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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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davon, wo sich jetzt kein Indianer mehr in Schußweite befand. Später bogen wir dann wieder westlich ein.

DRITTES KAPITEL
    Ein Brudermord
    Es fiel uns natürlich gar nicht ein, nach dem Punkt am Canadian zurückzukehren, wo wir Jonathan Melton zuletzt gesehen hatten; wir hätten damit nur unnütz Zeit vergeudet; wir ritten vielmehr, soweit das Terrain uns das erlaubte, gerade unter der Luftlinie, die nach Albuquerque führte. Wir erlebten unterwegs nichts, was erwähnt werden müßte, und kamen gegen Abend des vierten Tages am Ziel an.
    Die Stadt Albuquerque hat ihren Namen nach dem Herzog gleichen Namens, welcher Vizekönig von Mexiko war, erhalten. Albuquerque bedeutet Weiß-Eiche (alba quercus). Sie zerfällt in zwei verschiedene Teile, die einander vollständig unähnlich sind, nämlich in die alte spanische und in die junge amerikanische Stadt. Ein breiter, unbebauter Raum trennt die beiden Stadtteile voneinander. Der alte spanische Typus hat sich hier in jeder Beziehung rein erhalten, und nirgends stellt sich diesem das Neuamerikanische ablehnender gegenüber als hier. Das neue Albuquerque hatte genau das Aussehen anderer amerikanischer Pilzstädte: sehr schlechte, ungepflasterte Gassen und Straßen mit Holzsteigen an den Seiten für die Fußgänger. Die Häuser waren meist Bretterbauten mit Läden aller Art und Trinklokalen jeden Genres. Die Stadt liegt am linken Ufer des Rio Grande del Norte; am rechten Ufer breitet sich das große Dorf Atrisco aus.
    Selbst wenn wir nicht besser unterrichtet gewesen wären, hätten wir gewußt, daß die Gesuchten, falls sie noch anwesend waren, nicht in dem spanischen, sondern im amerikanischen Stadtteil zu finden seien. Wir wußten aber, daß das Zusammentreffen im Salon von Plener hatte stattfinden sollen. Freilich hüteten wir uns, das Etablissement sofort zu dreien aufzusuchen, vielmehr hielten wir vor einem anderen sogenannten Hotel an, das aber diesen Namen nicht verdiente. Hier blieb ich mit Winnetou; dann ritt Emery zu Plener, um sich dort einzuquartieren. Er von uns dreien fiel dort am wenigsten auf, und hatte die Aufgabe, sich dort möglichst wenig sehen zu lassen und dafür aber desto genauere Erkundigungen einzuziehen.
    Es war, wie gesagt, gegen Abend, als wir ankamen. Wir waren ziemlich ermüdet und wollten zeitig schlafen gehen. Als ich das dem Aufwärter beim Abendessen sagte, meinte er:
    „Daran tut ihr sehr unrecht, Gentlemen. Ich sage Euch, Albuquerque ist ein trauriges Nest, und wenn einem einmal so etwas geboten wird, soll man es genießen, anstatt sich ins Bett zu legen.“
    „Was gibt es denn? Ihr seid ja ganz begeistert, Master!“
    „Es ist auch danach! Ihr solltet die Spanierin nur sehen, Sir!“
    „Habe schon manche Spanierin gesehen! Was ist sie denn?“
    „Sängerin. Ich sage Euch, das ganze Albuquerque ist verrückt auf sie. Sie wollte nur einen Abend singen, hat aber einen solchen Anklang gefunden, daß sie sich entschloß, noch zwei Abende zuzugeben. Heute singt sie zum letztenmal.“
    „Wie ist denn der Name dieses außerordentlichen Wesens?“
    „Pajaro.“
    „Ein schön klingender Name!“
    „Echt spanisch. Und eine echte Spanierin ist sie, obgleich sie am liebsten deutsche Lieder zu singen scheint.“
    „Wie? Eine Spanierin, welche deutsche Lieder singt?“
    „Ja. Wundert Euch das? Sie wird gewiß wissen, warum sie das tut. Man mag von diesen Deutschen denken und sagen, was man will; aber Lieder haben sie, Lieder und Melodien wie kein anderes Volk. Und Señora Marta Pajaro weiß diese Lieder zu singen! Dann müßt Ihr ihren Bruder auf der Geige hören! Ich sage Euch, es gibt keinen zweiten Violinvirtuosen, wie er einer ist, dieser Francisco Pajaro!“
    „Also Marta Pajaro und Francisco Pajaro? Ihr macht mich neugierig. Ich werde doch vielleicht gehen, um die beiden Leute zu hören. Wo ist das Konzert?“
    „Im Salon hier gegenüber. Es sind keine Billets mehr zu haben. Alles verkauft und vergriffen. Nur ich habe noch einige. Der Platz kostet eigentlich einen Dollar; wenn Ihr zwei Dollars bezahlt, könnt Ihr ein Billet haben.“
    „Ah, Ihr wollt hundert Prozent verdienen! Meinetwegen! Gebt zwei Billets her!“
    Warum ich mir die Billets kaufte trotz des doppelten Preises? Sehr einfach: Pajaro heißt Vogel; die Geschwister hießen Martha und Franz. Mußte ich da nicht an meine alten Bekannten aus der Heimat denken, an die Leute, wegen deren Erbschaft ich mit Winnetou nach Ägypten und Tunis gegangen und jetzt wieder nach

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