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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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»Lauter Routine. Alibis suchen. Sie beide fehlen
mir noch.«
    Tessa zog die Füße hoch.
    »Wo sind Sie vergangenen Montag
gewesen, Herr Holland?«
    Ich grinste. »Meistens bin ich
hier. Tessa wird schwören. Ich wäre auch am Montag hier geblieben. Nicht nur
wegen des Alibis. Aber ich war nicht da.«
    »Warum nicht?«
    »Wir haben uns gestritten«,
sagte Tessa an meiner Statt.
    Wir hatten uns nicht
gestritten. Ich hatte einen Kater gehabt und außerdem irgendwas zu tun —
wichtige Briefe oder so was.
    Nett von ihr, mir Deckung zu
geben.
    »Wir haben wieder mal vom
Heiraten geredet«, sagte Tessa mit normaler Stimmlage. »Paul drückt sich seit
drei Jahren.. Er ist ein Feigling. Ich wurde sauer und warf ihn raus.«
    »Sie hat mich bisher stets
wieder angefordert«, sagte ich.
    Sandmann lachte. »Ehrliches
Mädchen.«
    Er irrte sich sehr.
    »Sie schafft es bestimmt noch.
Sie gingen nach Hause?«
    »Erst in eine Kneipe. Wollt’
mich nicht durstig in den Schlaf weinen. Dann nach Hause. Habe gelesen und dann
gepennt.«
    »Was haben Sie gelesen?«
    »Schopenhauer. Über die
Weiber.« Ich machte eine weitausholende, geniale Handbewegung. »Schon der
Anblick der weiblichen Gestalt lehrt, daß das Weib weder zu großen geistigen
noch körperlichen Arbeiten bestimmt ist...«
    »Ich werde dir gleich Anblick
geben!« empörte sich Tessa.
    »Sie sind auch zu Hause
geblieben, Fräulein Tessa?«
    »Ja. Ich war mit mir selbst
zerstritten. Dienstag vormittag habe ich noch gemault und gemuffelt. Am
Nachmittag sind wir ins Kino gegangen.«
    Das stimmte.
    »Mittwoch früh sind wir
weggefahren in die Landschaft.«
    »Nach Salmstein«, erklärte ich,
bevor er fragte. »Forellen essen. Da muß das Paket gekommen sein, und keiner
war da.«
    »Am Nachmittag war ich zu faul,
es abzuholen.«
    »Ich auch«, bekannte ich.
    Sandmann nickte bekümmert. »Es
sieht also aus, als ob Sie beide kein Alibi für Montag hätten.«
    »Sind wir die einzigen?«
    »Nein. Keiner hat eins. Jeder
hat sich herumgetrieben, allein, oder er war zu Hause, auch allein.«
    »Na ja«, murmelte ich, »das
wird am Montag liegen. Jeder ist schwach und ausgelaugt vom Wochenende und faßt
den Vorsatz, endlich mal alles aufzuarbeiten. Studentenrhythmus. Sehr viele mit
geregelter Tätigkeit gibt es nicht in dem Haufen, den Mara gekannt hat.«
    »Wehe dir, wenn du bei einem
anderen Mädchen warst!«
    »War ich nicht. Habe im Bett
gelegen mit Herrn Schopenhauer.«
    Sandmann kritzelte in seinem
Buch herum. Er wunderte sich über nichts, soweit ich sehen konnte.
    »Am Donnerstag wollten wir nach
London fliegen, Herr Sandmann. Mein Bruder hat Geburtstag. Geht das ohne
Alibi?« fragte Tessa.
    »Wie lange wollen Sie bleiben?«
    Ich antwortete ihm. Vierzehn
Tage hatten wir bleiben wollen.
    Er klopfte mit dem Bleistift
auf das Buch. »Na, ich denke, das geht. Wo werden Sie wohnen?«
    »In South Kensington. Südwest
drei. Chelsea House. Das ist so ‘ne Appartementbude für düstere Existenzen.«
    Er schrieb es auf. »Ich gebe es
an Scotland Yard. Die kümmern sich auch um Ihren Bruder. Ich habe da einen
Kollegen. Alter Feind von Dünkirchen. Offenbar war ich nicht auf der richtigen
Seite, wie sich gezeigt hat. Ein netter Mann.«
    »Sehr günstig«, sagte ich.
»Vielleicht können Sie ihn bitten, seine Fittiche über uns zu halten. Ich
bleibe immer auf Tuchfühlung mit Tessa, aber nach England dürfte ich sowieso
keine Knarre mitnehmen, auch nicht mit Waffenschein.«
    Sandmann stand auf. »Ich gebe
morgen Bescheid per Telefon.«
    »Prima von Ihnen.« Tessa
spendierte ihr süßestes Lächeln.
    »Elend prima«, wiederholte ich.
»Wir erwecken Vertrauen. Wir melden uns auch sofort zurück, wenn wir wieder da
sind.«
    »Hoffentlich vollzählig«, sagte
Sandmann und ließ uns allein.
     
     
    Am nächsten Tag gab Kommissar
Sandmann sein Okay für London, und wieder einen Tag später bezahlte ich am
Schalter der Lufthansa das Übergewicht unserer Koffer. Ich war schon sehr
englisch mit kaum gebügelten Hosen und feinen Fransen an den Ärmeln meines
Trenchcoats, aber Tessa sah aus wie eine junge Herzogin und riß alles wieder
raus. Wir setzten uns in ein Restaurant mit Blick auf die sonneglitzernden
Silbervögel und tranken fürchterlich teuren Whisky.
    Eine Woche war vergangen,
seitdem ich auf dem Postamt das Paket abgeholt hatte. Ich sagte es Tessa.
    »Und heute ist der vierzehnte
Juli«, fügte ich hinzu. »Großes Fest in Frankreich. Die Bastille wird wieder
mal gestürmt. Das war der

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