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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wäre; aber das wäre ein Fehler gewesen. Sobald sie meine Spuren verloren gesehen hätten, wären sie zu den Herden zurückgekehrt, um den Heimzug fortzusetzen, und diese wären für den Haziendero verloren gewesen. Da ich sie aber retten wollte, mußte ich die Verfolger an meine Fährte heften.
    Um dies zu erreichen, mußte ich auf dem Weg nach der Hazienda bleiben, weil sie jedenfalls annahmen, daß ich diesen einschlagen würde. Auch durfte ich nicht zu sehr eilen, denn je näher sie mir blieben, desto mehr blieb ihr Eifer wach und desto weniger kamen sie auf den Gedanken, umzukehren oder wenigstens eine Anzahl von ihnen zurückzuschicken. Fand ich dann, was gar nicht unwahrscheinlich war, die Mimbrenjos bei der Lebenseiche auf mich wartend, so konnte ich mit ihrer Hilfe das ganze Korps gefangennehmen und abermals umkehren, um die geraubten Tiere zu holen und sie ihrem Eigentümer, dem armen Don Timoteo Pruchillo, zuzuführen. Daß dieser ohne seine Herden ein armer Teufel war, darüber konnte es keinen Zweifel geben. Seine Häuser wurden eingeäschert, seine Wälder und Gärten verbrannt; er besaß nur noch die Wiesen, welche ihm ohne Weidevieh keinen Pfennig einbrachten. Ich hatte ja gehört, daß er jetzt lange nicht mehr so wohlhabend sei, wie er früher gewesen war.
    Alle diese Gedanken teilte ich meinem jungen Begleiter mit, indem wir flott unseres Weges dahintrabten. Er widersprach mir nicht, denn er hatte keine Ursache dazu und hätte sich dies auch gar nicht getraut, wenn er doch der Meinung gewesen wäre, mir unrecht geben zu müssen. Er nahm meine Darlegung wie ein Alter mit vollem Verständnis auf und fragte in seiner ernsten Weise:
    „So denkt Old Shatterhand also, daß wir fünfzig Yumas hinter uns her haben werden?“
    „Wenigstens vierzig bis fünfzig“, nickte ich.
    „So viele werden uns aber nicht gleich folgen können. Der Häuptling lag in Ohnmacht, und die Krieger mußten warten, bis er erwachte, um seine Befehle zu vernehmen.“
    „Das ist richtig; aber einige wenige sind uns jedenfalls sofort gefolgt, um unsere Spuren festzuhalten, bis die anderen kommen. Ich werde mit ihnen sprechen.“
    „Sprechen?“ fragte er erstaunt. „Habe ich richtig gehört? Old Shatterhand will wirklich mit diesen Spürhunden, welche ihn mit ihren Zähnen zerreißen wollen, reden? In welche Gefahr wirst du dich da begeben!“
    „In gar keine. Die Gefahr, in welche du dich begabst, als du mich nach der Zerstörung der Hazienda aufsuchtest, war viel größer.“
    „Es konnte keine Gefahr für mich geben, da ich einen Fehler zu sühnen hatte. Ich wäre in den Tod gegangen, wenn es hätte sein müssen.“
    „Das glaube ich dir, nun ich dich näher kennengelernt habe. Ich habe meine Freiheit nur durch dich wiedererlangt und werde es dir danken.“
    „Old Shatterhand ist ein berühmter Krieger; er hätte sich auch ohne mich befreit!“
    „Vielleicht, doch nicht so schnell und auf diese Weise, welche mir keine Verwundung und keinen noch so kleinen Verlust gebracht hat. Ist dir die Zeit, während welcher du in den letzten Tagen auf mich wartetest, nicht lang geworden?“
    „Keine Zeit, selbst die längste nicht, ist lang, wenn man Geduld hat, und ein Jüngling, welcher ein Krieger werden will, muß sich außer in der Tapferkeit vor allen Dingen auch in der Geduld üben.“
    „Aber du konntest nicht schlafen, denn des Tages mußtest du uns folgen, und des Nachts konntest du an jedem Augenblick meine Flucht erwarten!“
    „Ein Krieger muß danach trachten, den Schlaf beherrschen zu können. Übrigens konnte ich genug schlafen, denn ich legte mich zur Ruhe, wenn ihr aufgebrochen wart, und folgte euch erst nach einigen Stunden. Die Herden zogen so langsam, daß ich sie sehr schnell einzuholen vermochte.“
    „Woran dachtest du, daß es lag, als du so vergeblich auf mich warten mußtest?“
    „Ich dachte gar nicht, denn ich wußte, Old Shatterhand wird kommen, wenn seine Zeit erschienen ist.“
    „Mit deinen Antworten beweisest du, daß du einst nicht nur ein tapferer Krieger, sondern auch ein um- und vorsichtiger Berater in der Versammlung der Häuptlinge und Ältesten sein wirst. Du wünschst, einen Namen zu haben. Sobald ich mit den Deinigen zum erstenmal am Feuer sitze, werde ich ihnen sagen, daß du bewiesen hast, wert zu sein, einen Namen zu tragen.“
    „Uff, uff!“ rief er aus, indem seine Augen glänzten und er sich entzückt im Sattel aufrichtete.
    „Ja, ich werde ihnen vorschlagen, dir einen zu

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