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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Cambas geschlagen werden. Je mehr von unseren Leuten da fallen, desto lieber kann es uns sein. Die übrigen werden nach allen Richtungen davonlaufen und sich sehr wahrscheinlich gar nicht um uns kümmern.“
    „Ich denke aber doch, daß wenigstens die Soldaten sich zu dem Anführer halten werden, und der bist du, wie du ihnen heute abend gesagt hast. Wie werden wir sie los? Nehmen wir den Fall, daß dieser Kapitän Pellejo, welcher sich vorhin so beleidigt fühlte, sich an uns klammert.“
    „Dann bekommt der Kerl eine Kugel. Es ist eigentlich lächerlich, mit solcher – fast möchte ich es Sicherheit nennen – anzunehmen, daß unser jetziger Zug verunglücken wird. Das rätselhafte Verschwinden unserer Gefangenen hat uns besorgt gemacht und auf dumme Gedanken gebracht. Wir haben eine Maus in einen Elefanten verwandelt. Warten wir ganz ruhig ab, was morgen geschieht. Was darauf folgt, das wird sich finden.“
    Er erhob sich jetzt von seinem Platz, um die Umgebung zu durchforschen, konnte aber nichts bemerken, woraus er auf die Anwesenheit eines Feindes hätte schließen müssen. Darum legte er sich befriedigt und beruhigt nieder.

SECHZEHNTES KAPITEL
    Ein Urwaldkampf
    Kaum graute der nächste Tag, so wurden die Schläfer geweckt, da sehr zeitig aufgebrochen werden sollte. Diejenigen Aripones, welche als Führer dienten, weil sie die Gegend kannten, wußten genau, in welcher Richtung das Tal des ausgetrockneten Sees zu suchen war. Sie schlugen dieselbe ein. Sie befanden sich an der Spitze des Zuges, und der Gambusino hielt sich mit Antonio Perillo zu ihnen, um etwaige Spuren sofort zu entdecken. Er ritt bald nach rechts, bald nach links von der geraden Linie ab, konnte aber nichts Befremdendes entdecken, weil der Vater Jaguar so vorsichtig gewesen war, sich mit seinen Begleitern weiter südlich zu halten.
    Da von achthundert Kriegern nur fünfzig beritten waren, kam beinahe der Mittag heran, bevor in der Nähe der undurchdringliche Wald erschien, welcher das Tal des ausgetrockneten Sees nach beiden Seiten flankierte. Als der Gambusino die dunkle Linie desselben erblickte, winkte er den ‚Tapfern Arm‘, den Häuptling der Aripones, zu sich heran und fragte: „Ist das der Wald, in welchem das Tal liegt, durch welches wir müssen?“
    „Ja, Señor“, antwortete der Rote.
    „Und wir können nicht zur Seite ausweichen?“
    „Wir können es, wenn wir den Wald ganz umgehen; aber das würde viel, viel Zeit erfordern.“
    „Die haben wir nicht übrig, denn wir müssen heute abend beim Dorf der Cambas ankommen, um in der Nacht über dasselbe herfallen zu können. In diesem Tal gibt es Wasser?“
    „Fließendes Wasser, welches sich in einen kleinen See ergießt.“
    „So machen wir da halt, um uns auszuruhen.“
    Diese Worte hörte auch der Kapitän Pellejo, welcher jetzt an die Spitze des Zuges gekommen war und mit nachdenklichem Blick den Wald musterte. Als Militär fühlte er sich zu der Bemerkung veranlaßt: „Señor, das vor uns liegende Terrain fordert uns zur Vorsicht auf. Wir können weder nach rechts noch nach links weichen und müssen durch ein Tal, dessen Wände wohl nicht niedrig sind. Wie nun, wenn der Feind uns in demselben erwartet?“
    „So würde ich mich außerordentlich über diese seine Unvorsichtigkeit freuen“, antwortete der Gambusino in wegwerfendem Ton. „Wir würden in das Tal dringen und ihn, der nicht entkommen könnte, einfach niederrennen.“
    „Das ist leichter gesagt als getan, und ich möchte raten, in diesem –“
    „Ich habe noch keinen Menschen um Rat gefragt, auch Sie nicht!“ fiel der andere barsch in die Rede. „Behalten Sie Ihre Meinung gefälligst so lange für sich, bis ich Sie auffordere, mir dieselbe mitzuteilen!“
    Der Kapitän wandte sich entrüstet ab, ohne aber ein Wort zu entgegnen, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Nach einiger Zeit sah man eine Fährte, welche von links herkam und gerade nach dem Tal führte. Es war diejenige des Vater Jaguar, welcher natürlich nach dem Tal gemußt hatte, ohne eine Möglichkeit zu haben, seine Spur unkenntlich zu machen. Der Gambusino stieg vom Pferd, untersuchte sie und sagte: „Es hat hier einige Pferde und auch einen oder zwei Fußgänger gegeben, doch ist dies kein Grund, uns bedenklich zu machen. Diese Leute kommen von Süden her, während wir von Osten kommen; sie können also gar nichts von uns wissen.“
    Infolge dieser Ansicht ritt und marschierte man getrost weiter, ohne, was doch geboten gewesen

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