39 - Meuchelmörder von Scorpio
rote Schleife zeichnete sich klar gegen den silbergrauen Pelz ab. Sie ging mit der katzenhaften gewandten Bewegung hinaus, die Fristle-Fifis anwenden, um empfängliche Männer anderer Diff-Rassen rasend zu machen.
Chandra eilte sofort zur Tür, beherrschte sich aber und blieb stehen. Er drehte sich mit einem schiefen Lächeln zu mir um. »Entschuldige, Wr. Drajak. Wie du siehst, muß ich gehen. Die Königin ruft. Erzähl niemanden von unserer neuen Vereinbarung. Verstehst du?«
»Ich verstehe, San.«
Als er gegangen war, nahm ich mir eine Handvoll Palines und ging leise in das Schlafgemach, in dem Wink wie ein Vulkan schnarchend lag. Ich ging wieder hinaus, und Leone eilte herbei. Sie wirkte ärgerlich.
»Da bist du!«
An diesem Morgen trug sie ein hellblaues Kleid, dessen Saum mit silbernen Blättern gemustert war. Ihr helles Haar war ordentlich zurückgekämmt. Ihrem Gesichtsausdruck nach war sie nicht ganz schlecht gelaunt. Ich hatte gesehen, daß dieses Mädchen Mut hatte. Sie mochte eine verwöhnte Palastgöre sein; ihr Eifer war in Ordnung.
»Hier bin ich, Leone.«
Ihre Augenbrauen hoben sich.
Bevor sie antworten konnte, fuhr ich fort: »Gibt es einen etwas zurückgezogeneren Ort als diesen Korridor, wo wir miteinander reden könnten?«
Wortlos marschierte sie los, mit sehr gerade gehaltenen Schultern, und ich schloß mich ihr an. Wir kamen in ein kleines Vorzimmer, das schlicht eingerichtet war; hauptsächlich sehr zerbrechliche Möbel aus Holz und Schilf. Die Doppeltür zu den dahinter befindlichen Gemächern war geschlossen. In jede Tür war ein bemalter Adler eingeschnitzt.
»Nun?«
»Zuerst, Leone, die Halskette.«
»Ja?«
Keiner von uns hatte sich hingesetzt. Wir standen einander beinahe wie die Gegner in der Arena gegenüber. Ihre Atmung beschleunigte sich.
»Gibt es davon eine Kopie?«
»Eine Kopie? Du meinst eine Fälschung?«
»Ja.«
»Ich weiß es nicht. Warum? Ist es wichtig?«
»Ja«, sagte ich. »Ja. Leone, es ist wichtig.«
»Gut, ich nehme an, ich könnte mich danach erkundigen.«
»Gut.« Ich widmete ihr ein aufmunterndes kleines Lächeln, trat bedächtig zu einem bequemen, wenn auch zerbrechlichen Stuhl und setzte mich. Sie starrte mich verwundert an. Ich starrte zurück.
Ein paar Herzschläge später fragte ich: »Nun, Leone?«
»Was?«
»Warum gehst du nicht, suchst nach der Kopie der Halskette und bringst sie her?«
Ihr Gesicht rötete sich. Sie hob die rechte Hand, und ihre blassen Finger ballten sich zusammen. »Du meinst ...?«
»Natürlich. Jetzt sofort.«
»Warum sollte ich? Was ist daran so wichtig ...?«
»Sie wollen die Halskette haben. Sie werden töten, um sie zu bekommen. Ich weiß noch nicht, warum sie so wichtig ist. Ich werde es herausfinden. Ich soll dir das verdammte Ding stehlen und es den Dieben geben, oder sie werden mich töten.«
Ihre Hand flog an den Mund. Die Augen waren weit aufgerissen.
»Aber sie werden bemerken, daß sie eine Fälschung ist!«
»Möglich. Ich muß nur etwas Zeit gewinnen, das ist alles.«
»Ich gehe sofort.«
Als sie zur Tür eilte, wobei das blaue Kleid raschelte, sagte ich: »Es gibt da noch etwas, daß wir besprechen müssen, wenn du zurück bist. Ich werde hier warten.«
»Schon gut! Schon gut!«
Der Mut, den ich in ihr erkannt hatte, mußte mit Intelligenz und Rechtschaffenheit gepaart sein. Auch wenn ich nicht sicher sein konnte, nahm ich an, daß ich für Chandro ein paar schmutzige Arbeiten erledigen sollte. Wenn sich diese Arbeit mit meinen eigenen Plänen deckte, dann Quidang. Und natürlich waren meine Pläne die der Herren der Sterne.
Als Leone zurückkehrte, war sie nicht mehr so blaß; ihre Augen funkelten, und ihre kecken vollen Lippen waren fest aufeinandergepreßt. Sie trug die Halskette.
Eine kleine verstohlene Bewegung unter dem Tisch erregte meine Aufmerksamkeit, als ich aufstand.
Ein rotbrauner Skorpion krabbelte aus dem Schatten des Tisches.
Sein Schwanz schwang hochmütig über dem Rücken, die gebeugten und angespannten Beine schimmerten. Die Augen starrten mich unbeweglich an. Ich beherrschte mich und hielt den Atem an.
Leone öffnete die fest zusammengepreßten Lippen. Sie sprach mit kontrollierter, atemloser Stimme.
»Ich habe nachgedacht, Drajak. Darüber, daß du versuchst, mich zu betrügen. Aber ich kann nicht verstehen, warum, denn wenn du die Halskette stehlen wolltest, bätest du nicht um eine Kopie. Wie soll ich dir also vertrauen?«
Ich sah den Skorpion an. Leone übersah
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