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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gelegenheit zu einer Schalkhaftigkeit vorübergehen ließ, antwortete: „Wir würden uns nicht über ihre Namen wundern, sondern nur darüber, dieselben von Ihnen zu hören; denn Sie scheinen der schweigsamste Mann der ganzen argentinischen Staaten zu sein.“
    „O, gar so schlimm steht es nun nicht mit meiner Zurückhaltung. Ich spreche zwar sehr wenig, aber solchen Señores gegenüber würde Schweigsamkeit zur Grobheit werden. Darum will ich Ihnen sagen, daß einer der Señores der berühmte Stierkämpfer Antonio Perillo war.“
    Nur allein mit seiner Mitteilung beschäftigt, bemerkte er gar nicht, welchen Eindruck dieselbe auf seine Gäste machte. Sie sahen einander an, blickten sich Schweigen zu, und dann meinte der Weiße in gleichgültigem Ton: „Wenn Sie diesen Perillo einen berühmten Mann nennen, so mögen Sie dies auf Ihre Rechnung hin tun. Ich habe noch berühmtere Leute gekannt, als er ist.“
    „Ihr Wort in Ehren, Señor; ich will Ihnen ja nicht widersprechen, aber ich weiß nur zwei Männer, welche noch berühmter als Perillo sind.“
    „Wer ist das?“
    „Der Vater Jaguar und der Gambusino, der eigentlich Benito Pajaro heißt.“
    „Kennen Sie denn diese Señores?“
    „Den Vater Jaguar habe ich leider noch nicht gesehen; aber der Gambusino war oft bei mir. Er war es ja, welcher mit dem Stierkämpfer bei mir einkehrte.“
    „So? Wirklich? Woher kamen sie?“
    „Von Tucuman mit der Diligence. Es war die gegenwärtige Zeit. Sie kauften zwei Maultiere nebst Proviant für eine Woche, und ich weckte sie eine Stunde nach Mitternacht, weil sie da abreisen wollten.“
    „Wohin?“
    „Zu den Mojosindianern, welche sich jetzt in der Gegend des Guanacotales aufhalten.“
    „Jedenfalls haben Sie sich geirrt, Señor. Es ist nicht der Gambusino gewesen.“
    „Er war es. Ich kann es beschwören. Ich habe den beiden die Zeche, den Proviant und auch die Maultiere borgen müssen, weil sie kein Geld bei sich trugen, was übrigens nicht viel zu sagen hat. Da muß ich sie doch kennen.“
    „Hatten sie denn Eile?“
    „Ja, denn sonst hätten sie sich nicht schon um ein Uhr wecken lassen.“
    Jetzt wurde der Wirt in die Küche gerufen, und das gab den Gästen Zeit, ihre Meinungen ungehört von ihm auszutauschen. Der Weiße war natürlich kein anderer als der Vater Jaguar. Er sagte, zwar in unterdrücktem Ton, aber daß es alle hörten: „Sollte man es glauben! Ich wollte es bezweifeln, aber dieser schwatzhafte Wirt ist seiner Sache sicher. Was meinst du dazu, Geronimo?“
    „Der Gambusino und Antonio Perillo müssen sehr schnell zu Pferden gekommen sein“, antwortete der Gefragte. „Das ist die einzige Lösung dieses Rätsels.“
    „Das sage ich auch. Wie gut, daß wir hier eingekehrt sind, und wie gut, daß wir nicht auf die nächsten Diligencewagen warteten, sondern Relaispferde nahmen! Der Gambusino ist uns einen vollen Tag voraus; aber wir werden dennoch eher an Ort und Stelle ankommen, weil er erst zu den Mojos will und also einen Umweg machen wird. Und zugleich ist es ein großer Vorteil für uns, zu wissen, aus welcher Richtung er kommen wird. Wir haben ihn vom Guanacotal her zu erwarten.“
    „Was mag er bei den Mojosindianern wollen?“ fragte einer.
    „Seltsame Frage!“ antwortete Hammer. „Was er dort will, ist sehr leicht zu erraten. Er will mit Antonio Perillo in der Mordschlucht nach einem Schatz suchen. Dazu gehört Zeit, viel Zeit, während welcher der Proviant leicht ausgehen kann. Dieser muß durch die Jagd erneuert werden, und dazu sind die Mojos engagiert. Ferner gehört dazu ein genügender Schutz, das Fernhalten jeder Störung, jeder Begegnung mit einem Reisenden, Jäger oder anderen Menschen, welcher die beiden überraschen und ihre Absicht erraten könnte. Darum werden sie Mojos Posten ausstellen, welche alle Störung abhalten müssen.“
    „Aber da können doch diese Posten selbst leicht erraten, was die beiden beabsichtigen.“
    „Mögen sie das, es schadet nichts, wenn der Gambusino nur seinen Zweck erreicht. Er schießt die Mojos, die ihn beschützen mußten, einfach nieder und verschwindet dann mit dem Schatz auf Nimmerwiedersehen, um nicht der Rache ihrer Anverwandten zu verfallen.“
    „Das wäre eine Niederträchtigkeit, die ihresgleichen sucht! Er ist ein gewissenloser Mensch; aber so etwas sollte man ihm doch nicht zutrauen.“
    „Nicht!?“ fragte der Vater Jaguar. „Ich habe es bisher verschwiegen, aber nun will ich es euch sagen. Er hat an meinem Bruder genau

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