39 - Meuchelmörder von Scorpio
Ich hielt ihn auf. Bei Mishuro kam ich zu spät. Aber nicht zu spät für Hargon.«
Er holte keuchend Luft. Er legte eine zitternde Hand an die Lippen.
»Du! Du hast zwei Bewahrer getötet!«
»Trylon Kuong hat die Situation deutlich dargestellt. Diese beiden mörderischen Cramphs haben ihren Rang als Dikaster verwirkt.«
»Ja, ja. Ich würde dem zustimmen ... Aber du hast zwei Bewahrer getötet!«
»Ich habe von dem Gesetz nichts zu befürchten. Dessen bin ich sicher.«
»Kuong genießt zur Zeit bei der Königin viel Ansehen. Sie hat einen starken Willen, manche würden sie als eigensinnig bezeichnen. Ich begrüße dies, da ich sie gelehrt und geführt habe und sie zur Frau heranreifen sah. Sie ist eine bemerkenswerte Frau.«
Während er redete, verriet mir seine Inbrunst, wie sehr er die Königin liebte.
Er nahm eine Paline, schob sie aber nicht in den Mund. »Wirst du mir die Wahrheit über den Tod Vad Leotes' im Elfenbeinernen Lorn sagen?«
»Ich habe bereits alles Wissenswertes erzählt, aber ich tue es gern noch einmal.« Ich sah, wie sich seine Augen plötzlich weiteten, und bemerkte, daß ich bei der Vorstellung, diese alten Geschichten noch einmal erzählen zu müssen, eine Art Stirnrunzeln aufgesetzt hatte. »Meine Kameradin Mevancy und Leotes wurden von Hargons und Strom Hangols Muskelmännern über den Dachrand eines hohen Hauses gestoßen. Leotes fiel. Außer Hangol haben alle diese Rasts dafür bezahlt.«
»Sie sind tot. Ja. Und Strom Hangol wurde durch eine Verwundung auf das Lager gestreckt und ist dem Tode nahe, wie man mir sagte.«
Er bedachte mich mit einem weiteren seiner aufmerksamen Blicke. »Da gibt es ein Geheimnis. Bist du der Mann, der Hangol verwundete?«
»Aye.«
Er stand auf und ging auf und ab. Ich kann dies bei Leuten dulden, die es tun, damit Blut durch das Gehirn fließt und sie nachdenken können, vorausgesetzt, sie stolpern nicht über meine Beine oder treten nicht auf meine Besitztümer. Er marschierte auf und ab, blickte nachdenklich drein, die Hände im Rücken verschränkt. Seine gebogenen roten Samtpantoffeln machten schabende Geräusche auf dem dicken, in Walfarg gewebten Teppich.
Schließlich sagte er immer noch gehend: »Du bist ein vielseitig begabter Mann, Wr. Drajak.« *
Ich schwieg und hörte zu.
»Tuong Mishuro hatte sich nicht in dir getäuscht. Der Name Drajak der Schnelle paßt. Ich bin davon überzeugt, daß ich dir vertrauen kann. Wirst du mir helfen? Wirst du meiner Sache und der Sache der Königin helfen?«
Er blieb direkt vor mir stehen und spreizte die Hände.
»Ich werde dich beleidigen, indem ich dir Gold anbiete. Du wirst mich nicht beleidigen und es annehmen. Ich brauche deine Hilfe. Ich würde deine besonderen Fähigkeiten in Anspruch nehmen. Wie lautet dein Beschluß?«
5
Ich saß da und gab vor nachzudenken, während ich die Figuren auf den blauen und gelben Feldern des Jikaidabrettes und Chandras umgekippte Königin betrachtete. Ich mußte ihm nicht zeigen, wie zufrieden ich mit dieser Veränderung der Ereignisse war.
Ich stand auf, und er hob das Gesicht, um mich ansehen zu können.
»Ich nehme dein Angebot an, San Chandra. Vielen Dank.«
Er lächelte und wirkte erfreut und erleichtert. »Ich bin froh. Gut. Ausgezeichnet. Jetzt können wir planen, wie wir die Feinde der Königin am besten in eine Falle locken können.«
Mir kam der zynische Gedanke, daß er jetzt wußte, daß ich einige Schurken beiseitegeschafft hatte, die meinen Weg gekreuzt hatten. Sollte der Ausdruck ›in die Falle locken‹ die Umschreibung für einen finsteren Plan sein?
»Wir sind fünf Königliche Bewahrer«, erzählte er mir. »San Nath der Uttarler ist unser Führer. Er versucht, gerecht und fair zu sein, und das fällt ihm schwer. San Nalgre Hien-Mi ist mein Freund, und wir verfolgen im Interesse der Königin die gleichen Absichten. Ich habe San Yango bereits im Zusammenhang mit deiner vorzüglichen Jikaidataktik erwähnt. Er ist gegen uns. Ihm zur Seite steht San Ranal Shang-Li-Po, den man auch Kaour nennt: den Todesbringer. Wäre Ranal nicht für den größten Teil seines Lebens Bewahrer gewesen, hätte man ihn schon vor Jahren erschlagen.«
Während ich diese Informationen verdaute, kam Fansi mit wedelndem Schweif herein, um Bescheid zu sagen, daß die Königin draußen stehe und Chandra sofort zu sehen wünsche. Fansi schenkte mir einen koketten Blick, warf den Kopf in den Nacken und ließ den Schweif sich um die Taille wickeln. Die
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