37 - Der Kriegsherr von Antares
leeren Raum zwischen meinen Ohren, während ich mit einigen ausgewählten Gefährten Remberees in die Tiefe brüllte und der Voller in die vermengte Strahlung der Sonnen von Scorpio hinaufraste.
13
Verfaulender Müll türmte sich kopfhoch an der Straße, und der ranzige Gestank ätzte sich in unsere Nasen und Kehlen. Qualmende Fackeln warfen ein zuckendes Licht auf makabre Szenen, auf hektisch bewegte halbnackte Gestalten, funkelte auf Pfützen fauligen Wassers in den Radspuren und Gossen der schlammverkrusteten Straße. Durch die Luft hallte schrilles Gelächter, durchsetzt von Schmerzensschreien. An jeder Ecke brannten zischende Feuer.
»Bei Vox!« hauchte Seg. »Ist jede menahamische Stadt so infernalisch?«
Bettler, Diebe, Prostituierte, Taschendiebe, der Abschaum der Menschheit, lebten in diesem armen Viertel der menahamischen Stadt Gorlki. Es gab keinerlei Beschränkungen. Brutalität herrschte, die Starken und Skrupellosen hatten die Oberhand. Frauen flohen kreischend vor lustvoll brüllenden Männern. Hätte jemand eine mittelalterliche Höllenszene für ein Gemälde gesucht, wäre er in diesem stinkenden Hades Gorlkis fündig geworden.
»Dies gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte Orso und lenkte seine Zorca um zwei Betrunkene herum, die sich gegenseitig in die Arme gesunken waren; ihre Waffen polterten zu Boden, denn der Kampf um die Geldbörse war vorübergehend dem Wein zum Opfer gefallen, den sie zu sich genommen hatten. Eine zerzaust aussehende alte Frau, der die Lumpen wie die Flügel eines Vogels um den Leib flatterten, huschte verrückt kichernd herbei und schnappte sich die Börse. Aber noch während sie sich in Sicherheit zu bringen versuchte, stürzten sich andere kreischend wie Warvols auf ihre Beute.
Der Höllengestank umwaberte uns und erschwerte das Atmen.
»Ich hab in Vallia schon so manche üble und traurige Stadt erlebt«, sagte Nath der Unduldsame, »aber so etwas noch nicht.«
»Lob sei Opaz.«
»O aye, hier ist ein Leben keinen hamalischen Toc wert.«
Orso zog sein Schwert. Der Drexer funkelte sauber in der Welt des Schmutzes.
»Dann will ich lieber vorbereitet sein.«
Naths Faust, die auf dem Schwertgriff lag, verkrampfte sich nicht. Ich wußte, er würde blitzschnell ziehen und noch vor Orso in einen möglichen Kampf eingreifen können, so gut Orso auch war. Er hatte sich in unsere Gruppe hineingedrängt, weil Drak mich um den Gefallen gebeten hatte, ihn mitzunehmen. Drak schuldete Orsos Vater, einem reichen Finanzkaufmann, einen Gefallen, und da Drak nicht selbst mitritt, konnte mich ja Orso begleiten. Ich war darauf eingegangen, weil ich meinen Sohn, den neuen Herrscher, nicht mit Versprechungen belastet sehen wollte, die bei weniger guter Gelegenheit hätten eingefordert werden können.
Orso Frentar vermochte aufrecht zu reiten, blickte scharfen Blickes in die Runde und hielt seine Klinge fest. Balass der Falke hatte ihn beim Schwertkampf auf die Probe gestellt und sich so zufrieden geäußert, wie das bei Balass in Fragen der Klinge überhaupt möglich war.
Wir waren in lange dunkle Mäntel gehüllt, die über die Hinterhand unserer Zorcas fielen. Wir trugen flache Ledermützen. Wir sahen nicht gefährlich oder reich aus; aber wir ritten auf Zorcas durch diesen menschlichen Sumpf, so daß es nur eine Sache der Zeit war, bis man uns anfiel.
Schließlich gilt die Zorca mit ihrem Spiralhorn, mit ihrem Temperament und ihrer schnellen Gangart – die auf ihren kurzen Körperbau zurückging – als bestes vierbeiniges Satteltier in Paz. Wir ritten weiter.
Da wir Gorlki nicht kannten und die Nacht bevorstand, waren wir durch das erstbeste Tor an der Straße hineingeritten, der wir seit Verlassen des Vollers gefolgt waren. Dieses Tor, das Tor der Strafe, führte direkt durch dieses widerliche Stadtviertel. Die Szenen ringsum waren schlimm genug, der Gestank war noch schlimmer und die allgemeine Schändlichkeit der Umgebung am schlimmsten.
Dabei waren unsere Pläne dankbar schlicht und direkt.
Eine diplomatische Nachricht war von Vondium nach Tomboram abgegangen. Außerdem waren unabhängig von uns Spione eingeschleust worden, die die Ereignisse noch etwas genauer beleuchten sollten.
Das vallianische Expeditionskorps, das von Nath na Kochwold geführt werden und Iyam gegen die menahamischen Invasoren helfen würde, sollte nach Westen vorrücken, wahrscheinlich in die Nähe der Grenze zu Lome. Königin Lushfymi aus Lome steckte mit in der Sache.
Damit blieb es
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