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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht nur verschollen, sondern gestorben wäre. Der Rechtsanwalt nimmt nun umfangreiche Nachforschungen vor, zu denen er die Frist bekommen hat.“
    „Das zieht die Sache noch weiter in die Länge. Was ist denn Ihre Mutter für eine Geborene?“
    „Jäger war ihr Mädchenname.“
    „Also hieß auch der alte Millionär Jäger. Was war er denn?“
    „Ursprünglich Schuhmacher. Als Gesell ist er ausgewandert, hat dann in New York es zu einem Laden gebracht, wohl jedenfalls durch eine gute Heirat, und ist dann immer weiter vorwärtsgekommen.“
    „Schuhmachergesell? New York? Laden? Reiche Heirat? Ah, da kommt mir ein Gedanke, da fällt mir etwas ein!“
    „Was? Was?“
    „Warten Sie nur, warten Sie! Ich muß mich besinnen.“
    Ich stand vom Sofa auf und ging eine Weile im Zimmer auf und ab. Ich dachte an den Brief, den ich unter Meltons Effekten gefunden hatte. Sein Neffe hatte ihn geschrieben. Ich ging nach meiner Bibliothek und nahm den Brief, den ich mir aufgehoben hatte, aus dem betreffenden Fach, um ihn zu lesen.
    Ja, da stand es deutlich geschrieben. Sollte der Brief sich auf den Fall beziehen, den wir jetzt besprachen? Ich mußte Gewißheit haben und fragte deshalb weiter:
    „Jäger brachte es also zu einem Schuhwarenladen in New York. Ist er denn nicht Armeelieferant geworden?“
    „Ja.“
    „Und hat da nicht nur Fußbekleidungen, sondern auch andere Bedarfsartikel in Auftrag bekommen?“
    „Ja, ja. Dadurch hat er sich die Millionen verdient. Aber woher wissen Sie das? Was für ein Schreiben haben Sie da in der Hand?“
    „Nachher! Sagen Sie mir noch, ob er stets nur seinen deutschen Namen Jäger geführt hat!“
    „Nein, er hat ihn in das englische ‚Hunter‘ amerikanisiert.“
    „Warum sagten Sie das nicht gleich? Warum nannten Sie nur den deutschen Namen?“
    „Ich dachte, es käme nicht darauf an.“
    „Es kommt sogar viel, sehr viel, womöglich alles darauf an! Wissen Sie, wie der verschollene Sohn geheißen hat?“
    „Ja, Small. Ein sonderbarer Name! Nicht wahr?“
    „Ja; aber das ist nur vorteilhaft für Sie, denn je sonderbarer er ist, desto weniger kann der Träger desselben mit einem anderen Menschen verwechselt werden. Also Small Hunter. Er ist verschollen. Und wo? Natürlich im Orient! Oder nicht?“
    „Ja, im Orient!“ rief Vogel ganz erstaunt aus. „Auch das wissen Sie, Herr Doktor?“
    „Auch das! Sie sind an den rechten Mann gekommen, lieber Freund.“
    „Das sagte auch Winnetou!“
    „Aha. Er hat einen kleinen, winzigen Stapfen der Spur erkannt, welcher Sie folgen müssen, und dann gleich alles mögliche getan, damit sie dem Auge ja nicht wieder entgehen möge. Setzen Sie ihn nur erst auf eine Fährte, dann ist er unermüdlich und zeigt eine unerreichbare Meisterschaft.“
    „Sie haben also eine Spur von dem Verschollenen?“
    „Ja. Aber vorher muß ich noch fragen: war denn in dem behördlichen Bericht nicht zu lesen, wo man ihn vermuten kann?“
    „Doch! Ich besinne mich. Man hat einen Brief gefunden, welchen er von Kairo aus an seinen Vater geschrieben hat.“
    „Das ist gut! Wie alt ist der Brief?“
    „Das war nicht erwähnt.“
    „Schade! Es ist gerade ganz nötig, die Zeit zu wissen, wann Small Hunter in Kairo gewesen ist.“
    „Er hat dort im Hotel du Nil gewohnt, dessen berühmten Palmengarten er ausführlich beschreibt.“
    „Ist noch etwas aus dem Brief erwähnt worden?“
    „Nein! Und aber doch! Ich besinne mich. Er bittet seinen Vater, die Antwort nach dem amerikanischen Konsulat zu adressieren.“
    „Das ist wichtig, sehr wichtig! Die Spur haben wir. Der Gesuchte ist nun mit Sicherheit zu finden, aber freilich als Leiche.“
    „Sie halten ihn für tot?“
    „Ja. Und dennoch wird er sich zu der Erbschaft melden.“
    „Ein Toter meldet sich doch nicht zu einer Erbschaft!“
    „Manchmal doch! Allerdings nur unter ganz besonderen Umständen, welche Sie erfahren werden, wenn ich erst mit Winnetou gesprochen habe.“
    „Sie machen mich höchst wißbegierig!“
    „Ich werde Sie nicht lange auf die Folter spannen und darum mit dem Apachen nicht indianisch, sondern englisch sprechen. Verstehen Sie das?“
    „Ganz gut. Von dem Tag an, an welchem meine Familie nach Amerika zog, habe ich sehr eifrig Englisch getrieben.“
    „So hätten wir uns jetzt dieser Sprache anstatt der deutschen, von welcher der Apache nur wenig versteht, bedienen sollen. Ich brauchte mich nun nicht extra an ihn zu wenden. Aber sagen Sie mir doch, ob Sie nicht wissen, ob die

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