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39 - Meuchelmörder von Scorpio

39 - Meuchelmörder von Scorpio

Titel: 39 - Meuchelmörder von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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tarnen. Vielleicht befand es sich gar nicht in der Schatulle, die die Königin Leone gezeigt hatte, sondern war weggeschlossen worden. Vielleicht existierte gar kein Original, sondern es gab einfach nur die neun identischen Halsketten.
    Wie die Wahrheit auch aussehen mochte, die Tatsache, daß neun identische Geschmeide existierten, verriet, daß es hier ein Geheimnis gab.
    Die Tür öffnete sich leise, und ein halbwüchsiges Syblimädchen in einem grauen Sklavenlendenschurz ging zu dem Tischchen hinüber, auf dem eine Sanduhr stand, deren letzte Körnchen gerade durchrieselten. Sie stand völlig unbeweglich da, die sanften Gesichtszüge total ausdruckslos, während sie wartete. Als das letzte Körnchen durchgerieselt war, drehte sie die Uhr mit einer einzigen geschickten Bewegung um und stellte sie auf den Tisch zurück. Mit der geschmeidigen jungen Gangart der Syblimädchen ging sie zur Tür und schloß sie lautlos hinter sich. Leone hatte das Umdrehen der Sanduhr überhaupt nicht bemerkt. Sklaven lebten und bewegten sich unter den Lords und Ladies wie Fische im Wasser; sie waren da, wurden aber nicht gesehen, nicht zur Kenntnis genommen.
    Nun, Sie kennen meine Ansichten über Sklaverei.
    Es ist auch erwähnenswert, daß in dieser Wüstengegend Sanduhren weit verbreitet sind. Mir kam der Gedanke, daß das Wasser einer Wasseruhr eines Tages nützlich sein könnte. Und ein weiterer Punkt: Der Palast der Königin versorgte sogar einen so kleinen Raum wie diesen mit einem Uhrumdrehdienst. Wie viele Sklaven gingen eigentlich umher und drehten die Uhren um? Nun, die Paläste von Ruathytu und Sanurkazz und die Vondiums vor der Zerstörung ließen diesen Palast wie das Wächterhäuschen neben dem Nebentor aussehen. Nun gut ...
    Die meisten Leute verfügen über ein Zeitgefühl, und Kreger machen da keine Ausnahme. Leone sah hinüber, ohne daß es da einen Zusammenhang mit dem Umdrehen durch das Sklavenmädchen gegeben hätte, und bemerkte, daß die Bur vergangen war. Sie ging zur Tür und drehte den Kopf halb herum, um mich anzusehen, eine sehr graziöse Bewegung.
    »Ich habe dir erzählt, daß die Königin es amüsant fand. Nachdem sie ihren Ärger überwunden hatte. Sie befiehlt deine Anwesenheit beim ersten Essen. Sie wünscht, den Mann kennenzulernen, der sich so intensiv mit der Kette beschäftigt, daß er willens ist, den Hals dafür zu riskieren. Wir gehen jetzt besser.«
    Ohne zu antworten, ging ich hinüber, und zusammen durchquerten wir die Hallen und Korridore. Gut, der Palast war prächtig, und ich hörte damit auf, ihn mit anderen Palästen zu vergleichen, die ich kannte. Schließlich kamen wir zu einem hübschen Zimmer mit Tischen und Stühlen, in dem das erste Essen eingenommen wurde.
    Außer den Wachen mit den lohischen Langbogen und gelbgefiederten Pfeilen war neben der Königin nur noch eine andere Person gegenwärtig, und die entpuppte sich als der Hofzauberer. Sieh an!
    Er trug prächtige Gewänder, einen hohen Hut und gebogene gelbe Pantoffel, und sein Gesicht verriet keinen seiner Gedanken. Bis auf einen. Dieses Gesicht kannte Geheimnisse, hinter diesem Gesicht verbargen sich Geheimnisse, dieses Gesicht weidete sich an der Macht von Geheimnissen, die nur ihm bekannt waren.
    Was die Königin angeht – sie war atemberaubend. Ich verneigte mich höflich und vollführte einen Kratzfuß. Wenn sie von mir erwartete, daß ich mich tief verbeugte, würde ich vielleicht sorgfältig darüber nachdenken, bevor ich mich solch kriecherischen Possen widersetzte. Ihr Gesicht war blaß. Die Augen waren groß, klar und von einem sanften Braun. Ihr Mund schien vor kontrollierter Leidenschaft zu zittern; ich entschied, daß ich nicht herausfinden wollte, welche Emotionen diese Leidenschaft hervorriefen. Ihre Gewänder waren schlicht, reines Laypom; Juwelen zogen sich durch ihr gepflegtes hochgestecktes Haar. Es gab keinen Zweifel: diese Frau hatte Ausstrahlung.
    »Majestrix«, sprach Leone sie an, »das ist der Mann, Drajak der Schnelle.«
    Ich hob den Kopf aus der Verbeugung und sagte: »Llahal, Majestrix.«
    Sie nickte, ohne zu lächeln, ihr Mund war feucht, rot und voll. Sie deutete mit der Hand auf die Stühle am Tisch. Der Zauberer hatte sich bereits über das Essen hergemacht. Ich geleitete Leone zum Stuhl und setzte mich. Die Königin zerbrach eine Brotrolle zwischen den Fingern und starrte mich an. Ich nahm meine Brotrolle und fing an zu essen. Wenn sie reden wollte, würde sie es tun, wenn sie Lust dazu hatte.

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