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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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getroffen ihre Tiere.
    Die Szene gefiel mir. Wäre ich der Anführer mit dem grellroten Schnurrbart gewesen, der Hangol als Cadade – als Anführer der Wache – bezahlte, hätte er sich jetzt einiges anhören müssen, weil er keine Voraus- und Flankenreiter auf den Weg geschickt hatte. Bei Krun, ja!
    Bögen wurden gespannt, Pfeilspitzen funkelten im schwächer werdenden Licht – sie waren auf Mevancy gerichtet.
    Der Standartenträger hatte einige Schwierigkeiten mit seiner Zorca, die herumtänzelte und am liebsten ausgekeilt hätte. Das Banner, ein rotgelbes Wappen von kompliziertem Entwurf, aus dieser Entfernung schwer zu erkennen, flatterte munter hin und her.
    »Erklär uns deine Absicht, oder du bist tot!« brüllte Hangol.
    Mevancy lachte.
    »Ich ziehe es vor, hier zu stehen und euch zu begrüßen. Ich hätte euch genausogut mit Pfeilen durchbohren können. Ihr wißt nicht, wie viele Bogenschützen ich bei mir habe.«
    Der Anführer beugte sich elegant zur Seite und sprach leise mit Hangol. Hangols Helm neigte sich auf und nieder, und obwohl die beiden ein gutes Stück entfernt waren und ich die ganze Szene nur auf der Seite liegend beobachten konnte, spürte ich doch, wie wenig begeistert der Mann war. Der Cadade erhob die Stimme.
    »Wir geben dir das Llahal. Dies ist Leotes li Nigwam, Vad von Sabiling, Paol-ur-bliem.«
    Der Anführer bedachte Hangol mit einem kurzen gereizten Blick, dann gewann er seine gute Laune zurück. Er war also ein Vad und stand damit um eine Rangstufe unter einem Kov, einem Herzog. Nun ja, ein ziemlich hoher Herr. Was ›Paol-ur-bliem‹ bedeutete, konnte ich nicht ermessen. Paol gilt im allgemeinen als irdischer Teil von Vaol-paol, dem ewigen Zyklus der Existenz, der Schicksal und Geschick umschließt. Bliem ist ein Wort für Leben.
    Mevancy hatte mir den Rücken zugewandt, so daß ihr Gesichtsausdruck für mich nicht zu erkennen war; ich vermutete, daß sie sich eher verbindlich gab.
    »Llahal, Vad Leotes. Wenn du hinter den tsung-tan-verfluchten Drikingern her bist, reite ich mit euch.« Sie machte eine knappe Bewegung mit der linken Hand. »Ich heiße Mevancy nal Chardaz. Llahal.«
    Der Vad hob die Hand. »Du bist uns mit deinen Streitkräften willkommen, meine Dame.«
    Ah, dachte ich, jetzt wollen wir doch mal sehen, wie du aus dieser Sache herauskommst, Dame Mevancy nal Chardaz.
    Sie zog lediglich ihre Lictrix aus der Deckung der Büsche, stieg auf und warf mir eine letzte Bemerkung zu, ehe sie den Hang hinabtrabte.
    »Ich komme dich holen, Kohlkopf. Lauf nicht weg!«
    Sie mußte Vad Leotes beeindruckt haben, denn die beiden unterhielten sich kurz, ehe sie ihre Tiere nach Westen herumzogen und davongaloppierten.
    Ich hob den linken Arm und bedachte die hochwohlgeborene junge Dame mit einem Faustschütteln.
    Erst dann ging mir auf, was ich getan hatte.
    Ich hob beide Arme und ballte und entspannte die Fäuste.
    Bei Zair!
    Nun konnte ich mich auf die Beine konzentrieren. Meine Füße waren so gut wie abgeheilt, und wenn ich endlich wieder auf die Stelzen kommen konnte, würde ich auch gehen können, davon war ich überzeugt. Ich würde sogar laufen!
    Der Trick bestand darin, die Muskeln dem Diktat meines Gehirns zu unterwerfen, die Sehnen und Muskeln zum Ziehen zu veranlassen, die gelähmten Beine zu zwingen, sich überhaupt zu bewegen.
    Während ich da unter dem trockenen schwarzen Busch lag und mit mir selbst kämpfte, senkten sich die Sonnen immer mehr zum Horizont. Zim und Genodras, die hier in Loh Luz und Walig genannt werden, warfen immer längere grüne und rote Schatten. Es ist nicht nötig, meine Schmerzen im einzelnen zu beschreiben. Als ich aus Osten eine Karawane näher kommen hörte, spürte ich, wie sich zum erstenmal meine Knie anzogen. Als die Karawane in Sicht war und ihr Lager vorbereitete, hockte ich auf Händen und Knien am Boden, und als die ersten Zelte errichtet wurden, kam ich ebenfalls hoch und stand schwankend, wirbelnd, betäubt in der Deckung – aber auf eigenen Füßen.
    Danach ging es nur noch darum, in den Sattel der Lictrix zu steigen, eine Aufgabe, die sich mit der Besteigung eines Gipfels der Stratemsk vergleichen ließ, und dann im leichten Trab hangabwärts auf die Karawane und das Lager zuzuhalten. Natürlich wurde ich schnell angehalten. Ein Mann hielt mir eine lange Waffe entgegen. Ich erkannte eine Strangdja, eine gefürchtete Waffe aus Chem.
    »Wohin, Dom?« fragte er nicht sonderlich feindselig, denn er konnte sich bestimmt vorstellen,

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