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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mann?“
    „Ein armer Teufel aus meinem Vaterland, welcher dadurch reich geworden ist, daß er eine Ölquelle entdeckt hat.“
    „Wo hat er sie kennengelernt?“
    „Drüben, wo er geboren wurde. Sie ist ihm vor zwanzig Monden herübergefolgt.“
    Er dachte einige Augenblicke nach und fuhr dann fort:
    „Das war die Zeit, in welcher Old Shatterhand auch in seiner Heimat gewesen ist. Mein Bruder hat sie drüben wohl gekannt?“
    „Ja.“
    „So hat der Mann diese Frau durch dich bekommen. Howgh!“
    Wenn er das Wort Howgh aussprach, was stets am Schluß einer Warnung oder Behauptung geschah, so war das ein Zeichen, daß er fest an die Wahrheit seiner Worte glaubte und sich durch nichts in seiner Überzeugung irre machen lassen werde. Ich staunte wieder einmal über seinen Scharfsinn, der gleich erriet, was ein anderer im ganzen Leben nicht erraten hätte.
    Nun kehrte Martha zurück. Sie meldete mit sicht- und hörbarer Enttäuschung:
    „Mein Mann ist leider im Büro nicht anwesend, und ist dies der Fall, so darf auf ein baldiges Kommen nicht gerechnet werden. Das Geschäft nimmt ihn so sehr in Anspruch.“
    Der Seufzer, den sie dabei hören ließ, schien mehr ihr selbst als dem Übermaß seiner Arbeit zu gelten.
    „Das Geschäft?“ fragte ich. „Er hat doch jedenfalls seine Beamten, auf die er sich verlassen kann?“
    „Das wohl; aber die Sachen sind oft so verworren und verwickelt; sein Kompagnon nimmt sich derselben nicht genug an, und so kommt es, daß auf meinem Mann die größte Last der Arbeit liegt.“
    „Verworren und verwickelt, sagen Sie? Das kann ich mir nicht denken. Und sein Kompagnon Ackermann scheint nach dem, was ich von ihm gehört habe, ganz im Gegenteil ein sehr tätiger und unternehmender Mann zu sein.“
    „Ackermann? Den meine ich nicht; der ist ja gar nicht mehr sein Kompagnon. Sein jetziger Partner heißt Potter, der kein Deutscher, sondern ein Yankee ist.“
    „Warum hat er mit dem zuverlässigen Deutschen gebrochen und sich –“
    „Warum? fragen Sie“, unterbrach sie mich. „Ah, da fällt mir ein, daß Sie noch gar nicht wissen werden, was geschehen ist. Haben Sie, als Sie aus dem Wagen stiegen, nicht die Firmenschrift über unserer Tür gelesen?“
    „Nein.“
    „Sie wissen also nicht, daß mein Mann jetzt der Mitbesitzer einer Länderei- und Handelsbank ist?“
    „Habe keine Ahnung! Länderei- und Handelsbank? Hm! Aber den Oil-Swamp besitzt er nebenbei noch?“
    „Nein. Er hat sich mit Ackermann und einem Konsortium auseinandergesetzt.“
    „Aber warum, warum?“
    „Sie fragen doch ganz ängstlich, Herr Doktor. Es gefiel ihm nicht mehr da oben am Sumpf, und auch mir nicht. Wir lernten Potter kennen, der ein tüchtiger Geschäftsmann ist, obgleich er viele von seinen Arbeiten auf die Schultern meines Mannes legt, und folgten seinem Rat. Mein Mann trat seine Rechte am Oil-Swamp für drei Millionen Dollars ab. Wir zogen in die Stadt und gründeten mit diesem Geld eben unsere Länderei- und Handelsbank.“
    „Und welche Summe zahlte Potter ein?“
    „Keine. Mein Mann gibt das Kapital und Potter die Kenntnisse. Sie wissen doch, daß Werner keine kaufmännischen Kenntnisse besitzen kann.“
    „Warum hat er dann das Sichere aufgegeben und dafür das Unsichere eingetauscht?“
    „Halten Sie unsere jetzige Lage denn für unsicher?“
    „Ihr gegenwärtiges Geschäft kann ich nicht beurteilen, weil ich es nicht kenne; ich weiß nur, daß ich Ihrem früheren Nachbar Ackermann Vertrauen schenke würde.“
    „Potter verdient es auch. Aber da höre ich meine Eltern kommen. Sprechen wir in ihrer Gegenwart nicht über diesen Gegenstand. Ich möchte ihnen nicht Sorgen bereiten, welche höchstwahrscheinlich grundlos sind.“
    Der Fahrstuhl brachte die beiden Alten herauf.
    „Da sind wir nun ooch!“ rief uns der einstige Celloer zu, indem er mit seiner Frau herantrat. „Ich kann mich noch immer nich in die englische Sprache finden, und da es so wenig Kutscher gibt, die deutsch verstehen, so sind wir wieder mal ewig in die Kreuz und Quere gefahren, ehe uns der Kerl vor der richtigen Tür abgeladen hat. Nun gehen wir aber nich gleich wieder fort!“
    „Dennoch werdet Ihr unseren lieben Landsmann nur kurze Zeit genießen können“, meinte Martha. „Er will schon bald wieder fort von uns.“
    „Damit soll er uns nich kommen! Wen ich eenmal bei den Rockschößeln halte, den laß ich nich gleich wieder los.“
    „Wir sprechen schon noch darüber. Zunächst wollen wir die Herren

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