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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit dem Rücken gegen den Baum gesessen hatte.
    „Einen Iguan“, antwortete Fritz.
    „Iguan?“ rief Parmesan, indem er aufsprang. „Einen Iguan! Das ist ja die größte Delikatesse, welche es auf Erden gibt! Haben Sie ihn getroffen, Señor? Ich hoffe, ja?“
    „Weiß es nicht. Wollen sehen.“
    Er stand auf, um nach dem Baum zu gehen.
    „Nehmen Sie sich in acht!“ warnte der Chirurg. „Die Iguans sind fürchterlich bissig. Wenn er noch nicht tot ist, dürfen Sie ihn ja nicht anfassen.“
    Als Fritz zum Baum kam, ließ er einen Ruf der Freude hören. Das Tier war doch getroffen worden. Es lag unten auf dem Boden und bewegte sich nicht. Dennoch war der Deutsche so vorsichtig, es nicht eher anzugreifen, als bis er ihm einige kräftige Kolbenhiebe auf den Kopf gegeben hatte. Don Parmesan kam dann auch herbei, um den Iguan nach dem Feuer bringen zu helfen.
    Der Iguan, auch Leguan genannt, ist eine große südamerikanische Baumeidechse mit einem breiten Kopf, an den Rändern gezähnelten Zähnen, großem Stachelkamm auf dem Rücken und einem sehr langen Schwanz. Die Beine sind ungemein kräftig und haben sehr lange Zehen; unter der Kehle hängt ein häutiger Sack. Die Iguane schwimmen ausgezeichnet und klettern ungemein behend auf Bäumen und nähren sich von Vogeleiern, Insekten, jungen Baumsprossen und saftigen Blättern und Blüten. Sie sind bei Gegenwehr mutig und außerordentlich bissig. Der gemeine Leguan wird anderthalb Meter lang, wovon allerdings ein Meter allein auf den Schwanz zu rechnen ist. Man stellt ihm sehr eifrig nach, da er ein besonders wohlschmeckendes, zartes und leicht verdauliches Fleisch besitzt.
    Das Tier hat ein höchst häßliches Aussehen, darum rief Morgenstern, als er es erblickte, aus: „Ja, das ist ein Iguan; ich sehe es. Aber wollen Sie dieses Viehzeug wirklich essen?“
    „Natürlich!“ antwortete Don Parmesan. „Es gibt nichts Feineres als Iguanfleisch, gleich in der Haut, in den Schuppen gebraten. Wissen Sie das noch nicht?“
    „Welch eine Frage! Sie an mich, einen Zoologen zu richten! Die Wissenschaft lehrt, daß der Iguan Fleisch besitzt, und die Erfahrung fügt hinzu, daß es gegessen wird. Mir aber kommen Sie ja nicht mit einem solchen Braten! Ich will doch lieber mit den Chinesen geschmorte Regenwürmer, Trepang und Holothurien verzehren als meine Zähne an einer solchen Echse versuchen.“
    „Euer Gnaden lassen es sicher nicht liegen. Ich werde mir sofort ein Stück abschneiden.“
    Er zog das Messer, um zu tun, was er gesagt hatte. Da aber hielt ihm Fritze die Hand abwehrend entgegen und sagte: „Halt, Señor! Wer hat den Iguan geschossen?“
    „Sie natürlich.“
    „Ich; das ist sehr richtig, und also ist er mein Eigentum. Wer ein Stück haben will, muß es mir abkaufen.“
    „Abkaufen? Wie kommen Euer Gnaden zu dieser lächerlichen Ansicht?“
    „Ganz so, wie Euer Gnaden auf den Gedanken kamen, sich Ihr Rindfleisch von mir bezahlen zu lassen.“
    „Aber das hatte ich doch auch bezahlen müssen!“
    „Ob bezahlt oder geschossen, das ist gleich. Sie kamen durch das Bezahlen zu Ihrem Eigentum und ich durch das Schießen zu dem meinigen. Sie ließen sich Ihr Eigentum bezahlen; warum soll ich das meinige verschenken, zumal mein Iguan weit delikater ist als Ihr Rindfleisch. Bei mir kostet das Pfund Iguan heute abend fünfzig Papiertaler.“
    „Aber Señor, Sie scherzen!“
    „Es ist mein Ernst. Wer unter Kameraden verkauft, darf nicht erwarten, daß man freigebiger ist als er.“
    Er schnitt sich ein tüchtiges Stück herab, spießte es an einem zugespitzten Zweig und hielt es an das Feuer. Sofort war ein äußerst feiner und zarter Bratenduft zu bemerken.
    „Hm! Nicht übel!“ meinte Morgenstern. „Wenn diese Echse so schmeckt, wie sie riecht, so könnte man wirklich beinahe und einigermaßen Appetit bekommen.“
    Fritze antwortete nicht und briet weiter. Er hatte schon Iguan gegessen und wußte, was geschehen würde. Als sein Stück gar war, erfüllte es den Umkreis des Weihers mit seinem Duft. Nun schnitt er es in Stücke und begann zu essen. Das schlaue, schadenfrohe Kerlchen machte dabei ein äußerst wonnevolles Gesicht. Da konnte sich Don Parmesan nicht länger halten. Er fragte: „Señor, wollen Euer Gnaden wirklich kein Stück verschenken?“
    „Nein.“
    „Auch kein kleines Stückchen?“
    „Nein.“
    „Ganz dünn und nur so groß wie das Innere meiner Hand?“
    „Nein.“
    „Was kostet ein Stück, an welchem man sich satt essen

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