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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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nicht
wahr?«
    Meine Stimme war rauh, als ich
fragte: »Woher wissen Sie, daß hier was zu erben ist?«
    Sandmann fragte freundlich
dagegen: »Ist nichts zu erben?«
    »Doch.«
    »Hab’s vermutet. Man sieht viel
im Laufe der Zeit. Sie haben Ihre Schwester umgebracht und den Kopf mit einer
neuen Morddrohung an sich selbst geschickt. Ablenkung. Wie die von Freund
Alfred.«
    Ja. Das hatte ich mir gedacht,
vorhin, als er aus der Küche gekommen war und brutal den Zettel vorgelesen
hatte. Man mußte es vermuten. Ich war zufrieden mit meiner Idee.
    »Aber seien Sie um Gottes
willen nicht böse. Wir haben immer noch Herrn Holland. Er sagte vorhin zwar, er
wollte Sie nicht heiraten — schön. Wer weiß das so genau?«
    »Ich weiß es.« Tessa warf ihren
hübschen Kopf unwillkürlich zurück.
    »Wirklich?«
    »Eigentlich weiß ich es auch«,
sagte ich. »Wenn Sie schon so genau darin herumstochern.«
    Er klopfte auf meine Schulter.
»Nicht übelnehmen. Fräulein Strong wollte ja nur wissen, warum das passiert
ist. Nehmen wir also an, Sie seien der einzige, der kein Motiv hat. Ist das
nicht auch verdächtig?«
    »Ungeheuer.«
    »Machen Sie sich nichts daraus.
Ist schließlich der erste Tag des Falles.« Er ging zur Tür. »Kann ich Sie immer
hier erreichen, Fräulein Strong?«
    »Fast immer.«
    »Fein. Ich rufe an, wenn ich
einen von Ihnen brauche. Bleiben Sie bitte in der Stadt. Ausreißen hat wenig
Nutzeffekt. Wenn die Herren mir noch ihre Nummern geben wollen?«
    Alfred und ich sagten sie ihm.
    »Danke. An Ihren Waffenschein
denke ich, Herr Holland. Ja — das ist es dann. Auf Wiedersehen.«
    Seine Schritte verklangen im
Flur. Die Tür klappte. Wir waren so still, daß ich das Summen des Aufzuges
hören konnte.
    »Teure Mörderkollegen«, sagte
ich fast fröhlich, »so ist das. Am besten, wir trinken was.«
    Jetzt bekam Tessa den Anfall,
auf den ich lange gewartet hatte. Hysterische Reaktion. Sie weinte und hämmerte
auf den Tisch. Zwischendurch schrie sie wie ein Kind. Alfred ging zu ihr und
streichelte ihr das Haar.
    »Laß mich! Geh weg! Weiß ich,
ob du es warst? Oder du oder ich? Ich kann es nicht mehr aushalten! Kann nicht
mehr!«
    Sandmann hätte uns sehen
müssen.
    »Sei friedlich, Tessa! Das
gehört zu seinem Gewerbe. Keiner von uns war es. Er weiß es genau.«
    »So?« Jetzt schrie sie mir ins
Gesicht. »Genau? Vielleicht hat er recht! Einer von uns!« Viele Tränen liefen
ihr über die Lippen. »Wollen wir spielen? Schere oder Papier! Wer verliert, ist
es gewesen! Habt ihr Angst? Na los, Alfred, starker Mann! Fang an! Fang doch
an. Der Verlierer spielt gegen Paul. Wer dann verliert, hat — der hat ihr...«
    »Spiel, Alfred«, sagte ich.
»Mach. Sie meint es nicht so. Kennst sie ja.«
    Tessa gewann gegen Alfred. Ich
mußte gegen ihn spielen und verlor.

IV
     
     
    Alfred ragte als schwarzes
Monument in die Sommerluft. Wir standen vor dem ausgehobenen Grab, fünf Tage
später. Mara war aus dem Gerichtsmedizinischen Institut zurückgekehrt. Sie
hatte nun ihren Kopf wieder bei sich, wenn auch nicht sehr fest.
    Alfr ed putzte oft an seiner Brille
herum. Tessa und ich waren da und mein Bruder Walter. Etliche Bekannte waren
noch gekommen, auch der Hausmeister Sänger stand da, diesmal ohne
Bundlederhosen. Eine Mutter hatten die Strangs nicht mehr. Der Vater war
geschäftlich in Amerika, um noch mehr Geld zu verdienen. Bruder Ronald aus
London hatte nicht kommen können. Oder nicht wollen. Ich glaubte mehr an die
zweite Möglichkeit.
    Alles verlief wie immer. Der
Pfarrer tat redlich seine Arbeit.
    Wir murmelten unser Beileid und
verabschiedeten uns voneinander. Tessa war bildschön in Schwarz. Hätte häufiger
in Trauer sein können.
    Vielleicht würde es noch
kommen.
    Wir sammelten uns zu einer
stillen Besinnung mit Alfred und Walter in Tessas Wohnung. Auf der von Mara
hatte die Polizei noch die Daumen drauf. Fingerabdrücke suchen und Spuren.
    Walter hatte traurige Falten in
seinem Sommersprossengesicht. Er war acht Jahre jünger als ich. So viel Zeit
hatten sich die Eltern gelassen. Meistens trieb er Unsinn, und nebenbei tat er
irgendwas. Innenarchitekt. Ich wußte nicht genau, was.
    Oft hatte ich seine Freundinnen
trösten müssen. Von der Ehe hielten wir gleich wenig. Er zog sich nur besser an
als ich, sonst waren wir uns recht ähnlich. Auch heute trug er den lächerlichen
großen Siegelring, den mein Vater mir einmal vermacht hatte. Tessa wollte das
Ding an mir nicht sehen. So war es bei Walter

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