365 Geile Nacht Geschichten Band 2 Juli
wird auf diese Weise Glück von vornherein versagt, weil sie keinen Penis haben. Indirekt unterstellt man uns damit, unzufrieden zu sein und nicht in der Lage, Glück zu erlangen!“, wirft eine Kollegin ein und drückt dabei mit dem Zeigefinger immer wieder energisch auf einen imaginären Knopf auf der Tischplatte. Unbestimmtes Brummen unter den Kollegen.
„Es ist doch nur Fiktion“, wirft jemand schüchtern ein. Schweigen. Irgendjemand stöhnt. Rasch flitzen die Blicke im Raum hin und her – man möchte den Unzüchtigen ausfindig machen, um ihn des Raumes zu verweisen. Mir ist sofort klar, dass das nur Richard sein kann – wir hatten schon Sex miteinander und ich kenne sein Stöhnen, aber ich verrate ihn nicht. Vielmehr bin ich gespannt, ob gleich eine schwule Fee …
„Ich bin Damn, du hast mich gerufen?“, ertönt plötzlich die affektierte Stimme eines Mannes, der sich auf dem Besprechungstisch materialisiert. Er ist an allen Ecken rund und hat einen Spitzbart. Sein Anzug besteht aus purpurnem Samt, die schwarzen Haare kräuseln sich im Nacken und fehlen auf dem Scheitel. Alle starren ihn an. Mit offenem Mund. Nur Richard grinst. Wie immer hat er einfach nur etwas umgesetzt, was eine unserer Homo-Autorinnen verfasst hat.
„Ich wünsche mir …“, beginnt Richard feierlich, wirft einen Blick in die Runde, „… dass alle Anwesenden schwul sind.“
„Ei, gern!“, flötet Damn, dreht eine Pirouette, mit der er sich in Luft auflöst und ein paar Konfetti schwirren auf die Tischplatte. Zeit, sich zu wehren, haben meine Kollegen nicht. Nicht nur, dass alle meine männlichen Kollegen einander plötzlich mit ganz anderen Augen ansehen, hat Damn unsere Damen in Herren konvertiert. Richard zwinkert mir zu, dann beginnt er schallend zu lachen.
Die Hälfte der Anwesenden ist schamvoll errötet, ob der plötzlich aufkommenden Gefühle für Kollegen, die andere tut so, als hätte sie kein Problem mit den veränderten Verhältnissen. Noch ehe zwei vollständige Sätze fertig gedacht werden können, steht Damn schon wieder auf dem Tisch. Diesmal wendet er sich einem anderen Kollegen zu, der langsam die Hand aus der Hose nimmt und verlegen lächelt.
„Ich möchte aussehen wie Adonis“, bettelt dieser und erntet von allen anderen neidische Blicke. Das hätten wir uns auch wünschen können. 'Pling' – Pirouette, Konfetti – und der Kollege sieht aus wie … Adonis. Ein schmachtendes Seufzen durchflutet den Raum. Herrje, er sieht so verdammt gut aus!
„Leute!“, schimpft Damn, als er sich Sekunden später wieder materialisiert. „Haltet euch in Zaum!“ Danach nimmt die schwule Fee Bestellungen auf, wie eine Praktikantin, die sich auf den Weg zum Coffeeshop auf der anderen Straßenseite macht. Teilweise kommen sehr konkrete Wünsche, Aussehen, Potenz, Anzahl der Verehrer betreffend, dann diffusere Sachen wie 'Glück und Zufriedenheit' oder 'Karriere'. Immer wieder ändert jemand die Bestellung, lieber schwarzhaarig als blond, lieber sieben statt drei Verehrer pro Woche, lieber Glück als Zufriedenheit … Damn flucht und holt Zettel und Stift hervor, um die Wünsche zu notieren. Während es zugeht wie an der Börse, sitzt Richard einfach nur ruhig da und genießt das Ambiente. Er hat einen Plan, das kann ich erkennen.
Damn macht eine Pirouette, ein Konfettiregen prasselt auf uns nieder und manche der Kollegen sind nicht wiederzuerkennen. Die Attraktivitätsskala im Raum ist um runde fünfhundert Prozent gestiegen. Hände wandern langsam unter den Tisch. Natürlich gerät die ganze Sache außer Kontrolle. Manche Kollegen haben vergessen, ob sie nun schon drei Mal oder erst zwei Mal gerubbelt haben. Die Angst vor der masturbatorischen Impotenz erfüllt den Raum, aber der Wunsch, die Kollegen zu übertrumpfen, siegt über die Furcht, sich selbst nie wieder verwöhnen zu können.
Es kommt, wie es kommen muss: Nach geschlagenen zwanzig Minuten dampfen in diesem unter Konfetti gesetzten Besprechungsraum vierundzwanzig schwule Kerle, atemberaubend schön und potent, aber nicht in der Lage, selbst Hand anzulegen. Einzig Richard hat noch zwei Wünsche frei – und ich sogar noch alle drei, weil ich dagesessen habe, wie paralysiert. Als die Kollegen das wittern, flehen sie abwechselnd Richard und mich an, ihnen ihre Onaniepotenz wieder zurückzuwünschen. Leider – für meine Kollegen leider – bin ich viel zu zynisch für derartig humanistische Aktivitäten.
„Ich wünsche mir das schönste und teuerste
Weitere Kostenlose Bücher