365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni
trafen die Hufe auf den Waldboden und aus dem Stand heraus galoppierte der Rappe los, ignorierte dabei vollkommen die Versuche Tyrons, ihn auszubremsen. Tyron traute sich nicht einmal, sich eine seiner schwarzen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen.
Nach einer kleinen Ewigkeit wurde der Hengst langsamer. Schweißgebadet und mit gesenktem Kopf blieb das Tier schließlich stehen. Endlich traute sich auch Tyron, den Griff aus der Mähne zu lösen und beruhigend über den Hals des Pferdes zu streicheln. Zittrig atmete Tyron aus, übernahm wieder die Kontrolle.
Sich umsehend versuchte er herauszufinden, wohin die Flucht sie gebracht hatte. Nur schwer konnte er sich ein Fluchen verkneifen. Ausgerechnet am Rand des Nachbargestüts waren sie gelandet. Der Besitzer und dessen Familie mochten sie nicht, weil sie ja nur ein kleiner Privathof waren und sein Rappe Kyran das einzige große und somit in deren Augen richtige Pferd war. Ansonsten besaßen sie nur fünf Haflinger.
Natürlich war er nicht unbemerkt geblieben. Von den Gebäuden löste sich ein Reiter und kam auf ihn zu. Kurz überlegte Tyron, ob er flüchten sollte, doch er entschied sich dagegen, vor allem, da Kyran nicht in der Verfassung für eine Flucht war. Stattdessen glitt er aus dem Sattel und stellte sich neben das Pferd, streichelte beruhigend über dessen Nüstern, spürte sofort den weichen Atem in seinen schulterlangen schwarzen Haaren.
Vor ihnen blieb der Reiter stehen und starrte schweigend auf Tyron herab. Automatisch machte sich der Sechzehnjährige kleiner, dabei war er nicht einmal besonders groß, gerade so, dass er die ein Meter fünfzig schaffte und nun machte er sich noch kleiner. Neben ihm wirkte der Hengst riesig, überragte Tyron sogar.
„Was ist mit euch passiert? Das arme Pferd ist ja total erschöpft.“ Deutlich hörte man den Ärger aus der Stimme des blonden Mannes. Noch während dieser Worte stieg er ab und ging zu Kyran und strich diesem über den Hals.
„Da waren ein paar Motorradfahrer, die Kyran in Panik versetzt hatten, ich konnte ihn nicht mehr halten“, erklärte Tyron leise, behielt dabei aus den Augenwinkeln den Mann im Auge. Dieser umrundete Kyran, untersuchte den Hengst auf Verletzungen.
„Habt ihr öfters Probleme mit solchen Idioten?“ Zögernd nickte Tyron. Er konnte nicht lügen, weswegen er stets ehrlich blieb, auch wenn seine Mutter meinte, es wäre ihr Problem und würde keinen etwas angehen. Fast täglich waren die Motorradfahrer auf ihrem weitläufigen Grundstück und es war immer gefährlich, die Pferde von den Koppeln zu holen.
„Komm mit zu mir und keine Sorge, mein Vater hat nichts dagegen.“ Eine Chance auf Ablehnung ließ der Mann ihm nicht, denn er packte einfach das Zaumzeug von Kyran und führte diesen in Richtung der Gebäude. Das andere Pferd folgte von alleine.
Die weißen Häuser lagen still da. Misstrauisch sah sich Tyron um. Er hatte erwartet, dass überall Pferde und Pfleger waren, doch es wirkte wie ein Geisterhof. Die halbgeöffneten Boxentüren zeigten nur leere Boxen dahinter. Auf einem Waschplatz band der Mann Kyran fest und nahm ihm den Sattel ab.
„Übrigens bin ich Blay, der älteste Sohn des Gestütsbesitzers“, stellte sich der Blonde nebenher vor, löste den Knoten und begann, den Hengst langsam um den Platz zu führen, bis sich Kyran etwas beruhigt hatte, dann wusch er ihn. Nach einem auffordernden Blick wurde Tyron rot und stellte sich schnell vor: „Tyron, der Sohn der Besitzerin des McJirok Hofes.“ Ein Pferdekopf legte sich auf seine Schulter. Auffordernd schnaubte das braune Pferd. Automatisch begann Tyron es zu streicheln, während er zusah, wie der Mann seinen Hengst wusch und trockenrieb.
„Dein Schwarzer kommt erst einmal in eine Box und du zu mir in die Wohnung, ihr zwei braucht etwas Entspannung“, erläuterte Blay seine weiteren Pläne. Wie aus dem Nichts tauchte eine junge Rothaarige auf und nahm das braune Pferd mit sich. Sie gingen in die entgegengesetzte Richtung zu den leeren Boxen.
„Alle anderen Pferde sind auf den Koppeln und die Angestellten sind im hinteren Teil und helfen beim Heu. Mit meinem Vater habe ich geredet und ihm den Kopf gewaschen. Nur weil ihr damals euer Land nicht verkaufen wolltet, ist das kein Grund, euch das Leben zur Hölle zu machen. Alte Männer können manchmal echt nervig und halsstarrig sein. Kein Wunder, dass auf eurem Hof eine Frau an der Macht ist.“ Blay hatte sich anscheinend in Rage geredet und schien
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