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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Geschichte im Kopf, gerade war wieder so ein Paket
gefunden worden. Ich mußte es einfach denken.«
    »Ich hätte es auch gedacht.
Vollkommen normal. Naheliegend.«
    Vollkommend normal.
Naheliegend. Tessa sparte es sich, Triumph spüren zu lassen.
    »Hatte Ihre Schwester viele
Bekannte?«
    Wir sahen uns an und nickten
synchron.
    »Ja. Sie hatte gern Leute um
sich. Oft Partys und so weiter. Wurde auch viel eingeladen...«
    Brutal fragte Sandmann, ganz
ohne Mitleid auf einmal: »Zur Dekoration?«
    Tessa schloß kurz die Augen.
»Ja. Hauptsächlich.«
    Eine Nase wie ein Dachshund
hatte der Mann. Schlug auf den Busch und traf.
    »Richtige Freunde hatte sie
nicht viele«, fuhr Tessa fort, »zum Teil war es ihre Schuld. Ich sollte das
nicht sagen. Aber es war so.«
    »›Der Rächer‹«, murmelte
Sandmann. »Muß nicht derjenige sein, dem das Buch gehört. Kann sonst jemand von
ihm geliehen haben. Man müßte herausfinden, wem es gehört und wer alles sich
dafür interessiert hat. Es ist ein Strohhalm, weiter nichts. Wir werden noch
viele brauchen.« Mit einem Griff hielt er sein Notizbuch in der Hand,
blätterte. »Ich glaube, ich kann Sie nun langsam erlösen. Für heute...«
    Es war nichts mit Erlösung.
Diesmal fuhr ich zusammen wie Tessa, als die verdammte Türglocke ihren Lärm
begann.
    Der Kommissar fragte, ohne den
Blick vom Notizbuch zu nehmen. »Erwarten Sie Besuch?«
    »Nein«, antwortete Tessa
sofort.
    »Erlauben Sie, daß ich
nachsehe?«
    Tessa nickte, und dabei
klingelte es zum zweitenmal. Sehr lange.
    »Dringender Fall«, sagte
Sandmann. Er steckte das Buch weg und stand auf. Viel Höhenunterschied überwand
er nicht, aber es war nichts Lächerliches an seiner kleinen Gestalt. Er schloß
die Tür hinter sich. Tessa warf ihren Kopf mit einer plötzlichen hilflosen
Bewegung gegen meine Schulter. Ich nahm sie fest zwischen meine Hände und rieb
sie und küßte sie. Draußen waren Stimmen, die näher kamen. Tessa saß aufrecht,
als die Tür sich öffnete.
    Der Kommissar lächelte uns an.
Hinter ihm, wie Goliath hinter David, kam ein riesiger Mann.
    Alfred Noralsky. Maras
hoffnungsloser Anbeter.
    »Der Herr möchte zu Ihnen«,
sagte Sandmann.
    Alfred verbrachte den größten
Teil seiner Zeit in der Basketballmannschaft des Sportklubs der Universität. Er
brauchte den Ball nicht zu werfen. Nur hochzuhalten und in den Korb zu legen.
    Alfred hatte ein rundes,
ungeheuer gutmütiges Gesicht. Die Brille war hinderlich beim Sport, das verdroß
ihn nicht. Pickel blühten auf der Stirn und am Kinn. Nachwehen der Pubertät.
    Er blieb an der Tür stehen.
»Tessa! Du bist wenigstens da. Grüß’ dich. Hallo, Paul.«
    »Hallo.«
    »Ihr habt Besuch — tut mir
leid...«
    »Setz dich, Alfred«, sagte
Tessa ruhig. Sie war wieder ganz da. Sandmann sah interessiert zu, wie Alfred
sich einen Stuhl nahm und sich behutsam niederließ.
    »Bestimmt störe ich«, sagte
Alfred. Er fuhr durch sein Borstenhaar. Gelblichblasse Borsten. »Ich wollte nur
fragen, ob du weißt, wo Mara hingefahren ist. Verreist, sagt der Hausmeister.
Das hätte sie mir doch sagen können. Hat sie sonst immer gemacht. Ist doch
nichts dabei.«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist,
Alfred.« Tessa log, aber im Grunde hatte sie recht. Kein Mensch konnte sagen,
wo Mara jetzt war.
    »Sie hat dir auch nichts
gesagt?«
    Langsam drehte sie den Kopf hin
und her.
    Alfred sah recht ratlos aus. Er
heftete seine Blinzelaugen auf mich. »Dir auch nicht, Paul?«
    Eigentlich hätte er sich denken
können, daß ich nichts wissen konnte, wenn Tessa nicht wußte. Mara hatte es nie
für nötig gehalten, mich über das geringste zu informieren, was sie vorhatte.
    Sandmanns Stimme kam, bevor ich
antworten konnte. »Sagen Sie Herrn Noralsky, was mit ihr ist.«
    Ach. Ich. Fabelhaft. Er hatte
die Regie hier in dieser Szene. Er konnte einen Grund haben.
    »Mara ist tot, Alfred«, sagte
ich. Meine Stimme lag ein paar Töne höher als sonst.
    Alfreds Blinzeln verschwand.
Seine Augen wurden weiter, ich hatte sie noch nie so weit gesehen. Ich sah auch
seine Faust nicht, die blitzschnell vorschoß. Seine Finger schlossen sich um
meine Revers, mein Hemd, meinen Schlips. Er zog mich vor auf die Kante meines
Stuhls. Es wurde eng am Hals. Ich atmete durch den Mund und blieb ganz still.
Völlig sinnlos, nicht stillzubleiben.
    Alfred schüttelte mich. Er
schien nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein. »Was sagst du? Noch mal!«
    Eine winzige Hand legte sich
auf die Keule von Alfreds Unterarm.
    »Mhm —

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