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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seiten zurück, und man kam auf einen weiten, offenen Kamp, in welchen man eine Viertelstunde hineinritt, um dann zu einer kurzen Beratung anzuhalten. Die Reiter stiegen von den Pferden und bildeten einen Kreis, in welchem die Weißen mit dem Häuptling Platz nahmen.
    „Selbst wenn der Jaguar uns bis an das Ende des Waldes gefolgt wäre“, sagte der letztere, „hier würde er uns nicht finden. Es ist dunkel, und er kann nicht sehen, nach welcher Richtung wir uns gewendet haben. Die Señores mögen beraten, was geschehen soll.“
    „Eine Beratung nach Eurer langen und langsamen Weise werden wir nicht halten“, antwortete ihm der Gambusino. „Wir werden kurz sein und dann gleich wieder aufbrechen, um einen möglichst weiten Weg zwischen ihn und uns zu legen.“
    „So denken Sie wirklich, daß dieser gefährliche Mann uns folgen wird?“
    „Auf jeden Fall, wenn er mich nämlich an der Stimme erkannt hat.“
    „Er hat Sie erkannt.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Er braucht Sie gar nicht an der Stimme erkannt zu haben, denn er hat Sie gesehen.“
    „Nein.“
    „Er hat Sie gesehen! Denken Sie, daß der Jaguar für sich das Leichteste wählt und seine Leute das Schwere und Gefährliche ausführen läßt?“
    „Nein. Wie ich ihn kenne, ist es umgekehrt. Er wird gerade das Allerschwierigste auf sich nehmen.“
    „Und was war heute das Schwerste?“
    „Das Losschneiden der Gefangenen, weil er sich da trotz der hellen Feuer in unsere Nähe wagen mußte.“
    „So war also er es, der dies vollbracht hat. Er ist nahe bei uns gewesen, hat uns alle gesehen und auch gehört, was wir gesprochen haben.“
    „Demonio! Das ist allerdings wahrscheinlich. Er hat uns gesehen, denn jedenfalls befand er sich hinter den beiden Bäumen. Das heißt, er hat Euch erblickt, nicht aber mich, wenigstens nicht genau, denn wie ich mich besinne, hatte ich mein Gesicht mit meinem breiten Hut bedeckt.“
    „Kennt er nicht Ihre Gestalt, Señor?“
    „Ja; aber solche Gestalten gibt es viele, und ich bin viel anders gekleidet als damals, wo wir uns sahen. Um mich wirklich zu erkennen, mußte er mein Gesicht sehen oder meine Stimme hören.“
    „Und meinen Sie, daß dieses letztere geschehen ist?“
    „Ja, denn ich habe leider nur allzu laut geschrien. Hätte ich gewußt, daß dieser Mensch sich in der Nähe befand, so hätte ich freilich geschwiegen. Ich bin überzeugt, daß er mir folgen wird.“
    „Und wenn er nicht Ihnen folgt, so folgt er mir.“
    „Warum habt Ihr Euch mit ihm verfeindet?“
    „Wir waren bei den Cambas eingefallen, als er sich bei ihnen befand. Er kam zu uns, um Frieden anzubieten; aber wir wollten die Beute, welche wir gemacht hatten, nicht herausgeben. Ja, wir wollten noch mehr Beute machen, und so kam es, daß wir ihn fortschickten. Er ging im Zorn, und einer von uns blies ihm einen Giftpfeil nach, der aber in seinem Rock steckenblieb, denn seine Lederkleidung ist so stark, daß kein Pfeil hindurchdringt. Dann töteten wir zwei Häuptlinge der Cambas und viele ihrer Untergebenen. Wir töteten alle Alten, alle Männer, Kinder und Knaben und nahmen nur die Frauen und Töchter mit uns. Da stellte er sich an die Spitze der anderen Cambasstämme und fiel über uns her.“
    „Wer siegte?“
    „Er, denn er ist unüberwindlich, wenn er einmal zur Waffe greift. Sein Zorn hat vielen, sehr vielen von uns das Leben gekostet, und die Cambas haben nicht nur das wiederbekommen, was wir ihnen abgenommen hatten, sondern noch mehr dazu. So sind wir Todfeinde geworden. Darum sollt ihr uns Flinten und Pulver geben, damit wir uns rächen können, denn die Krieger der Aripones sind voller Begierde, die Cambas zu züchtigen. Wenn ihr das tut, werdet ihr treue Verbündete an uns gewinnen.“
    „Ihr werdet bekommen, was wir euch versprochen haben. Wir befinden uns ja auf dem Weg nach unseren heimlichen Magazinen. Wenn es so steht zwischen euch und ihm, bin ich allerdings überzeugt, daß er schnell hinter uns her sein wird.“
    „Und wäre dies nicht der Fall, so würde er mich verfolgen“, fiel Antonio Perillo ein. „Ihr wißt ja, was in Buenos Aires geschehen ist. Er hat nicht nur mich, sondern auch die anderen Espadas blamiert. Wenn ich ihn in die Hand bekomme, so hat er auf keine Nachsicht zu rechnen, zumal es bekannt ist, daß er ein Anhänger von Mitre ist.“
    Da meinte der Kapitän Pellejo: „Ich habe von diesem Mann schon viel gehört, aber nie etwas mit ihm zu tun gehabt. Mir läuft er nicht nach. Soviel ich

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