Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
39 - Meuchelmörder von Scorpio

39 - Meuchelmörder von Scorpio

Titel: 39 - Meuchelmörder von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
entlanggetragen, während Leone und die beiden anderen besorgt hinterherflatterten. Die Richtung, aus der ich kam, war der Weg, auf dem Ching-Lee verschwunden war, um die Nadelstecherin zu holen.
    Wo Leone letzte Nacht eine mit Bronzenägeln beschlagene Tür einfach aufgestoßen hatte, stand heute ein aufmerksamer und kräftiger Posten. Er hob eine Strangdja hoch; die bösartig glitzernde Waffe konnte mir den Kopf abtrennen.
    »Llanitch!« sagte er – und er meinte es ernst. Llanitch bedeutete Halt!, aber es sagt noch mehr aus, da es klar den tieferen Sinn zum Ausdruck bringt, daß man, bleibt man nicht bewegungslos stehen, wahrscheinlich in den Eisgletschern von Sicce aufwacht, um über seinen Fehler nachzudenken.
    Ich blieb bewegungslos stehen.
    »Drajak möchte zu Lord Wink!«
    Ich sprach wie ein Soldat, brüllte es heraus.
    Er klopfte zweimal mit dem Ende seiner Strangdja gegen die Tür. Sie öffnete sich, und Ching-Lees Gesicht schaute heraus.
    »Drajak möchte zu Lord Wink!« brüllte der Posten, wobei er mich nicht aus den Augen ließ.
    Ching-Lee sah mich und klapperte mit den Wimpern. »Oh, du bist es! Nun, komm herein! Und sei leise!«
    Der Posten ließ seine Strangdja aus dem Weg sausen, und ich trat ein.
    Wir blieben nicht in dem hübschen Zimmer, das mit blauweißen Volailblumen tapeziert war, sondern gingen dort entlang weiter, wo Wink von Prang getragen worden war. Wir fanden ihn im Bett eines seiner Gemächer in diesem Flügel des Palastes, den Chemzitegemächern, die jetzt auf die blumige makilornsche Weise in Gemächer der Schwelgerischen Ruhe umbenannt worden waren. Er saß mit Hilfe einer Menge Kissen aufrecht und spielte Jikaida. Sein Gegner war ein hagerer schmalgesichtiger Mann, der offensichtlich bei allem, was er tat, Maß hielt, dabei aber meiner Einschätzung nach kein fanatischer Asket war. Er lächelte Wink zu, während er eine Figur auf dem Brett bewegte, und sagte: »Ich schreibe deine mangelnde Konzentration deiner Verwundung zu, Wink, mein Junge.«
    »Dein Sarkasmus gereicht dir zur Ehre, San.«
    Dieser Bursche war also ein San, und man wird auf Kregen nicht ohne guten Grund mit Meister, Herr oder Weiser angeredet. Sein Lächeln machte sein schmales Gesicht anziehender, und die Lachfältchen um Augen und Mund verrieten mir, daß er einen hintergründigen Witz oder drei zu schätzen wußte. Er trug ein leichtes Straßengewand aus gelber Seide, und seine Pantoffeln – und hierbei ertappte ich mich, wie ich seufzte – waren aus hellrotem Samt und hatten hochgebogene Spitzen.
    Wink bewegte sich und fiel in die Kissen zurück.
    »Hast du Schmerzen?« Das schmale Gesicht hörte auf zu lächeln.
    »Nein. Nein, San Chandra. Es juckt nur. Wenn ...«
    »Natürlich.«
    San Chandra stand auf und sah, daß Ching-Lee und ich eintraten. »Wink benötigt die Nadelstecherin. Ich werde ...«
    »Ich gehe, San«, sagte Ching-Lee. »Das ist Drajak.« Und sie eilte in den Palast zurück.
    »Drajak!« rief Wink. »Sie haben es mir erzählt, und ich erinnere mich. Ich schulde dir meinen Dank.«
    »Oho!« sagte San Chandra. »Ich hatte dich so verstanden, daß du ungeschickterweise in dein Messer gefallen bist, Wink. Was hat es mit diesem Drajak hier auf sich?« Dann wandte er sich mir zu; sein Lächeln kehrte zurück, und er sagte: »Llahal und Lahal, Drajak. Ich fürchte, meine Manieren lassen zu wünschen übrig.«
    »Llahal und Lahal, San. Lord Wink sagt die Wahrheit. Glaub es mir.«
    Er musterte mich ziemlich listig. »Heißt du nur Drajak?«
    »Man nennt mich auch Drajak den Schnellen.«
    »Drajak der Schnelle. Würdest du gern Winks Spiel für ihn beenden?«
    Jikaida, das bevorzugte Brettspiel auf Kregen, wird überall mit Besessenheit gespielt, ununterbrochen. Diesem San Chandra kam es überhaupt nicht in den Sinn, daß ich es nicht kannte. Es war selbstverständlich, daß jede gebildete Person Jikaida spielen konnte. Es gibt Leute, die die faszinierenden Feinheiten Jikaidas nicht ergründen können und deshalb mit Spielen wie Jikalla und dem Mondspiel vorliebnehmen müssen.
    Ich nickte. »Ich stehe zu deiner Verfügung, San.«
    Die Dame Lingli rauschte herein und schwang bereits ihre Schachtel mit den Nadeln, und nach wenigen Worten konnten San Chandra und ich uns in einen Nebenraum zurückziehen, wo Tisch und Stühle alles waren, was wir benötigten. Chandra korrigierte mich in diesem Punkt, indem er mit einer silbernen Glocke läutete. Eine wunderschön gewachsene Fristle-Fifi kam lächelnd

Weitere Kostenlose Bücher