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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufgegeben. Ich bin, was man so Rentier nennt.“
    „Sie leben also von Ihrem Jelde? Dat kann ick noch nicht. Wollte ick von meine Ersparnisse leben, so könnte ick mir nach drei Tagen als ‚wandelndes Skelett‘ sehen lassen. Dürfen wir fragen, ob Sie in dieses schöne Arjentinien wohnen?“
    „Ich wohnte bisher in Lima, also in Peru, habe mein Geschäft verkauft und will nun nach Deutschland hinüber.“
    „Haben Sie Ihr Jeschäft jut bezahlt bekommen?“
    „Leidlich gut, den jetzigen Verhältnissen angemessen“, antwortete Engelhardt, verwundert über die Frage, welche eigentlich eine sehr zudringliche war.
    „Dat freut mir außerordentlich. Für mein Jeschäft hat mich noch kein Mensch wat jeboten, und so kann ich es mich deutlich vorstellen, wie schön es sein muß, wenn man wat Ordentliches davor bekommt.“
    „Was sind Sie denn eigentlich?“
    „Noch immer jeborener Stralauer, weiter nichts. Ick beschäftige mir mit allem, wat mich in die Hände kommt. Gejenwärtig bin ick der Famulus des Herrn Doktors und ziehe mit ihm in den Kampf jejen die beiden jrößten Schurken, welche die Erde trägt.“
    „Wer ist das?“
    „Dat ist ein Kerl, den man den Jambusino nennt, und dat ist ferner ein Stierfechter, welcher Antonio Perillo heißt!“
    „Diesen letzteren Namen habe ich schon gehört und auch gelesen. Der Mann ist in Lima aufgetreten; da ich aber den Zirkus nicht besuchte, habe ich ihn nicht gesehen. Warum nennen Sie diese Männer die größten Schurken?“
    „Um Ihnen dat zu erklären, müßte ick eine Erzählung leisten, welche von jetzt an bis morjen abend währen würde. Dieser Perillo kennt uns nicht, und wir haben ihm niemals wat zujefügt, und dennoch trachtet er uns schon seit längere Zeit nach dat Leben.“
    „Ist's möglich! Vielleicht irren Sie sich?“
    „Wir uns irren? Kein Jedanke! Der Herr Doktor war kaum ans Land jestiegen und zu Salido jekommen, so machte Perillo einen Mordversuch auf ihn.“
    „Salido, sagen Sie? Wo war das? In welcher Stadt?“
    „In Buenos Aires.“
    „Meinen Sie etwa den Bankier?“
    „Ja, denselbigen.“
    „So kennen Sie ihn also?“
    „Ja, wir kennen ihn sehr gut“, fiel jetzt der Doktor ein. „Ich war ihm empfohlen und genoß seine Gastfreundschaft, indem ich bis zu meiner Abreise von Buenos Aires bei ihm wohnte.“
    „Ist das schon lange her?“
    „Nur kurze Zeit, einige Wochen.“
    „Wurde da bei Salido mein Name nicht genannt?“
    Engelhardt sprach diese Frage mit sichtlicher Spannung aus. Der Doktor antwortete nachdenklich: „Als Sie vorhin sagten, daß Sie Engelhardt heißen, war es mir ganz so als ob ich diesen Namen schon einmal gehört haben müsse; aber wo – hm – hm!“
    „Wohl drüben im Vaterland. Da gibt es ja der Engelhardts genug.“
    „Nein, sondern hier in Argentinien; aber es fällt mir schwer, mich auf den Ort zu besinnen. Fritze, weißt denn du nicht, wo wir einem Engelhardt begegnet sind?“
    „Einem Engel – Engel –“ sann der Stralauer nach, dann richtete er seinen Oberkörper straff auf, sah den Blonden mit einem Blick, in welchem sich die größte Spannung aussprach, an und rief: „Ick hab's, ich hab's! Ick glaube nicht, dat ick mir irre! Sie wohnten in Lima und haben Ihr Jeschäft verkauft. War dat nicht oft und manchmal ein Bankierjeschäft?“
    „Nicht nur oft und manchmal, sondern stets.“
    „Sie haben eine Frau, oder, wollte ick lieber sagen, eine Jemahlin?“
    „Ja.“
    „Und zwei Jungens, wat man höflicherweise Söhne nennt?“
    „Auch das stimmt.“
    „Der eine war bei Salido auf Besuch?“
    „Ja.“
    „So ist's janz so, wie ick mir dachte! Wir haben ihn nicht Herr Engelhardt, sondern stets nur Anton jenannt. Herr Doktor, darum konnten Sie Ihnen nicht auf den Namen besinnen. Bejreifen Sie denn nicht, daß dieser Herr Engelhardt der männliche Teil von die Eltern unseres Antons ist?“
    Der Doktor öffnete den Mund, sah erst Fritze und dann Engelhardt fragend an, ließ sein Auge wieder und wieder von dem einen auf den anderen schweifen und antwortete dann, indem er mit dem Kopf schüttelte: „Du irrst dich, Fritze. Was du sagst, ist ganz unmöglich. Der Vater unseres Anton war zwar auch Bankier und mag vielleicht auch Engelhardt heißen, kann aber nicht mit diesem Herrn hier identisch sein.“
    „Warum nicht?“
    „Weil der Vater Antons sein Geschäft noch besitzt und auch jetzt nicht über die Anden kommen würde. Das siehst du doch wohl ein.“
    „Nein, dat kann ick nicht

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