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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht, in welcher Richtung wir geflohen sind, und werden sich also in mehrere Abteilungen trennen, um uns nach verschiedenen Gegenden zu verfolgen. Ich bin jetzt überzeugt, daß unser Plan gelingen wird.“
    Wir warteten. Nach vielleicht einer Viertelstunde kam einer der Reiter zurück und machte dem Häuptling eine Meldung. Dieser stand auf und bestieg sein Pferd; er befahl den beiden Wächtern, dasselbe zu tun, und ritt mit ihnen und dem Boten fort, unsere Gewehre und andere Sachen am Wasser liegen lassend. Ich sah sie hinter dem Felsen, da wo der Pfad mündete, verschwinden und bald darauf weiter oben wieder erscheinen.
    „Es gelingt!“ jubelte ich. „Es gelingt viel besser, als ich erwarten konnte. Der Häuptling ist geholt worden und hat auch die Wächter mitgenommen. Unsere Sachen liegen alle dort, und unsere Pferde stehen auch da!“
    „Dann hinaus, hinaus, schnell, schnell!“ rief Emery.
    Er wollte in seinem Eifer aufspringen und stieß mit dem Kopf gegen den niedrigen Felsen, daß er mit einem Wehlaut wieder zurücksank.
    „Noch nicht“, antwortete ich. „Wir müssen warten, bis sie oben angekommen sind und nicht mehr heruntersehen können.“
    Nach kurzer Zeit war das geschehen. Wir stießen die Platte nach außen, daß sie umfiel. Wir traten hinaus; wir waren frei! Emery wollte sogleich hin zu unseren Gewehren, doch Winnetou warnte:
    „Mein Bruder mag sich nicht übereilen! Erst wollen wir den Stein wieder vor das Grab legen. Der Häuptling kehrt jedenfalls zurück. Er würde, wenn er von oben herunterblickt, das Grab offen sehen und sofort seine Krieger rufen.“
    „Was schadet das! Wir haben sie nun nicht mehr zu fürchten!“
    „Doch noch. Wir müssen auch hinauf. Es gibt nur den einen Pfad, und wenn sie ihn besetzen, können wir nicht fort.“
    „So schießen wir sie nieder!“
    „Wenn sie sich hinter den Felsenecken verbergen, können wir sie nicht treffen, während aber ihre Kugeln uns erreichen.“
    Wir hoben also mit vereinten Kräften den schweren Stein auf und lehnten ihn wieder an die Spalte; dann eilten wir an das Wasser, um unsere Sachen schnell an uns zu nehmen. Es fehlte nichts von allem, was man uns abgenommen hatte. Welche Wonne, als ich meine beiden Gewehre wieder hatte, und dazu die ganze Munition!
    „Nun aber fort!“ rief Emery, indem er sich anschickte, zu den Pferden zu gehen.
    „Noch nicht!“ sagte ich. „Wir müssen erst wissen, wie es da oben auf der Ebene steht.“
    „Das ist doch nicht notwendig! Die Roten können uns nun nichts anhaben! Kein Indsman darf es wagen, uns nahe zu kommen, da wir unsere Gewehre haben.“
    „Sobald wir uns im Freien befinden, ja. Jetzt aber stecken wir noch in diesem tiefen Talkessel und wissen nicht, ob wir zu Pferd hinaufkommen können, ohne bemerkt zu werden. Wir müssen erst hinaufsteigen, um zu rekognoszieren.“
    „Übertriebene Vorsicht! Ich halte das für ganz unnötig, will mich aber fügen.“
    Wir stiegen also den steilen Weg hinauf. Da der Häuptling jeden Augenblick zurückkehren konnte, vielleicht nicht allein, sondern in Begleitung von noch anderen Roten, so nahmen wir den Gang möglichst vorsichtig vor. Wir eilten über offene Stellen so schnell wie möglich hinweg und blieben, wenn wir Deckung hatten, halten, um vorwärts zu lauschen, ob die Schritte eines Menschen oder Pferdes zu hören seien. Und das war gut! Denn eben befanden wir uns an einer neuen Krümmung des Weges und horchten um die Ecke, als wir Hufschlag hörten. Winnetou war voran. Er blickte vorsichtig um den Felsen und wendete sich dann zu uns zurück, um leise zu sagen:
    „Der Häuptling kommt.“
    „Allein?“
    „Ja.“
    Das Geräusch der Huftritte schwieg. Der Comanche hielt an und sah in das Tal hinab. Hätten wir den Stein nicht wieder vor das Grab gelegt gehabt, so wäre ihm das unbedingt aufgefallen und er hätte sich sofort sagen müssen, daß wir noch unten im Tal seien. So aber schöpfte er keinen Verdacht und ritt weiter.
    „Was tun?“ fragte Emery.
    „Ihn festnehmen“, antwortete ich. „Aber nicht hier. Der Ort paßt nicht dazu, und ein Hilferuf von ihm würde von seinen Leuten gehört werden. Kommt schnell wieder hinab!“
    Wir kehrten um und rannten zurück. Unten angekommen, blieben wir da, wo der Weg ins Tal mündete, halten. Da lag ein großes Felsstück, hinter welchem sich ein Mann verstecken konnte. Winnetou kauerte sich dort nieder und sagte:
    „Meine Brüder mögen vollends um die Ecke gehen, damit er sie nicht sieht.

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