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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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paar Zeilen.«
    »Maschine? Das kann ich gar
nicht.«
    Sicher. Zu allem waren seine
Hände nicht zu gebrauchen.
    »Nicht mal mit einem Finger?
Nur ein bißchen tippen. Geht bestimmt.«
    Alfred sah zu mir. Ich zuckte
die Schultern und nickte. Er setzte sich vor die Maschine. Der Stuhl knarrte.
    »Schreiben Sie bitte: Tessa,
süßes Kind. Die
    nächste...«
    Es war der Text aus dem Paket.
    Alfred schrieb. Er war
beklagenswert anzusehen. Die Tastatur klirrte, und die Typenhebel bogen sich.
Er schlug mit dem rechten Zeigefinger an. Ab und zu mit dem linken. Er
erwischte andauernd zwei Tasten zugleich, wenn nicht drei. Sandmann stand neben
ihm Er diktierte langsam. Seine Augen waren überall an Alfred Noralsky. Ich
konnte die Schrift auf dem Blatt erkennen. Schauerlich.
    »...in der Holzwolle.« Sandmann
verstummte. Alfred schlug die letzten Buchstaben an und hörte auf. Er drehte
den Kopf zu Sandmann hin. Die Schweißperlen waren wieder da. »Fertig? Was war
das?«
    »Das Anschreiben zur Sendung.«
Der Kommissar spulte das Blatt heraus. Er betrachtete es stumm, ohne Reaktion.
Alle sahen wir ihm zu.
    Schließlich sagte er: »Dafür
haben Sie nun wieder zuviel Kraft, Herr Noralsky. Das war es, was mich störte.
Es sei denn« — er wartete — , »es sei denn, jemand anders hat für Sie
geschrieben.«
    »Jemand anders?« fragte ich
schnell.
    »Hm. Zum Beispiel die Ermordete
selber. Gibt nicht viel Sinn. Aber bis jetzt gibt nichts viel Sinn.«
    »Sollen wir auch?« Tessas helle
Stimme tat wohl nach dem Geklapper von Alfred. »Ich habe noch mehr Papier.«
    Sandmann lächelte. »Hat keinen
Zweck. Das ist nicht die richtige Maschine.«
    »Ach! Warum mußte er dann
schreiben?«
    »Offenbar, weil der Herr
Kommissar wissen wollte, wie gut er kann«, sagte ich so trocken wie möglich.
Jetzt war ich es, den der Kleine anlächelte.
    »Nicht nur das, Herr Holland.
Er ist der einzige von uns vieren, der unter Umständen den Inhalt dieses Briefes
nicht gekannt hat.«
    Ich nickte langsam. Lauter
Teufeleien hatte der Kerl im Kopf.
    »Danke, Herr Noralsky. Nehmen
Sie mir nicht übel, was ich vorhin gesagt habe. Ein Polizist muß manchmal
spinnen. Lauter Gedanken. Früher hieß es immer: ›Herr, ich verdächtige
niemanden! Ich sammle Tatsachen, verstehen Sie? Tatsachen.‹ Ich für mein
Teil spinne lieber. Die Tatsachen kommen dann schon. Aber eins können Sie noch
für mich tun. Denken Sie nach, wer von Ihren Freunden oder Freundinnen das Buch
vom ›Rächer‹ von Ihnen geliehen hat. Schreiben Sie mir die Adressen auf einen
Zettel. Wenn es geht, auch die Berufe.«
    »Die Berufe«, sagte Alfred. Er
sah nicht mehr gefährlich aus. »Das will ich gern machen. Wenn ich’s
zusammenkriege.«
    »Gut.« Sandmann faltete Alfreds
Zettel zusammen und steckte ihn ein. »Dann wäre das wohl alles für heute. Für
Sie wenigstens. Für uns noch nicht.«
    Ich stellte eine Frage an
Tessa. »Was machen wir mit Großbritannien?«
    »Sag’s ihm.«
    »Wahrscheinlich müssen wir uns
recht eng zur Verfügung halten, Herr Sandmann. Tessa und ich wollten heute in
einer Woche nach England fahren, ihren Bruder besuchen. Können wir das?«
    Der Kommissar fuhr sich über
den Schädel. »Nächste Woche, hm. Reicht es, wenn ich Ihnen das kurz vorher
sage?«
    »Bestimmt. Gebucht haben wir.«
    »So.«
    »Ja.«
    Alfred nahm wieder seine Brille
ab und putzte sie. »Zum Begräbnis müßt ihr wohl auch noch.«
    »Natürlich, Alfred«, sagten
Tessa und ich gleichzeitig.
    Sandmann gab Tessa die Hand.
Sie hielt sie fest. »Wissen Sie schon etwas, Herr Sandmann? Irgend etwas? Warum
ist das passiert mit Mara? Warum?«
    »Warum?« sagte Sandmann
nachdenklich, »da gibt es manche Möglichkeiten. Manche. Wenn wir stur nach den
Motiven fragen — soll man immer tun in unserer Branche — , dann sind Sie drei
sehr dicht vor dem Staatsanwalt — aber verzeihen Sie, ich spinne schon wieder.«
— »Weiter!«
    »Tja. Ich habe vermutet, daß
Herr Noralsky hinter Mara her war und wenig Chancen hatte. Ist das so?«
    »Das ist so«, sagte Alfred.
    »Also könnte er sie umgebracht
haben. Eifersucht macht stark. Gebrauchsanweisung im ›Rächer‹. Gedeckt hat er
sich mit der Frage beim Hausmeister. Und hier hat er den Verlassenen markiert.«
    Alfreds Hände krümmten sich
erneut, aber sie wurden wieder lang. Sandmann schien es nicht zu sehen, oder
aber er tat nur so.
    »Und dann kommen schon Sie,
Fräulein Strong. Schlichte Geldgier. Fällt einer aus, erbt man eben mehr,

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