39 - Meuchelmörder von Scorpio
Du schießt gut, aber ...« Er sprach in seiner unbekümmerten Art: »... ich fühle, daß ich dich schlagen werde, natürlich mit allem nötigen Respekt, wenn du verstehst.«
Wäre Seg hier gewesen, hätte er zweifellos auf den Sieger gewettet und seinen ganzen Besitz auf mich gesetzt. Ich wußte, daß ich Rodders und diesen Huang, der nicht annähernd so gut war, wie Rodders meinte, schlagen konnte. Das ist keine Prahlerei, die ich nicht ausstehen kann, sondern eine einfache professionelle Einschätzung. Leichter Wind kam auf und erstarb wieder, und die Flaggen flatterten und hingen dann schlaff herunter. Die Masse hielt ihr angeregtes Geschnatter aufrecht. Verkäufer gingen umher und machten ein lebhaftes Geschäft. Ich wollte gerade eine nichtssagende Erwiderung machen, da ich einfach nur vorhatte, zu schießen und zu gewinnen, damit ich die Börse bekam – die Aigrette würde sich wohl auch verkaufen lassen –, da ließen mich Rodders nächste Worte den Mund halten.
»Bei Hlo-Hli! Ich bin entschlossen, die Aigrette für Kirsty zu gewinnen. Sie wird heute abend Ballkönigin sein, wenn der Horek meine Pfeile führt!«
Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ keinen Zweifel aufkommen, daß er jedes Wort ernst meinte. Konnte ich es wagen, ihn im Kampf um die Aigrette, die er für seine Dame begehrte, zu schlagen, da ich doch keinen Pfennig besaß, in meiner prekären Lage, in der sich alle meine Hoffnungen auf sein Wohlwollen richteten? Bei Makki-Grodnos ekelhaft verfaulter Leber und seinem Augenlicht, was war das für eine verwünschte, unerwartete Komplikation!
14
Was für ein Schlamassel! Es war ein äußerst lästiges Problem. Mein Sieg stand völlig außer Frage, und der damit verbundene Gewinn der Geldbörse, die ich so verzweifelt benötigte. Die Aigrette wollte ich Rodders für seine Dame schenken. Es würde seine Ehre herabwürdigen. Wo bei Bogenkünsten Ehre und Stolz berührt werden, da geht man über glühende Kohlen.
Mit Stolz habe ich nur sehr wenig im Sinn, wie Sie wissen, und was die Ehre angeht, so gleicht die meine einem Chamäleon; sie bleibt auf den Gebieten unberührt, die mir wichtig sind.
Also beschloß ich, was ich tun wollte.
Ja, schon gut. Ich, Dray Prescot, Lord von Strombor, Krzy, etc., etc. und so weiter, drückte mich.
Huang und Rodders blieben übrig, um den Wettkampf miteinander auszuschießen, als mein letzter Pfeil den Punkt traf, auf den ich gezielt hatte, ein Punkt eine gute Daumenbreite neben dem Ziel.
»Ha!« rief Rodders aus, und sein rotes Haar sträubte sich. »Siehst du!«
Die Menge schrie und buhte; es war ein einziger schriller laut, der sich aus einzelnen Schreien, Rufen und Flüchen zusammensetzte. Die Sonnen schienen. Junge Burschen rannten überall herum, um parfümiertes Wasser zu verspritzen und den Staub abzukühlen. Ich beherrschte auf bewundernswürdige Weise meinen Gesichtsausdruck und ließ Rodders erkennen, wie ich mich über den Fehlschuß ärgerte.
»Du wirst gewinnen, Rodders, und meine ehrlichsten Glückwünsche.«
Er nickte zu den Flaggen hinüber, die schlaff an den Pfosten herunterhingen.
»Du hast die Brise überschätzt.«
»Aye.«
Er lächelte und drehte sich um, damit er seinen Sieg vollenden konnte. Ich atmete erleichtert auf. Ich war nicht sicher, daß er sich von mein Schuß hatte täuschen lassen, bis er die Brise erwähnte. Ihm die Aigrette anzubieten, nachdem ich ihn besiegt hatte, wäre schlimm genug gewesen; ihm zu zeigen, daß ich ihn absichtlich gewinnen ließ, wäre eine Katastrophe gewesen.
Auf jeden Fall übertraf er Huang. Der Preis wurde von einer dicken Dame überreicht, der Frau eines hohen Würdenträgers. Sie grinste und lächelte affektiert, und Rodders nahm das zweigförmige Schmuckstück aus Edelsteinen und Federn in seine braunen Fäuste. Er hielt das Stück hoch, und das Publikum schrie. Dann gab er Kirsty die Trophäe mit der dem Augenblick angemessenen Ernsthaftigkeit. Ihr Gesicht war ein Bild. Sie war erfreut. Daran gab es keinen Zweifel. Daß ihr diese Gunst erwiesen wurde, paßte gut zu dem Gefühl ihrer eigenen Überlegenheit.
Ich rang mir ein knappes »Gratulation, Kirsty« ab. Woraufhin sich ein winziges Stirnrunzeln zwischen ihren Augenbrauen abzeichnete, bevor sie mich lächelnd anstrahlte. »Danke, Drajak.« Was diese Dame anging, würde ich weder katzbuckeln noch mich verbeugen; nein, bei Krun!
Danach ging es nur noch turbulent zu, als die letzten Vorbereitungen für den Großen Ball
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