39 - Meuchelmörder von Scorpio
herein, auf jeden Wunsch gefaßt.
»Parclear und Sazz, Miscils und Palines, Fansi.«
Fansi sagte: »Sofort«, und ging mit einem Schwung ihres Schwanzes hinaus, um den kunstvoll eine rote Schleife gebunden war.
Chandra hatte auf dem Brett keine Figur verrutschen lassen, und als ich mich mit der Spielsituation vertraut machte, erkannte ich, daß Wink nachlässig gewesen war. Chandra befand sich in einer beinahe unangreifbaren Situation. Es gab kaum noch eine Chance. Wie Sie wissen, habe ich Jikaida unter Meistern studiert. Mein Schwiegersohn Gafrad, der tot ist, war Jikaidast. Ich hatte Todes-Jikaida gespielt und Kazz-Jikaida. Winks Figuren aus der sorgfältig vorbereiteten Falle zu befreien und dann eine Siegerposition aufzubauen, stellte eine interessante Herausforderung dar. Und ich hatte keine Lust, für eine Diebesbande hinter der Halskette der Königin herzujagen.
Da war Mevancy draußen bei den Quellen. Ich mußte ihr mitteilen, daß Mishuro tot war, das war mir klar, und ich riß mich nicht um diese Aufgabe.
»Bist du bereit, Drajak der Schnelle?«
»So bereit wie nur möglich, San.«
»Dann ist es dein Zug.«
Ich tat das Notwendige, um meinen fast verlorenen Paktun zu retten und die Situation auf meiner Seite des Brettes wiederherzustellen. Chandra summte fast lautlos eine kleine Melodie, berührte die Lippen, zögerte und tat seinen Zug. Ich wußte, daß er dazu gezwungen worden war, eine andere Figur als geplant zu bewegen. Er sah zu mir auf. »Hast du eine Taktik?«
»Eine alte, San. Aber sie könnte helfen.«
»Ich verstehe.«
Meiner Meinung nach war es unnötig zu erwähnen, daß die alte Taktik von Naghan Furtway, dem früheren Kov von Falinur, umfassend modifiziert worden war. Chandra spielte Blau, und Wink – und somit jetzt ich – spielte Gelb.
Die Lage der Gelben war wieder bereinigt, als Fansi mit einem beladenen Tablett zurückkam. Ich freute mich über eine kleine Kehlenbefeuchtung und trank mit Genuß ein Glas Parclear. Ich warf mir eine Paline in den Mund und tat den Zug, der einen Angriff einleiten und – wenn alles planmäßig ablief – den Gelben zum Sieg verhelfen würde.
San Chandra versäumte die richtige Erwiderung.
»Ich bitte dich, deine Kehle zu offenbaren, San«, sagte ich.
Er hob die Augenbrauen. »So schnell schon? Du bist sehr sicher. Ich sehe es noch nicht.«
Ich erklärte es ihm.
Er schob den Stuhl zurück. Seine Augenbrauen zogen sich tief zusammen. Dunkle Wolken formten sich auf seinem Antlitz. Dann klärte sich das dunkle Stirnrunzeln, er warf den Kopf zurück und lachte. Unter seinen Augenlidern drangen Tränen hervor.
»Bei Tsung-Tan dem Mächtigen! Ein echtes Bravourstück!«
Er sah mich immer noch lachend an und sprudelte hervor: »Aye! Aye, ich offenbare meine Kehle. Gut gemacht, Drajak der Schnelle. Ich werde mich an diese Taktik erinnern. Ich denke da einen bestimmten San Yango, der einmal Bescheidenheit vor Tsung-Tan lernen muß.«
Ich machte noch ein paar Bemerkungen über Furtways Taktik, eine sorgfältige Ausarbeitung, um den gegnerischen diagonalen Stoß abzuwehren. Er trank seinen Sazz, aß eine Paline und sah mich seltsam an.
»Warst du nicht mit San Tuong Mishuro zusammen?«
»Ja.«
»Ich habe heute morgen die schrecklichen Neuigkeiten gehört. Und Caran und Hargon ebenfalls.« Er leckte sich die Lippen. »Tuong erwähnte sein Unbehagen. Aber weder er noch ich glaubten, daß jemand einem Dikaster etwas antun werde.« Er schüttelte den Kopf, aber auf seinem schmalen Gesicht war nicht die Spur eines Lächelns zu sehen.
Ich mußte mich vorsichtig ausdrücken, da es immer eine riskante Angelegenheit ist, sich in den religiösen Glauben anderer Leute einzumischen.
»San Tuong hat mir erzählt, daß der alte Glaube viel verloren hat. Daß es Leute gibt, die dazu fähig sind, einen Seher oder einen Bewahrer zu töten, ist durch diese schrecklichen Geschehnisse offensichtlich.« Er musterte mich aufmerksam. Ich holte tief Luft. Es war ziemlich klar, daß er nicht alles erfahren hatte; dafür war keine Zeit gewesen. Dieser alte, dumme, schmalgesichtige Bursche war mir sympathisch. Und – so dachte Dray Prescot, der alte Leemjäger – er konnte meinen Plänen nutzen. Also machte ich weiter. »Hargon und Caran hatten geplant, Trylon Kuong und San Mishuro zu ermorden. In dem einen Fall sind sie gescheitert, und bei dem anderen hatten sie schlimmerweise Erfolg.«
»Ja? Sprich weiter!«
»Ich war dabei, als Kuong von Caran angegriffen wurde.
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