dieser Mann kann in jedem Augenblick auftauchen und dich zur Rechenschaft ziehen. Du hättest dich zu ihm setzen sollen, um ihn dann in einem geeigneten Augenblick niederzuschießen.“
    „Das habe ich mir später auch gesagt, und heute bereue ich sehr, es nicht getan zu haben, denn es hat den Anschein, daß der Kerl mich genauer angesehen hat, als ich dachte.“
    „Wieso? Bist du ihm etwa später wieder begegnet?“
    „Es scheint so. Es wurde mir eine Drohung ins Gesicht geworfen, welche sich nur auf dieses Ereignis beziehen konnte.“
    „Von wem?“
    „Vom Vater Jaguar.“
    „Válgame Dios! Von dem? Hat dieser Mensch etwa seine Hand auch hier im Spiel?“
    Perillo erzählte von jenem Zusammentreffen in der Restauration in

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