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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Auftakt zur großen Halsabschneiderei.«
    Sie betrachtete mich
kopfschüttelnd. »Hast du mal vor irgendwas Ehrfurcht?«
    »Möchtest du?«
    »Bleib nur so. Ist doch nichts
mehr zu ändern.«
    Unser Flug wurde aufgerufen.
Wir traten hinaus auf den heißen Zement. Die Boeing hielt ihre vier Triebwerke
unter den Flügeln fest, als wären sie zu schwer für sie. Die Stewardessen
lächelten schmelzend.
    Wir fanden einen Platz im
Schwanz, sogar an einem Fenster mit Notausgang, sicher und sinnlos.
    Wir zogen die Gurte um die
Hüften. Die Düsen begannen zu wispern und zu fauchen. Der Riesenvogel rollte
an, drehte sich graziös auf der Stelle. Er verhielt, als holte er Luft für den
großen Satz, und dann schoß er los. Tessa hatte den Kopf zurückgelehnt und die
Augen geschlossen.
    »Ich liebe dich sehr«, sagte
ich ihr ins Ohr.
    Der Whisky war oben gottlob
billiger als unten. Wir tranken reichlich davon, um uns Appetit zu machen. Es
gab ein saftiges Schinkensteak mit Eieromelett und Stachelbeerkuchen und
Schlagsahne und allerhand Zutaten.
    Als wir fertig waren, kippte
sie ihre Lehne zurück und schlief ein. Ich kramte mein Notizbuch heraus. Die
vergangenen sieben Tage flössen durch mein Gehirn. Der Anfang eines neuen Kriminalromans
mit vielen Unbekannten. Ich schrieb mir ein paar Stichworte auf. Vielleicht
würde man alles gebrauchen können.
    Die Klippen von Dover schienen
frisch poliert. Nicht lange, und unsere Boeing senkte sich tiefer. Ihr Schatten
huschte unter uns her wie der Vogel Rock persönlich.
    Die Leuchtschrift am Durchgang
nach vorn leuchtete wieder. Ich legte Tessas Sicherheitsgurt um ihre Taille und
zog sanft zu. Dabei wachte sie auf.
    Der Pilot setzte die fünfzig
Tonnen sanft hin wie auf Schlagsahne. Die Triebwerke pfiffen wieder. London
Airport mit der gleichen Hitze wie bei uns.
    Links und bequem fuhren wir per
Taxi in den Westen zur Kings Road. Der Portier im Chelsea House gab mir die
Schlüssel. Unser Appartement lag im vierten Stock. Es hatte ein Bad mit einer
Wanne, in die zwei zusammen nicht hineinpaßten. Mit der Küche war es genauso.
Aber man konnte tun und lassen, was man wollte, und das jederzeit. Kein Mensch
kümmerte sich um den anderen.
    Im Kühlschrank waren dänisches
Bier und Gin. Tessa stillte nach dem Auspacken gründlich ihren Durst. Dann fiel
es ihr ein, zum Friseur zu gehen.
    »Ist ja auch schwer
auszuhalten, daß die Londoner Mädchen ihre Fransen anders tragen«, sagte ich.
»Geh getrost, Liebling. Ich werde meinen Leichnam auf dieses weiße Linnen
betten und dem Wellenschlag des Gins lauschen.«
    Ich zog die Schuhe aus und
legte mich aufs Bett. Tessa küßte mich. Ich streichelte ihre Kniekehlen. Dann
ging sie fort. In der Times las ich weiter und hörte gefälliges
Jazzgedudel aus dem eingebauten Lautsprecher. Leider nicht lange.
    Es klopfte kurz und fordernd.
Ich blieb liegen und rief: »Come in.«
    Ronald Strong-Waldau kam
herein. Nach kurzer Zeit schon hatte ich Krach mit ihm.
    »Tag. Wo ist Tessa?«
    Ich wälzte mich auf den linken
Ellenbogen, trank gemütlich einen Schluck und lächelte Ronald an wie einen
lieben Freund.
    »Wenn du am Flughafen gewesen
wärst, hättest du sie gesehen.«
    »Vielleicht erinnerst du dich,
daß ich andere Sachen zu tun habe.«
    »Ich weiß. Tennis. Spielst du
mit in Wimbledon?«
    Ron spielte Tennis und Kricket
und noch ein paar Sachen in jeder Minute, die er dafür finden konnte. Er
bezeichnete sich ewig als topfit. Viel sollte ihm das nicht helfen auf die
Dauer. Er sprach fast astreines Englisch. Der Akzent war nur am Telefon zu
hören. Ron war achtundzwanzig Jahre alt, sah jünger aus. Keins seiner
Kleidungsstücke paßte zum anderen, sehr britisch. Das war es nicht, was ich ihm
übelnahm, ich sah selbst so aus.
    »Des Haares und der Liebe
Wellen«, sagte ich, weil er nicht geantwortet hatte. »Tessa ist unter der Haube
des Friseurs. Nicht unter meiner, wenn dich das beruhigt.«
    Er kräuselte die Lippen mit
Verachtung. »Da wird sie auch nicht hineingeraten.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz. Du kennst meine Ansicht
und die meines Vaters. Ein Mann soll eine klare Zukunft haben. Eine Frau eine
klare Vergangenheit.«
    »Bei uns ist es umgekehrt,
was?«
    »Bei dir«, sagte Ron scharf,
»nicht bei Tessa.«
    »Ich weiß«, seufzte ich. »Nimm
dir Gin und ein Bier. Nicht jeder kann so sicher in eine geklärte Zukunft
blicken wie du.«
    »Hinter sich ist gut. Nie eine
gehabt.« Ich wußte, wie man ihn ärgern konnte. »Aber wie ist das mit Tessa?

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