Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
daß bei mir und ebenso bei Winnetou alle Schwäche verschwunden war; ja, der Grimm, den ich in mir fühlte, mußte meine Kräfte verdoppeln; das wußte ich. Neben dem Häuptling stand sein Sohn, ein junger, rüstiger Krieger, welcher Winnetous Munitionsbeutel am Gürtel hängen hatte. Nach diesen Vorbemerkungen wirst du das übrige erraten. Wir hatten vom Bach nach dem Baum laufen müssen; unsere Füße waren also nicht gefesselt; aber die Hände hatte man uns auf den Rücken gebunden. Winnetou warf mir einen bezeichnenden Blick zu, mit dem er nach dem Baum und nach dem Bach deutete; niemand bemerkte ihn, und ich verstand ihn sofort. Die vier anderen waren nämlich genauso gefesselt gewesen wie wir; dann hatte man sie aber Gesicht gegen Gesicht aneinandergebunden, und zwar so, daß sie sich umarmten; dann waren sie, also paarweise, an den Baum gebunden worden. Diese Umarmung auf dem Scheiterhaufen hatten sich die raffinierten Roten ausgesonnen, um die Todesqual der Opfer zu erhöhen; wir aber hofften, dadurch gerettet zu werden. Behandelte man uns genau wie die anderen, das heißt, wollte man auch uns in eine Umarmung zusammenbinden, so mußte man unsere Hände vom Rücken lösen, wenigstens für einige Augenblicke, und das genügte hoffentlich zu unserer Befreiung.“
    „Aber böse, böse Augenblicke, die ich nicht erleben mag!“
    „Du hast wohl noch gefährlichere erlebt. Es ging auch wirklich so, wie wir gehofft hatten. Der Häuptling gab seinem Sohn und einem anderen Roten einen Wink. Der erstere trat zu Winnetou, um den Henkerdienst zu verrichten, und der letztere kam zu mir. Dieser knotete den Riemen hinten auf und ergriff dann meinen Arm, um mich zu Winnetou zu führen, der jetzt auch die Hände frei hatte; wir sollten uns umarmen. Da aber riß der Apache dem Sohn des Häuptlings mit der linken Hand den Beutel aus dem Gürtel und mit der rechten Hand dessen Vater die Silberbüchse aus den Händen. Zu gleicher Zeit machte ich mich von dem, der mich gepackt hatte, los, nahm ihm das Messer aus dem Gürtel und steckte es in meinen eigenen, während ich ihn mit der anderen Hand von mir stieß, daß er hintenüberflog. Links von mir stand einer, welcher meinen Bärentöter sich angeeignet hatte. Ich entriß ihm das Gewehr und floh mit Winnetou davon, dem Bach zu.“
    „Hat man euch keine Kugeln nachgeschickt?“
    „Nein. Die Schurken waren so verblüfft, daß sie zunächst wohl nur die Mäuler aufgesperrt haben. Gesehen habe ich es freilich nicht, da ich mich wohl hütete, mich umzublicken. Dann hörten wir ein wütendes Geschrei; sie kamen hinter uns drein; wir hatten aber einen so schönen Vorsprung, daß uns keiner ereilte. Als wir die ersten Büsche erreichten, blieb Winnetou stehen und schoß die beiden vordersten nieder. Mein Gewehr war auch geladen, und so gab ich den beiden nächstfolgenden je eine Kugel; da hüteten sich die anderen, allzu eifrig zu sein; sie blieben stehen, berieten sich eine Weile und zerstreuten sich dann, um von mehreren Seiten an uns zu kommen. Dadurch gewannen wir Zeit, uns die besten Pferde zu nehmen und auf ihnen davonzureiten.“
    „Welch ein Glück! Und das erzählst du in so gleichgültigem, trockenem Ton, gerade als ob du das Einmaleins hersagtest!“
    „Welchen anderen Ton soll ich anschlagen? Es ist ja gar nichts Großes dabei. Die Roten haben es uns leicht genug gemacht. Nun verfolgten wir sie, weil wir die Verbrannten noch zu rächen hatten. Der vierfache Mord schrie zum Himmel auf; er mußte gerächt werden, und wir haben ihn gerächt. Vier hatten wir schon erschossen; am folgenden Tag gab es andere vier; einen Tag später wieder drei – –“
    „Das sind elf; vierzehn waren es; blieben also noch drei.“
    „Die Rechnung ist richtig. Sie hatten alle den Tod verdient; es mußte aber einer lebenbleiben, um daheim zu erzählen, wie Winnetou den Mord zu rächen weiß. Wir überraschten die drei letzten droben am Canadian an einer Stelle, welche von den Comanchen Keapa-yuay, das Tal des Todes, genannt wird, und es ist für zwei von ihnen auch wirklich zum Todestal geworden.“
    „Der Häuptling war schon tot?“
    „Nein; er gehörte zu den dreien. Wir hoben ihn bis zuletzt auf, um ihm auch das Vergnügen zu gönnen, den sicheren Tod vor sich zu sehen. Ihn und den einen seiner Begleiter schossen wir nieder; den anderen ließen wir laufen.“
    „Was geschah denn mit den Leichen und mit den Gegenständen, welche sie bei sich hatten?“
    „Wir begruben sie mit

Weitere Kostenlose Bücher